(København) – Einem inhaftierten Mann, der am Mittwoch aus dem Gefängnis Vestre Fængsel (Westgefängnis) in København entflohen war, gelang dieses, weil er zuvor mit einem Besucher die Identität tauschte, bestätigte die Gefängnisleitung.

Die dänische Zeitung „Ekstra Bladet“ berichtete, dass der entflohene Gefangene ein 46-jähriger Mann aus Syrien ist. Das wurde allerdings zum Zeitpunkt des Erscheines des Berichtes noch nicht von den Behörden bestätigt.

Die Art und Weise der Flucht, die am Mittwochabend zu einer zweistündigen erfolglosen Jagd auch auf Københavns Hauptbahnhof führte, wurde von der Kriminalforsorgen (Kriminalitätsvorsorge) des dänischen Staatsgefängnisses per Presseerklärung bestätigt.

Laut der Behörde wurde der Identitätswechsel schnell, aber zu spät entdeckt, um die Flucht noch zu verhindern. Die Polizei von København wurde anschließend benachrichtigt, was zu einer Suche nach dem Mann führte, einschließlich der fast zweistündigen Vollsperrung des Hauptbahnhofs.

„Ekstra Bladet“ berichtete, dass es sich bei dem Flüchtling um einen 46-jährigen Syrer hsandeln soll, der in einem italienischen Ermittlungsfall bezüglich der Finanzierung der Terrororganisation al-Nusra, einer syrischen Organisation, die mit Al-Qaida verbunden ist, in Verbindung steht. Der Zeitung zufolge befindet er sich seit Januar in Untersuchungshaft in Dänemark und wartet auf seine Auslieferung nach Italien.

Ein 27-Jähriger, der die Identitäten tauschte, um die Flucht zu ermöglichen, wurde zunächst verhaftet und später allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt. „Wir glauben nicht, dass er die Kriterien für eine vorläufige Inhaftierung erfüllt, deshalb wurde er freigelassen, wird aber strafrechtlich nach Paragraph 124 wegen Fluchthilfe angeklagt werden“, sagte der stellvertretende Polizeichef von Københavns Polizei, Brian Belling, gegenüber dem „Ekstra Bladet“.

Von der Polizei hieß es am Donnerstag, dass sie den Mann nicht als Gefahr für die Öffentlichkeit betrachtet, trotz der Entscheidung, den Hauptbahnhof in København während der Durchsuchung kurzfristig zu evakuieren. „Wir bewerteten dieses für einen schweren Vorfall und entschieden deshalb, dass eine Evakuierung notwendig sei. Gleichzeitig hatten wir Leute im Einsatz, die der Aktion seine Akten durchschauten und die sagten, dass er allein keine Gefahr darstelle“, sagte Peter Dahl, leitender Ermittler von Københavns Polizei. Dahl lehnte es ab, den Fall aus Italien, in den der Mann verwickelt sein soll, weiter zu kommentieren und bestätigte den Bericht von Ekstra Bladet nicht.

Das Gefängnis von Vestre Fængsel liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs, was die Suche und Schließung notwendig machte, aber es ist nicht sicher, dass der Flüchtlige überhaupt am Bahnhof war, fügte Dahl hinzu. Der Beamte bestätigte jedoch, dass der gegenwärtige Aufenthaltsort des Mannes unbekannt sei.

Kriminalforsorgen sagte, es habe eine interne Untersuchung zu den Fluchthintergründen eingeleitet, berichtet die Tageszeitung „Politiken“. „So etwas darf natürlich nicht passieren, und es ist sehr bedauerlich. Wir sind daher jetzt in einer internen Untersuchung, um herauszufinden, welche Verfahren fehlgeschlagen sind und wie wir ähnliche Vorfälle in Zukunft vermeiden können“, sagte Gebietsleiterin Anne Erlandsen von der regionalen Sektion der Behörde in einer Presseerklärung.

von

Günter Schwarz – 05.08.2018