Jeder zweite dänische Arbeitnehmer liest und beantwortet Nachrichten oder Mails aus seiner Firma in der Freizeit. Wir haben uns daran gewöhnt, ständig erreichbar zu sein, zeigt eine neue Umfrage.

Die Sommerferien haben nahezu landesweit schon begonnen, aber obwohl die meisten Dänen jetzt frei bzw. Urlaub haben, fällt es vielen ungewöhnlich schwer, die Arbeit komplett einzustellen. Einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft Business Denmark zufolge reagiert jeder zweite Däne darauf, in der Freizeit „Workflows“ (Nachrichten des Arbeitgebers) zu lesen und gar zu beantworten.

Und drei von zehn Dänen glauben, dass von ihnen erwartet wird, dass sie in der Freizeit und im Urlaub per Telefon und Post erreichbar sind. „Es wird irgendwie erwartet, dass wir immer verfügbar sind. Aber wir müssen uns von Zeit zu Zeit abmelden und unsere Mails an Feiertagen, in der Freizeit und im Urlaub nicht zu checken, weil wir eigentlich dumm sind, ständig beschäftigt zu sein“, sagt Jens Neustrup Simonsen, Präsident von Business Denmark gegenüber TV 2.

Die Arbeit ist nur einen Klick entfernt, besagt sie Umfrage, die vom Institut „Epinion“ im Auftrag von Business Denmark durchgeführt wurde. Sie zeigt, dass 55 Prozent der Befragten bestätigen, dass sie ihre E-Mails und Nachrichten überprüfen, obwohl sie wirklich frei haben sollten. Bei Männern sind es 45 Prozent. Und fragt man Experten, so sagen die, es liegt daran, dass unsere digitalen Gewohnheiten dazu geführt haben, dass unsere Arbeit immer nur einen Klick entfernt ist.

„Wir alle wissen es. Es ist wirklich schwer, sich von dem Smartphone oder Laptop fernzuhalten und herunterzufahren, und nicht von den Kommunikationsgeräten gelockt werden. Wir müssen lernen, besser zu werden und uns überwinden, von diesen Geräten los zu kommen“, sagt Jeanett Bonnichsen, Direktorin des Centers für Stress og Trivsel (Zentrum für Stress und Wohlbefinden). Ihrer Meinung nach wird die Grenze zwischen Arbeits- und Freizeitleben immer enger. Wir haben uns daran gewöhnt, dass es möglich ist, auf alle zuzuergreifen – die ganze Zeit.

„Wir müssen lernen, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu hören und lernen, zu unserem Arbeitgeber nein zu sagen. Wenn sie sich gestresst fühlen, empfehlen wir, den Urlaub zu beenden“, sagt Jeanett Bonnichsen.

Halten sie sich im Urlaub von geschäftlichen Nachrichten frei. Jens Neustrup Simonsen von Business Denmark fordert außerdem, dass sie mit ihrem Unternehmen einvernehmlich vereinbaren, dass sie im Urlaub und in der Freizeit keine Nachrichten erhalten.

Die Digitalisierung ist schleichend gekommen, so dass wir uns inzwischen daran gewöhnt haben, ein für allemal richtig Urlaub zu machen. Es ist notwendig, es zu artikulieren und darauf hinzuweisen, „Erinnere mich daran, lieber Freund, dass wir uns keine Mails schicken müssen, wenn wir Urlaub haben“, sagt Jens Neustrup Simonsen. Er weist darauf hin, dass wir unsere Arbeit irgendwann überall mit hinnehmen können, was bedeutet, dass die Mitarbeiter völlig vergessen, frei zu sein und frei zu haben.

„Unsere ,Denke´ braucht deshalb ab und zu eine Pause“, sagt der Präsident von Business Denmark zu TV 2.

von

Günter Schwarz – 07.07.2018