Der Begriff „Firnis“ leitet sich ursprünglich von „vernice“ = Sandarakharz ab; der „vernice liquida“, ein aus Leinöl und Sandarakharz gekochter Öllack, war der vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gebräuchlichste Gemäldeüberzug. Im Bereich der Kunsttechnologie ist Firnis der Sammelbegriff für transparente filmbildende Überzüge, die neben der optisch-ästhetischen auch eine konservierende Funktion zu erfüllen haben:

Durch die Reflexion des Lichtes und ihrem eigenen Lichtbrechungsvermögen sollen Firnisse Glanz und Tiefenlicht auf der Gemäldeoberfläche erzeugen. Gleichzeitig soll ein Firnis als durchgehender dünner Film die Malschicht vor mechanischen Schäden in Form von Kratzern oder Abrieb sowie vor Staubablagerung schützen. Allerdings schützen Firnisse die Malschicht nicht vor UV-Strahlung und bieten nur begrenzten Schutz vor Oxidationsreaktionen.

Ein Gemäldefirnis sollte in der Lage sein, möglichst alle dieser Kriterien simultan erfüllen zu können. Dass ein Firnis dabei Eigenschaften hat, die Gemälderestauratoren vor neue Herausforderungen stellen, wurde erst im Laufe der Jahre bekannt. So neigen historische Firnisse zu einer starken Vergilbung, die ein Gemälde mit der Zeit unansehlich werden lässt. Bei Gemälderestaurierung konzentriert sich der Restaurator nicht selten ausschließlich um die Abnahme solcher vergilbten Firnisse, sofern keine mechanischen Schäden an dem Kunstwerk vorliegen. Hierzu wird die Firnis mit speziellen Reinigungsmitteln von der obersten Malschicht „gewaschen“. Allein dieser Vorgang reinigt ein Gemälde komplett. Im Anschluß wird ein Restaurator das Gemälde wieder mit einer Firnis überstreichen, die dem Original entsprechen sollte.

Dr.(phil) Galina Shymkova, 06.10.2018