Der bedeutenden Linguist Rasmus Christian Rask wird 22. November 1787 in Brændekilde auf der Insel Fyn (Fünen) geboren.

Rasmus Rask war der Sohn des Schneiders Niels Hansen Rasch (1749-1810). Der Vater muss ein begabter Mann gewesen sein, der sich unter anderem auch in der medizinischen Kunst verstand und wegen seiner Glücksheilung als „kluger Mann“ einen guten Ruf hatte; Er besaß eine recht gute Büchersammlung, insbesondere von historischen Werken. Er war dreimal verheiratet. Rasmus Mutter war seine zweite Frau, Birthe Rasmusdatter, die am06. August 1801 im Alter von 47 Jahre verstarb.

Rasmus Rask war bei der Geburt sehr klein und zerbrechlich und war als Kind nach wie vor schwach, so dass der Vater, als die drei anderen in dieser Ehe geborenen Kinder starben, sich beklagte, dass der „Herr“ ihm nur erlaubt hatte, das Kind zu behalten, was nicht wichtig ist.

Dieses Kind, Rasmus, bewies ihm aber bald, wie unrichtig dieses Urteil war und dass im schwachen Körper des Sohnes ein ziemlich ungewöhnlicher Geist lebte. Der Vater las ihm auch Anweisungen vom Pfarrer P. Jacobsen vor, nachdem dieser von seiner Gabe erfahren hatte. Später las Rasmus fleißig in der Büchersammlung des Vaters, was sweinen geistigen Horzont gewaltig erweiterte.

So wurde dann entschieden, dass er den Weg einer akademischen Ausbildung gehen sollte, und im Juni 1801 wurde er in die Odense Latinskole )Lateinschule Odense) aufgenommen. Aus seiner Schulzeit gibt es eine Reihe von Zeugnissen über das Interesse des kleinen Jungen vom Land unter seinen Lehrern – von denen einige hervorragend waren – durch seinen Fleiß, seine schnelle Auffassungsgabe, sein sicheres Gedächtnis, seine gute Beachtung und seine scharfen Bemerkungen darüber den schnellen Fortschritt, den er machte, und den erregenden Einfluss, den er auf Mediziner ausübte, einschließlich N. M. Petersen.Sein Verlangen nach Wissen und Klarheit führte ihn früh über die Anforderungen der Schule hinaus.

Von Anfang an interessierte er sich für Geschichte und besonders für die nordische Zeit, begann er im Frühjahr 1804 Isländisch zu studieren. Dazu benutzte er von einem Lehrer geliehene Heimskringla-Ausgaben, und schon ein Jahr darauf freute er sich sehr darüber, dass er die Sprache gut beherrschte. Ohne andere Hilfsmittel als die begleitende dänische Übersetzung zog er die Wörter und Formen der Sprache aus dem Text heraus und verwendete dabei sowohl ein Wörterbuch als auch eine ganze Grammatik Es ist klar, dass ihn die sprachliche Seite nach und nach mehr gefanden hielt als die historische. Von Isländisch ging er zu über zu anderen Sprachen wie Gothisch und Angelsächsisch.

Eine Frage, die ihn schon sehr interessierte, war das dänische juristische Schreiben, insbesondere nach der Ankunft seines Lehrers S.N.J. Blochs Anerkennungsgesetz (1805), und er selbst stellte ein System von Verlautbarungen als nächstliegende Richtlinie her. In diesem Zusammenhang heißt es, dass ab dieser Zeit der geänderten Schrift seiner Väter Rasch Rask angesprochen wurde.

Rasmus Rask sprach schließlich 25 Sprachen und Dialekte, mehr als 50 hatte er studiert. Nach einer Studienreise nach Island veröffentlichte er im Jahr 1818 in København die bahnbrechende Arbeit „Undersøgelse om det gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindelse“ (Untersuchung der der alten nordischen oder des Ursprungs isländischer Sprachen).

Um auch die entfernteren Verwandten der – wie er sie nannte – „thrakischen“ Sprachen zu studieren, unternahm er mit finanzieller Unterstützung des Königshauses von 1816 an eine Reise nach Indien. Sie führte über Stockholm, Petersburg, Moskau, Astrachan, Tiflis und Persien nach Bombay (1820) und Ceylon. Hier konnte er wertvolle Pahlavi- und Pali-Handschriften erwerben. Nach seiner Rückkehr an die Universität København im Jahr 1823 wurde er zum Professor der Literaturgeschichte, später der Orientalistik ernannt. 1825 gründete er zusammen mit Carl Christian Rafn die Nordische Altschriftgesellschaft.

1823 entwarf Rask eine aposteriorische Plansprache, die allerdings erst aus dem Nachlass heraus veröffentlicht wurde und die die spätere Diskussion nicht beeinflusst hat. Die Besonderheit liegt in der modernen Argumentation von Rask für eine Plansprache sowie im frühen Zeitpunkt – erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Welle von Plansprachenprojekten.

Seine eingehenden und systematischen Untersuchungen der altnordischen Sprache nach Syntax und Lautlehre lieferten den Nachweis, dass sie eng mit den übrigen germanischen, aber auch mit den slawischen und baltischen Sprachen sowie mit dem Lateinischen und Griechischen verwandt sind.

Der deutsche Sprachforscher Jacob Grimm wurde auf diese in dänischer Sprache geschriebene Arbeit aufmerksam und verfasste eine Rezension dazu, in der er aber nur zeigte, dass er Rasks Ansatz gar nicht verstanden hatte. Erst einige Jahre später benutzte Jacob Grimm Rasks Ergebnisse, ohne deutlich zu machen, woher er sie eigentlich bezog. Da Rask seine Arbeiten nur auf Dänisch publizierte, bestand auch keine Gefahr, dass dieses unehrenhafte Verhalten bemerkt würde. Rasks Verteidigung verhallte ungehört. Deshalb wird das sogenannte „Grimmsche Gesetz“ von einigen Wissenschaftlern auch „Rask’s Grimm’s rule“ genannt.

Gleichfalls bahnbrechend war Rasks Arbeit über die Zendsprache, in der er nachwies, dass die Sprache der Parsen mit dem Sanskrit eng verwandt ist. Auch die ural-altaischen und kaukasischen Sprachfamilien konnte Rask noch vor seinem frühen Tod eingehend behandeln.

Seine Arbeiten wurden wegen seines nicht dem Zeitgeist entsprechenden systematischen Paradigmas und, da er sie nicht auf Englisch, Französisch oder Deutsch abfasste, nicht rezipiert, sondern von den Vertretern der romantischen Sprachwissenschaft bei der Entwicklung der vergleichenden Sprachforschung ignoriert.

Rasmus Christian Rask verstarb am 14. November 1832 in Dänemarks Hauptstadt, wo er auf dem Assistens Friedhof in Københavns Stadtteil Nørrebro begraben liegt.

von

Günter Schwarz – 22.11.2018