
Was geschah am 14. Juni 1710 in unserem Dänemark?
Der Rechtsgelehrte Peder Kofod Ancher wird am 14. Juni 1710 in Østerlarsker auf der Insel Bornholm geboren.
Seine Eltern waren der Pfarrer Jørgen Ancher und dessen Frau Johanne Kofod. Er heiratete 1742 die Pfarrerstochter Sophie Amalie Bildsøe aus Kjettinge auf Sjælland (Seeland), die nach nur vierjähriger Ehe 1746 verstarb. 1751 heiratete er ein zweites Mal Johanne Maria Sevel.
Ab 1722 besuchte er die Sorø Akademi in Sorø. 1726 begann er sein Studium in Theologie, das er 1730 erfolgreich (laudabilis = lobenswert, die zweitbeste Note) abschloss. Danach studierte er Rechtswissenschaften, was er 1738 ebenfalls mit Erfolg abschloss. 1741 wurde er Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, promovierte aber erst 1742. Er wurde Mitglied der „Norske Videnskabernes Selskab“ (Norwegische wissenschaftliche Gesellschaft). 1748 wurde er Dekan der juristischen Fakultät. Er hielt Vorlesungen bis 1756 und war dreimal Rektor der Universität. 1753 wurde er zusätzlich Richter am Overadmiralitetsret und Generaldirektor der Flottenverwaltung (Søetat) und im gleichen Jahr Richter am Obersten Gerichtshof mit dem Titel „Justizrat“.
Seine Themen waren Dänisches Zivilrecht, Dänische und Römische Rechtsgeschichte, Strafrecht, Prozessrecht, Kirchenrecht und Dänisch-Norwegisches Staatsrecht. Er war Anhänger der historischen Auslegung der Gesetze, um den Willen des Gesetzgebers zu ermitteln. Er verteidigte die dänisch-norwegische Regierungsform gegen die zeitgenössischen revolutionären Bestrebungen. Er kannte Rousseau und schrieb 1765 eine ausführliche Polemik gegen Montesquieus Schrift „De l’esprit des loix“. Besonders betonte er die originale Eigenständigkeit des dänischen Rechts vom Ursprung her.
Ab 1756 musste er aus Gesundheitsgründen seine Vorlesungen durch Assistenten vorlesen lassen. Auch in seinem Amt als Generalauditor musste er sich einige Jahre durch seinen Assistenten vertreten lassen. Seine Lunge war schwach, und er pflegte laut und temperamentvoll zu sprechen, was ihn so überforderte, dass er für 8 Monate auf dem Krankenbett lag. Mit königlicher Unterstützung machte er in den folgenden Jahren Kuren in Bad Pyrmont.
1766 wurde er „Etatsrat“, 1770 „wirklicher Etatsrat“ und 1774 Konferenzrat. Er hatte auch eine satirische Seite, die in seinem Artikel „Brevet til ingen om intet i Lov og Ret“ (Ein Brief an niemanden um nichts in Gesetz und Recht) (1765) in einer Weise zum Ausdruck kam, dass es Anstoß erregte und er selbst eine Gegenschrift verfassen musste: „Forsvar for Love og Lovkyndighed. Til Svar paa Brevet om Intet i Lov og Ret“ (Verteidigung von Gesetz und Gesetzeskunde. Antwort auf den Brief om Intet i Lov og Ret) (1765).
Er war erfolgreicher Unterhändler der Regierung bei den Bewohnern auf Bornholm, als diese sich unter Berufung auf ihre Privilegien von 1658 weigerten, neu eingeführte Steuern, wie die Salzsteuer zu entrichten. Er war auch Mitglied der Kommission für die Lehnsfolge in der Grafschaft Laurvigen. Er war weiterhin an der Erstellung verschiedener Gesetzentwürfe beteiligt. Zusammen mit Andreas Hojer und Henrik Stampe bildete Ancher ein Triumvirat, das im 18. Jahrhundert die dänische Rechtswissenschaft und -forschung beherrschte.
Als er 1783 sein Werk „Jydske Lov“ vorlegte, erhielt er vom König einen Brillantring mit dem Namenszug des Königs und der Aufschrift „merito“ und die Zusage einer Pension für seine Frau nach seinem Tod von 300 Rigsdaler aus der Kasse des Königs.
Peder Kofod Ancher verstarb am 05. Juli 1788 in København.
von
Günter Schwarz – 14.06.2018