(Odense) – Es ist widerwillig, dass Bier und Kerzen vom diesjährigen Festival in Rauch aufgehen, heißt es von den Festivalhelfern des Tinderbox Festival, das bei Odense von Donnerstag, den 28.06.2018, bis Samstag, den 30.06.2018, seine ca. 45.000 musikbegeisterte Besucher mit Rock, Pop, Metal, und elektronischer Musik erfreute.

Das Gras in der Tausendjährigen Waldfläche bei Odense sprießt wieder und ist schön grün. Nur zahllose kleine Plastikstücke weisen noch darauf hin, dass das Waldgelände vor zwei rund Wochen den Rahmen für ein großes Festival mit 45.000 Gästen bildete. „Wir haben es wirklich sehr gut gemacht“, sagt Jens Ottesen, als er über dem Rasen blickt. „Es sah fast wie nach einem Dritten Weltkrieg aus, als wir hierher kamen. Denn sobald das Festival beendet war, warfen die Leute all ihren Dreck und Müll in die Gegend und ließen es für uns zurück.

Jens Ottesen war einer von insgesamt 75 freiwilligen Rentnern, die jeden Morgen um 07:00 Uhr den Platz für das Tinderbox Festival sauber machten. Dazu gehörte unter anderem eine sorgfältige Sortierung von Kunststoffabfällen. Aber das scheint jetzt zu einem Problem zu werden. „In diesem Jahr wurde uns gesagt, dass wir den Plastikmüll sortieren sollten, worüber wir zunächst nicht sehr begeistert waren“, sagt Jens Ottesen und erklärt, dass die Plastikabfälle in zwei verschiedenen Sackfarben sortiert werden sollte.


Es gab Zeiten, dass so viel Plastikmüll anfiel, dass dafür in den Containern gar kein Platz mehr war.
Mülltrennung und Nachhaltigkeit war etwas, was Tinderbox vor dem Festival angekündigt hatte. Der Festivalleiter erklärte unter anderem in den Medien, dass alle Kunststoffe aus dem diesjährigen Festrival recycelt werden sollten. Aber jetzt muss man feststellen, es ist nicht alles weg und dem Recycling zugeführt worden, da der Plastikmüll teilweise nicht zu verkaufen ist.

Ein großer Teil des von Jens Ottesen und Kollegen Eingesammelten Kunststoffabfalls wurde nicht zum Recycling gebracht. Es wurde einfach verbrannt. Viele Tonnen sind an Ort und Stelle in Rauch aufgegangen, und der restliche Plastikmüll, der sich noch in Containern befindet, droht das gleiche Schicksal. Darüber zeigt sich Jens Ottensen sehr enttäuscht. „Ich denke wirklich, dass wir sorgfältig gearbeitet haben“, sagt er.

„Aber es liegt kein Widersinn darin, dass der Müll zum Teil verbrannt wurde. Auf der anderen Seite hat sich der komplette Verkauf des Kunststoffmülls als nahezu unmöglich erwiesen“, sagt der Ressourcenmanager des Tinderbox Festivals, Jakob Baungaard. „Als Festival wollen und sollen wir möglichst alle Kunststoffabfälle recyceln. Aber manchmal stellt sich heraus, dass es nicht möglich ist, unseren gesamten Kunststoffabfall an die Abnehmer zu verkaufen, und dann haben wir keine Wahl, als ihn zu verbrennen“, fügt er hinzu.


Jakob Baungaard vor den dreckigen Abfällen – jetzt auf Standby.
In Dänemark gibt es nur eine Anlage, die Kunststoff reinigen kann, der für Lebensmittel verwendet wurde. Und diese ist so neu, dass sie nur für 14 Tage bereit ist und Abfälle annimmt – schon viele Kunden stehen Schlange. „Wir laufen tatsächlich über“, sagt Christian Bille, Geschäftsführer der dänischen Affaldsminimering (Abfallminimierung), wie diese Waschanlage sich nennt.

Tinderbox hat derzeit noch etwa vier oder fünf große Behälter gefüllt mit Bestecken, Bierbechern und Krügen, die recycelt werden sollen, aber die Behälter können nicht ewig dort bleiben. Irgendwann besteht die Gefahr, dass der Kunststoff zur Verbrennung geschickt werden muss, da er nicht recycelt werden kann“, erklärt Jakob Baungaard. „Im schlimmsten Fall müssen wir ihn zur Verbrennung schicken, was sehr schlimm ist, weil dadurch wichtige Ressourcen verloren gehen“, sagt er.

„Wenn Abfall verbrannt wird, geht es in die Umwelt“, sagt Kristian Syberg, außerordentlicher Professor für Umweltrisiken bei RUC (Roskilde Universitetscenter), „wenn solche Kunststoffabfälle aus den Festivals des Landes nicht recycelt werden. Plastik wird aus Öl hergestellt, und wenn es nur einmal verwendet wird, verschwenden wir eine teure Ressource“

„Wir verschwenden zu viel in Bezug auf das, was nachhaltig ist – ja, auf die Kapazität des Planeten. Ich denke, unsere größte Herausforderung besteht darin, eine Infrastruktur aufzubauen, damit wir Kunststoff auf intelligente Weise besser nutzen können“, sagt er.


Eine Nacht beim Tinderbox Festival. Das Reinigungspersonal hatte einen anstrengenden am Tag danach.
Mehrere dänische Unternehmen und Kommunen entsorgen ihre verschmutzten Plastikabfälle ins Ausland, um sie reinigen und recyceln zu lassen, aber viele Kommunen geben gleichzeitig zu, dass es unsicher ist, ob der Kunststoff tatsächlich gereinigt und recycelt wird, weil das System so undurchsichtig ist. Aus demselben Grund zieht es Jakob Baungaard vor, die Abfälle von Tinderbox in Dänemark zu belassen.

„Aber nicht nur Tinderbox musste in diesem Jahr in Dänemark seinen Plastikmüll verbrennen. Dasselbe Problem hatt auch das populäre Aarhusian Festival Northside vom 07. bis 09. Juni 2018“, klagt Jakob Baungaard mit Bezug auf sein Problem.

Auf die Frage, ob er verstehen kann, dass es einige freiwillige Helfer gibt, die Abfälle gesammelt haben und denen gesagt wurde, dass sie recycelt werden sollten, sich hinters Licht geführt sehen, antwortet er: „Ich kann das gut verstehen. Es ist enttäuschend für die Freiwilligen und andere zu erleben, die dazu beigetragen haben, auf unserem Festival Abfall fachgerecht zu entsorgen, dass das Plastik nicht recycelt wird, und als Ressourcenmanager bin ich derjenige, der am frustiertesten darüber ist, dass wir den letzten Schritt nicht tun können und der Kunststoff recycelt wird. Das große Problem ist, dass wir all diesen Kunststoff keinem anderen zuordnen können.“


Abfall im Tausendjährigen Wald
Ähnlich fühlt Jens Ottese. „Ich hoffe, sie haben ein wenig aus dem, was in diesem Jahr passiert ist, gelernt, damit es recycelt werden kann. Es muss doch möglich sein“, sagt er.

von

Günter Schwarz – 15.07.2018