Am 1. November feiern die katholischen Christen einen hohen Feiertag ihrer Kirche. Doch was ist die Bedeutung von Allerheiligen? Viele freuen sich über einen freien Tag, der in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ein gesetzlicher Feiertag ist, aber die meisten Menschen kennen die Bedeutung des Festes Allerheiligen nicht oder sie raten etwas wie „Irgendwas mit Toten und Gräbern oder so…“, weil viele Gläubige an diesem Tag neben dem Gottesdienst auch die Friedhöfe aufsuchen, auf denen ihre verblichenen Familienmitglider beigesetzt sind.

Allerheiligen ist jedoch ein sehr alter katholischer Feiertag und gilt als eines der Hochfeste der katholischen Kirche. Die Ursprünge von Allerheiligen gehen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. zurück – also noch bis ins römische Reich. Zunächst wurde Allerheiligen am Sonntag nach Pfingsten gefeiert, wodurch sein Zusammenhang mit dem Auferstehungsfest Ostern deutlich werden sollte.

Im 8. Jahrhundert wurde der Feiertag von Papst Gregor III. für die Stadt Rom auf den 1. November verlegt. An diesem Tag weihte er eine Kapelle in der Basilika St. Peter allen Heiligen. Das Fest verbreitete sich zunehmend in der ganzen Westkirche. Papst Gregor IV. legte 835 Allerheiligen dann für die gesamte Westkirche auf den 1. November fest. Erst im Jahr 1475 bestimmte Papst Sixtus IV. Allerheiligen zum gebotenen Festtag für die ganze Kirche.

Allerheiligen gilt als einer der Höhepunkte im Kirchenjahr zu denen unter anderem auch Weihnachten, die Tagen der Karwoche bis zum Ostersonntag, Christi Himmelfahrt oder Pfingsten gehören. Auch an Allerheiligen gibt es in der Kirche eine besonders feierliche Liturgie im Gottesdienst. Wie an Ostern, Weihnachten und bei der Verehrung der Gottesmutter Maria tragen die Geistlichen weiße Gewänder. Diese liturgische Farbe verdeutlicht die Reinheit und Freude des Festes Allerheiligen.

Wie der Name Allerheiligen belegt, ist dieser Feiertag keinem einzelnen Heiligen gewidmet, sondern deren Gesamtheit – also allen Heiligen. Weil 365 Tage eines Kalenderjahres nicht ausreichen, um allen verehrten Menschen einen Gedenktag im Heiligenkalender zu gewähren, feiert die katholische Kirche Allerheiligen als allgemeinen Gedenktag. Zur Verdeutlichung: Allein während des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. vom 16. Oktober 1978 bis zum 02. April 2005 wurden 482 Personen heiliggesprochen. Insgesamt kennt die katholische Kirche knapp 7.000 Heilige und Selige (die Vorstufe einer Heiligsprechung).

Aber wer oder was sind eigentlich Heilige, derer die Katholiken an Allerheiligen gedenken? Wie Papst Benedikt XVI. schon betonte, handelt es sich zunächst einmal um Menschen, die definitiv bei Gott im Himmel angekommen sind. Als Belege dienen Wunder, die Gott auf Fürsprache der Heiligen gewirkt hat. Dazu zählen etwa Heilungen, die nach dem „Stand der Wissenschaft“ nicht erklärbar sind. Um dies zu belegen, zieht die Kirche – auch nichtgläubige – Wissenschaftler zu Rate.

Märtyrer, also Menschen, die für ihren Glauben sogar den Tod in Kauf genommen haben, können auch ohne Wunder selig- und später heiliggesprochen werden. Jeder Gläubige darf einen Seligen oder Heiligen verehren (nicht anbeten – das ist Gott alleine vorbehalten) und um seine Fürbitte bei Gott bitten.

Wichtig für den Status als Seliger und Heiliger ist in jedem Fall ein vorbildlich christlicher Lebenswandel, der übrigens nicht frei von Sünden sein muss. Heilige und Selige sollen für alle Christen Vorbilder im Glauben sein. Benedikts Nachfolger, Papst Franziskus, hat übrigens bei seinem ersten Allerheiligen-Fest 2013 betont, dass wirklich jeder Christ zum Heiligen werden kann. Und auch gleich skizziert, wie man das am besten anstellt: „Niemals hassen, sondern den anderen, den Bedürftigsten dienen; beten und in der Freude leben; das ist der Weg der Heiligkeit!“

von

Günter Schwarz – 01.11.2018