Was geschah am 19. November 1990 in unserem Dänemark?
Die Textilfirma „Nordisk Fjer“ stellt am 19. November 1990 die Zahlungen ein, bevor sie im März 1991 in den Konkurs geht und dammit einen der größten Wirtschaftsskandale in der Geschichte Dänemarks auslöst.
„Nordisk Fjer“ war ein dänisches Textilunternehmen, das 1991 unter großer medialer Aufmerksamkeit in Konkurs ging, was teilweise auf den arbeitenden Vorstandsvorsitzenden und den Selbstmord des Geschäftsführers Peter Petersen zurückzuführen war. Der Zusammenbruch des Unternehmens war Milliarden in Milliardenhöhe und gilt als größter dänischer Geschäftsskandal.
Die Firma „Nordisk Fjer“ wurde am 20. März 1901 in Svendborg von Hans Ove Lange als Aktiengesellschaft gegründet, die von Beginn an vornehmlich Federn und Daunen aus China und Russland inportierte und sie für den europäischen Markt verarbeitete. Das Unternehmen wuchs im Laufe der Jahre zu einem internationalen Konzern mit Fabriken und Vertriebsgesellschaften in vielen Ländern und zu Spitzenzeiten mit mehr als 4.300 Mitarbeitern in 12 Ländern an. Der Fokus wurde allmählich von der Verarbeitung und dem Handel mit Federn und Daunen über die Herstellung auf den Verkauf von Bettdecken, Kissen und Bettwaren verlagert.
Die Fabrik befand sich in Frihavn am heutigen Amerika Plads in København, und die von Victor Nyebølle entworfenen Gebäude sind immer noch in einer stark umgebauten Form vorhanden. Sie werden derzeit von staatlichen Behörde „Banedanmark“ genutzt, die der größte dänische Eisenbahninfrastrukturverwalter ist und dem Transport- und Bauministerium untersteht.
Bis zum Jahr 1990 wurden die Prinzipien im Rechnungswesen der Buchhaltung innerhalb von sechs Jahren 32-mal geändert und der Abschlussprüfer achtmal ersetzt. Viele Finanzmittel wurden zum Frisieren von Konten verwendet. Als eine der letzten Maßnahmen hierbei hatte der Geschäftsführer, Johannes Petersen, der auch Vorsitzender der „Nordisk Fjer“-S/A (AG) war, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im September 1990 erklärt, dass 52% des Kapitals das Grundkapital der Tochtergesellschaft „Northern Feather International“ an drei ausländische Partner verkauft wurde. Der Verkauf ist jedoch von einem dieser Partner abgelehnt worden. Kurz darauf beging der Vorstandsvorsitzende Johannes Petersen am 18. November 1990 in seinem Sommerhaus am Præstø Fjord Selbstmord.
Das Unternehmen ging n der Folge dann im März 1991 in den Konkurs mit einer Verschuldung von vier Milliarden Kronen (536 Millionen Euro) und einem negativen Eigenkapital von 1,5 Milliarden Kronen (201 Millionen Euro).
Nach dem Konkurs wurde ein Teil des Unternehmens, die „Nordic Textile Væveri“ mit einer eigenen Fabrik in Odense weitergeführt. Sie wurde nicht mit in den Skandal um „Nordisk Fjer“ hineingezogen und ging schließlich 2011 in die „Arctic A/S auf.
Das Nordisk Kollegium wurde 1942 von H. O. Lange als Wohnsitz für männliche nordische Studenten während ihres Studiums gegründet. Bis zur Insolvenz wurde das Kollegium von „Nordisk Fjer“ finanziell unterstützt.
Der Zusammenbruch von „Nordisk Fjers“ wurde 2016 unter dem gleichnahmigen Titel von Det Kongelige Teater (Das Könihliche Theater) in København mit großém Erfolg auf die Bühne gebracht.
von
Günter Schwarz – 19.11.2018