Herzlichen Glückwunsch zum heutigen Geburtstag, Otto!

Die beschauliche Kleinstadt Emden hätte an der Mündung der Ems nahe der niederländischen Grenze ein ruhiges Dasein fristen können, wenn nicht einer ihrer am 22. Juli 1948 geborenen Bürger ausgezogen wäre, um neben Loriot und Heinz Erhardt als einer der erfolgreichsten Vertreter des deutschen Humors. den Deutschen das Lachen beizubringen: Otto Waalkes.

Selbstverständlich nicht er, der „Berufs-Ostfriese“, das einzige prominente Kind Emdens – Wolfgang Petersen, Henri Nannen, Karl Dall, das sind nur einige der bekannten Söhne der Stadt. Aber keiner von ihnen ist so mit Emden verbunden wie der blonde, schlaksige Typ mit den Comic-Ottifanten als Markenzeichen, der im Emder Arbeiterstadtteil Transvaal aufwuchs. Anlässlich seines 70. Geburtstags will die Stadt Otto zum Ehrenbürger machen. Zuletzt war diese Würdigung im Jahr 1988 dem Stern-Gründer Henri Nannen zuteil geworden.

1968 bestand Otto Waalkes am Gymnasium für Jungen in Emden die Abiturprüfung. 1970 nahm er an der Hochschule für bildende Künste Hamburg – nachdem er keinen Studienplatz in Freier Malerei erhalten hatte – ein Kunstpädagogikstudium auf, übte den Lehrerberuf jedoch nie aus. Seinen ersten Auftritt auf einer Bühne absolvierte er im Hamburger Folkloreklub Danny’s Pan, wo man für fünf Mark zehn Minuten lang sein Können zeigen konnte. In Hamburg wohnte er in der Wohngemeinschaft „Villa Kunterbunt“ mit vierzehn Mitbewohnern, unter ihnen Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen.

Was Otto Waalkes’ Humor so besonders macht, beruht auf Kalauern und Wortspielen sowie albern-witziger Sprache, Geräuschen und Körpersprache, die von jung bis alt alle Gesellschaftsschichten anspricht und zumindest zum Schmunzeln bringt, wenn schon die „Contenance“ gewisser Gesellschaftsschichten ein sich vor krümmendes und lautes Lachen nicht gestattet.

Ein stilistisches Mittel seiner Bühnenauftritte sind Parodien, beispielsweise Überarbeitungen bekannter Lieder, die er mit der Gitarre begleitet. In die humoristischen Vorträge bettet er Satire, politische Anspielungen, Zeit- und Gesellschaftskritik ein.

Waalkes gehört zu den Unterhaltungskünstlern, die den auch allgemeinen Sprachgebrauch beeinflusst haben; einen beträchtlichen Teil davon machen die frühen Jahre aus, in denen er überwiegend Texte der Neuen Frankfurter Schule verwendete. So geht der Ausspruch „Hast du mal ’ne Zigarette? Meine Schachtel steckt noch im Automaten!“ auf ihn zurück. Auch die Floskel „Einen hab’ ich noch!“ wird ihm häufig zugeschrieben, geht aber tatsächlich – wie viele andere seiner Sprüche auch – auf Heinz Erhardt zurück.

Aber wie den auch sei, viele Otto-Sketche, Lieder, Reime und Geräusche gehören längst zum kollektiven Gedächtnis der Deutschen und sind Kulturgut geworden. Bekannte Rollennamen von Otto Waalkes sind der Reporter Harry Hirsch, Frau Suhrbier und Oberförster Pudlich sowie Herbert von Karamalz (Parodie auf Herbert von Karajan und Anspielung auf das Malzbier). Zahlreiche Sprüche aus diesen Rollen werden sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern oftmals auswendig zitiert.

von

Günter Schwarz – 22.07.2018