
Was geschah am 23. September 1925 in unserem Dänemark?
Der letzte Einsatz der Fregatte „Jylland“ für die Sicherheit Dänemarks endet nach 65 Jahren teils unterbrochener Dienstzeit am 23. September 1925 endgültig.
Die Fregatte „Jylland“ (Jütland) ist ein in Ebeltoft nahe Aarhus in einem Trockendock des Museumshafens liegendes historisches Kriegsschiff in holzbauweise. Mit 71 Metern Länge ist sie das längste erhaltene Schiff ihrer Art.
Die „Jylland“ war die letzte aus Eichenholz gebaute (Schrauben-)Fregatte der dänischen Marine, die zudem noch mit ursprünglich 44 Vorderladerkanonen bewaffnet wurde. Gegen einen Befall mit dem Schiffsbohrwurm und ähnlichem wurde der Rumpf unterhalb der Wasserlinie mit Kupferplatten verkleidet.
Als Vollschiff hat sie drei vollständig rahgetakelte Masten. Sie war zusätzlich mit einer heute nicht mehr an Bord befindlichen Dampfmaschine ausgestattet, die dem Schiff insbesondere im Gefechtsfall und in engen Gewässern wie z. B. Häfen einen windunabhängigen Einsatz ermöglichte. Mit dem Maschinenantrieb konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 12 Knoten erreicht werden, wobei der Vorrat an Kohlen einen etwa siebentägigen Einsatz ermöglichte. Um den Strömungswiderstand des Schiffes im Wasser zu reduzieren, konnte die zweiflügelige Schiffsschraube ausgekuppelt und über die Wasserlinie gezogen werden. Unter Segeln – zwischen 2000 und 3000 m² Segel konnten gesetzt werden – konnte eine Geschwindigkeit von 15 Knoten erreicht werden.
Technisch war die 1856 aufgelegte „Jylland“zum Zeitpunkt ihres Stapellaufes im Jahr 1860 bereits veraltet, da zu dieser Zeit der Bau von Kriegsschiffen aus Holz zugunsten des Baus aus Stahl (oder mit einer Panzerung aus Stahl) und die Vorderladerkanone durch die Hinterladerkanone abgelöst wurden.
Die Fregatte wurde 1856 bis 1860 in København auf der Marinebasis Holmen gebaut. Am 9. Mai 1864 nahm sie im Rahmen des Deutsch-Dänischen Krieges an dem Seegefecht bei Helgoland auf dänischer Seite teil. Es war die letzte Seeschalacht, an der die dänische Marine beteiligt war und die sie gegen eine kleine Flotte der Seestreitkräften Preußens und Österreichs gewonnen hat. Jedoch hatte der Sieg der Dänen in diesere Schlaht keinen Einfluss auf den Ausgang des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864.
Nach Ende des Krieges 1866 wurde sie mehrfach wechselnd als Exerzierschiff und für zahlreiche Fahrten eingesetzt. Zusätzlich diente sie repräsentativen Zwecken; so wurde sie 1874 und 1886 als Schiff des dänischen Königs Christian IX. genutzt und eskortierte diesen 1880 auf der Yacht „Dannebrog“. 1887 schied die Fregatte aus dem aktiven Dienst aus.
Ab 1892 wurde sie reaktiviert und wieder als Exerzierschiff sowie als schwimmende Kaserne genutzt, bis sie 1908 endgültig außer Dienst gestellt und zur Abwrackung verkauft wurde. Durch verschiedene Rückkäufe wurde die Abwrackung verhindert.
Während des Ersten Weltkrieges wurde sie als Ausbildungsstätte für Seefunker genutzt. Danach versuchten die Käufer mehrere Jahre lang vergeblich Geld für die Wartung der Fregatte zu sammeln, bis es vom Gutsbesitzer Schou aus Palsgaard unweit von Juelsminde in Jylland übernommen wurde. Die „Jylland“ lag in Sandbjerg Vig nördlich von Juelsminde und diente bis zum 23. September 1925 als Telegraphenstation.
Ab 1925 wurde von verschiedenen Vereinen und Initiativen die Erhaltung der „Jylland“ angestrebt und unterstützt, was schließlich die Abwrackung des Schiffes verhindern konnte. 1930 erfolgte eine Instandsetzung. Von 1934 bis 1949 lag sie in Holmen und diente als Jugendherberge bis die Fregatte 1960 als Wrack nach Ebeltoft kam.
1979 ging die Fregatte in Stiftungseigentum über. Diese Stiftung organisierte eine Spendensammlung und konnte den dänischen Reeder Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller als Hauptförderer gewinnen. Nach dem Bau des Trockendocks wurde das Schiff darin ab 1984 umfassend renoviert, so dass unter anderem ein Kielbruch endlich beseitigt werden konnte.
Seit 1994 steht die „Jylland“ als Museum für Besichtigungen offen. Sie ist Teil eines maritimen Museums, das rund um das Trockendock, in dem sie liegt, aufgebaut wurde. In diesem Museum werden Teile ihrer Geschichte, aber auch andere geschichtsrelevante maritime Ereignisse dargestellt. Zudem lässt sich dort ein Blick auf damalige Fertigungstechniken werfen, da sich in einem frei zugänglichen Anbau auf dem Museumsgelände verschiedene Fertigungsbereiche für Schiffsteile, Taue (z. B. Reeperbahnen) u. ä. befinden.
Das Schiff ist 71 m lang, 13 m breit und hatte eine Verdrängung von 2456 t. Der Großmast hat eine Höhe von 53 m. Die Besatzung betrug 437 Mann. Die „Jylland“ konnte an einigen Rahen Leesegel an hinausschiebbare Spieren anschlagen, um schwache Winde besser auszunutzen.
von
Günter Schwarz – 23.09.2018