Der Teufel steckt im Detail, heißt es. Dass es jedoch auch in vielen anderen Bereichen sehr auf feine Nuancen ankommt, wird kaum sichtbarer, als in aktuellen Debatten um die liebe Kultur. Großmundig propagieren die Verfechter der abendländischen Kultur ihre Überlegenheit – ohne jedoch dabei die Details im Auge zu behalten. Insgesamt artikuliert sich Deutschland inzwischen kaum anders, als ein kulturelles Entwicklungsland. Dies nicht gemessen an eigenem kulturellen Verständnis, Wertschöpfung oder Identität… sondern gemessen an all den kleinen, inzwischen leider oft vollkommen verrohten Details.

Ein kulturell gebildeter Mensch wird in Deutschland schnell den Eindruck gewinnen, er wäre von Äffchen umgeben, deren stolzeste Errungenschaft geistiger Größe es ist, mit Zeichensprache nach Bananen zu betteln.

Der völlige Wegfall von Kultur oder deren Verständnis ist besonders dort sichtbar, wo „der Mob“ sich irgendwie artikuliert. Wenn wir uns eine feiernde Menge anschauen – oder all die Kommentarspalten-Schreiber, sei die Frage gestattet, ob DAS die Kultur sein soll, die es zu verteidigen gilt?

Zurück zu den Details…. wir werden es nicht schaffen, Deutschland über Nacht wieder in das Land der Dichter und Denker zu verwandeln. Sehr wohl aber können wir an uns selbst Beobachtungen anstellen – verbunden mit der Frage, ob wir etwas zu der kulturellen Identität von Schillers Erbe beitragen? Im Moment sieht es schlecht aus. Jedes Schulmädchen aus Irkutsk hat mehr Klassiker gelesen als ein deutscher Mittelständler oder Hochschulabsolvent.

Es sei denn, wir finden andere Dinge wichtiger. Dann natürlich ist es auch nicht schlimm, wenn kleine Kinder aus der russischen Tundra mehr über „unsere klassische Kultur“ wissen.

„Kultur“ ist letztlich ein Begriff steten Prozesses der Veränderung. Die Zeit der Literaturklassiker ist vorbei… Pornofilme sind ja auch „Kultur“. Der „Wertebegriff“ sei hier nun nicht besonders lobend hervorgehoben.

Trotzdem möchten wir zu diesem Gedankenexperiment anregen: Einfach mal die Augen schließen und sich fragen, ob man selbst wirklich DAS ist, was Jahrtausende der Evolution sich dabei gedacht haben?

Michael Schwarz, 14.07.2018