Der Zimmererstreik in København, der am 05. August 1794 seinen Anfang nimmt, ist die Bezeichnung der Ereignisse, die zum ersten Generalstreik in Dänemark führten.

Lange vor 1794 kam es zu Tumulten unter den Bauhandwerkern in København. Nach dem verheerenden Brand von København im Jahre 1728 gab es immer wieder Unruhen, weil die dänischen Handwerker unzufrieden über die vielen deutschen Handwerker waren, die in die Stadt kamen, um an den Wiederaufbauarbeiten teilzunehmen. Dieses führte zu einigen heftigen Zusammenstößen zwischen den dänischen und deutschen Bauarbeitern.

Die Entwicklung machte es den Meistern auch schwerer, die Zügel durch das Verhalten der Zuzügler zu straffen. Die Anzahl der Handwerksgesellenen stieg während des Zeitraums bemerkenswert an. Um 1746 hatten 30 Zimmermannmeisterer 350 Gesellen, 56 Jahre später hatten 39 Meister 716 Gesellen. Der gleiche Anstieg konnte ebenfalls in den anderen Baubranchen gemessen werden. Vor allem die vielen Bauarbeiten in der Stadt führten zu einem Anstieg im Handel und Wachstum. Die große Anzahl von Bauhandwerksgesellen öffnete den meisten von ihnen die Augen zu erkennen, dass sie niemals Meister werden und sich fest niederlassen können würden. Es waren einfach zu viele Handwerker auf dem Arbeitsmarkt.

Zuvor hatte die Gesellen immer die Druckmittel, dass sie die Stadt verlassen konnten und den Meister wechseln. Aber es gab nicht wenige Gesellen, die eine Familie hatten und die sich als ständige Gesellen niedergelassen hatten. Jetzt konnten die Meister Druck auf die Arbeits- und Lohnbedingungen ausüben, was bedeutete, dass die Arbeiter ihrerseits auch neue Druckmittel durchsetzen mussten. Darunter war als wichtigste´s Druckmittel der Streik.

Das Streikrecht hatten sich die Bauhandwerksgesellen schon 1733 beim Wiederaufbau des Schlosses Christiansborg erkämpfen können, das zunächst nur für die Baustelle galt. Die königlichen Behörden befürworteten nicht die Einführung eines grundsätzlichen Streikverbots, das 1749 auf alle Handwerker und deren Innungen in København ausgedehnt wurde. So verpflichteten sich die Behörden, das Verhalten der Parteien zu kontrollieren, als die Meister weitgehend ihre Kontrolle über die Gesellen verloren. Für ungenehmigte Zusammenrottungen wurden seitens der Behörden sogar Strafen bis zur Todesstrafe verhängt, um diese zu verhindern.

In den Jahren 1761 – 1764 war Jørgen Andersen Brandt Vorsitzender des Handwerkerverbandes. Er besaß auch eine Bierausschankstube, in der sich die Parteien treffen und die Bedingungen diskutieren konnten. Er erschien auch bei der Arbeit auf den Arbeitsstellen und verlangte Einsicht in die Arbeitsbedingungen. Er war einer der ersten engagierten Fachmänner, und er setzte Maßstäbe, die die Meister und deren Gesellen zu wahren versuchten. Das war unter anderem noch eine ganz andere Inspiration einer Verhaltensweise, die schließlich 1794 im Schreinereistreik gipfelte.

Svendens Hauptziel war es, die Lohnbedingungen zu verbessern und soziale Sicherheit im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit zu erreichen. So hatte er schon lange vor 1794 versucht, an diesen Bedingungen zu arbeiten, aber die strengen Gesetze, die es ihm verboten, öffentliche Versammlungen abzuhalten oder gar Unterschriften zu sammeln, machten es schwierig.

Die Unzufriedenheit war lange unter den hitzigen Gemütern zwischen den Kontrahenten ausgetragen worden. Dann im Sommer 1794 waren die Gesellen bereit, jede Gelegenheit zu ergreifen, um zu handeln. Der Anlass dafür kam im Juli, als den drei deutschen Gesellen Johan Lindner, Johan Runge und Herman Winther die Erlaubnis verweigert wurde, ihre Arbeit aufzugeben und auf Wanderschaft zu gehen. Der Grund der Kündigungsverweigerung war, dass es Sommer und damit Hauptsaison für Bauarbeiten war und Bedarf an Arbeitern bestand.

Der Fall kam vor das Polizeigericht, wo einer der drei verhaftet wurde, die anderen beiden jedoch zunächst nicht. Es kann darüber diskutiert werden, ob es sich um eine geplante Aktion von der Arbeitgeberseite handelte. Einer der Gründe für die Niederlage der Gesellen vor Gericht war dann, dass sie sich im Gerichtssaal extrem provokativ und konfrontativ verhalten hatten. Sie wurden zu einigen Tagen Haft bei Wasser und Brot verurteilt. Dieses Urteil führte jedoch dann zum Ausbruch des Konflikts.

Über 400 Zimmerergesellen legten die Arbeit nieder und gingen zu ihrer Handwerkerherberge. Hier kam der Kaplan der Nikolaj-Kirke I.H. Rørbye ins Spiel, indem er versuchte, die Gesellen zu überreden, die Arbeit wieder aufzunehmen. die Befragten lehnten das aber ab.


Priester ermahnt die Zimmerleute. Satirische Zeichnung von 1794 nach der der Kaplan der Nikolaj-Kirche I. H. Rørbye versucht, die streikenden Zimmerleute im Haus ihrer Handwerker zur Rückkehr an ihre Arbeit zu überzeugen.

Polizei und Militär umzingelten die Herberge und nahmen alle anwesenden 202 Personen fest. 78 von ihnen wählten unter Druck, wieder zur Arbeit zu gehen, während der Rest zu vier bis sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt wurde. Nach der Verkündung dieses Urteils begann eine Solidaritätskampagne unter der anderen Handwerkern Københavns. 2000 von 2.700 Handwerker gaben die Arbeit sofort auf. Wegen des Streiks sah sich das Gericht gezwungen, das Urteil sehr bald abzuwandeln. Die verurteilten deutschen Gesellen wurde aus Dänemark ausgewiesen, während die dänische Gesellen begnadigt wurden.

Dieser erste Generalstreik in Dänemark war für die Behörden ein Schock und bewies, dass die Handwerker ein wirksames Druckmittel gegen die Autoriten hatten. Es brachte auch die Behörden dazu, die Meister aufzufordern, die Löhne der Gesellen zu verbessern, und im Jahr 1800 führten die Folgen des Steiks zu einem königlichen Erlass, in erste Linie diente es dazu, den Gesellen nicht nur ein gesichertes Recht über den Lohn auszuhandeln und zuzusprechen, sondern der Erlass gab auch den Meistern die Autorität, Sanktionen für ähnliche Aktionen wie die des Streiks festzulegen.

Die meisten Handwerker waren weitaus weniger als die der Zimmerer, und bei ihnen lief diese Entwicklung viel friedlicher ab, weil die Meister der anderen Bauberufe die Entwicklungen leichter kontrollieren konnte.

Der Dichter Malthe Conrad Bruun veröffentlichte anonym die radikale politische Zeitschrift „Der Alarm“, die in Verbindung mit den Unruhen gestanden hatte und in sie verwickelt war. Dafür wurde der Verlag zu 200 Rigsdaler (Reichsthaler) Geldstrafe verurteilt.

von

Günter Schwarz – 05.08.2018