Der Politiker Klaus Berntsen, der vom Juli 1910 bis zum Juni 1913 auch der dänischen Regierung vorsteht, wird am 12. Juni 1844 auf der Insel Falster in Eskilstrup geboren.

Nach dem Schulbesuch absolvierte er ein Lehramtsstudium, in dem er von den Ideen von Nikolai Frederik Severin Grundtvig geprägt wurde, dem Begründer der dänischen Folkehøjskoler (Volkshochschulen). Später wurde er selbst Leiter der Volkshochschule von Bogense auf Fyn (Fünen). Daneben war er von 1880 bis 1887 Mitherausgeber der 1872 gegründeten Tageszeitung „Fyns Tidende“ sowie von 1893 bis 1895 der Zeitung „Friskolens Tidende“. Zuletzt war er von 1897 bis 1908 Direktor einer Kreditvereinigung.

Berntsen nahm schon frühzeitig am politischen Leben teil, war jedoch in den ersten Jahren trotz seiner populären Agitation ohne besonderen Einfluss innerhalb der Partei Venstre (Rechtsliberale Partei), sondern lediglich kommunalpolitisch tätig. Nach Gründung der Det Moderate Venstre (Moderate Rechtsliberale Partei) trat er 1880 zu dieser Gruppe über.

1873 wurde er erstmals zum Abgeordneten des Parlaments Folketing gewählt, dem er zunächst als Vertreter des Wahlkreises Bogense bis 1884 angehörte. Zwei Jahre später wurde er erneut zum Abgeordneten des Folketings gewählt, in dem er dann vierzig Jahre bis 1926 den Wahlkreis Assens vertrat. Mit 51 Parlamentsjahren ist er der Abgeordnete mit der bislang längsten Zugehörigkeit zum dänischen Parlament.

Insbesondere nach dem Zusammenschluss von Det Moderate Venstre und Venstre zur Venstre im Jahr 1910 gewann er zunehmend an Einfluss. Von Oktober 1908 bis Oktober 1909 war er Innenminister in den Kabinetten von Niels Neergaard und Ludvig Holstein-Ledreborg.

Am 5. Juli 1910 wurde er von König Frederik VIII., der sein persönlicher Freund war, zum Konseilspræsident (Regierungschef) ernannt. In seinem bis zum 13. Juni 1913 amtierenden Kabinett übernahm er zusätzlich das Amt des Verteidigungsministers.

Gerade wegen der persönlichen Freundschaft genoss seine Regierung die besondere Unterstützung des Königs. Nach dessen Tod und der Nachfolge durch König Christian X. wurde jedoch Kritik an der Regierung laut, in der insbesondere die Vernachlässigung sozialer Fragen angeprangert wurde. Noch 1913 versprach er eine Überarbeitung der Verfassung, wurde jedoch zuvor als PremierministerRegierungschef durch Carl Theodor Zahle abgelöst.

Zuletzt war er vom 5. Mai 1920 bis zum 9. Oktober 1922 im zweiten Kabinett Neergard erneut Verteidigungsminister.

Klaus Berntsen verstarb am 27. März 1927 in København.

von

Günter Schwarz – 12.06.2018