(Aarhus) – „Es muss eine Zustimmung zum Sex geben, sonst liegt eine Vergewaltigung vor“, sagen die Veranstalter der Demonstration für ein neues Vergewaltigungsgesetz.


Die heutige Demonstration in Aarhus findet unter dem Motto statt: „Let’s talk about yes“ (Reden wir über Ja). Sex ohne Zustimmung muss als Vergewaltigung definiert werden, sagt Amnesty International.
Am heutigen Sonntag wird eine große Anzahl Demonstranten in Aarhus auf der Straße gehen und für die Notwendigkeit einer neuen Vergewaltigungsgesetzgebung demonstrieren, die Frauen einen besseren Schutz vor sexuellen Übergriffen bietet.

Amnesty International und 13 andere Organisationen veranstalten die Demonstration, die am Gerichtsgebäude von Aarhus beginnt und von dem aus sich der Demonstrationszug zum Frauenmuseum am Domkirkepladsen (Domplatz) bewegen wird.

Der größte Mythos unter Gegnern einer solchen Gesetzesänderung besteht darin, dass es eine umgekehrte Beweislast erfordert. Und das ist nicht richtig!“ behauptet Lisa Holmfjord von der Dänischen Frauengesellschaft

Die Demonstration findet am Internationalen Tag der Vereinten Nationen gegen Gewalt gegen Frauen statt. „Es geht darum, dass auch Dänemark ein modernes Vergewaltigungsgesetz erhält“, sagt Helle Jacobsen von Amnesty Denmark und fährt fort: „Wir haben eine sehr altmodische Gesetzgebung, die uns in der Nähe einer De-facto-Straffreiheit für Vergewaltigung in Dänemark bringt“, meint sie.


Rund 5.100 Frauen sind in Dänemark jedes Jahr einem Zwang oder Verwaltigungsversuch ausgesetzt, meldet Det Kriminalpræventive Råd.
Nach dem aktuell gültgen Gesetz werden Vergewaltigungsfälle danach bestimmt, ob nachgewiesen werden kann, dass das Opfer Gewalt, Nötigung, Drohungen oder einem wehrlosen Zustand ausgesetzt war. Amnestie und mehrere andere Organisationen möchten das Gesetz so geändert wissen, dass Sex ohne Zustimmung als Vergewaltigung definiert wird. Diese Gesetzgebung wird beispielsweise in Schweden, Deutschland und England praktiziert.

Neben den heutigen Demonstranten in Aarhus, Möbeln gingen auch schon viele Mitglieder der Dänischen Frauengesellschaft in København, Aalborg und Odense auf die Sraße. Hier ging die Vorsitzende der Gesellschaft, Lisa Holmfjord, den Demonstrationen voraus und schrieb auf Facebook: „An unzumutbaren Ausnahmen mangelt es nicht. Eine ist oft unverständlicher als die andere. Ich habe mich oft gefragt, wie es den Frauen ergeht, die den Mut finden, über eine Vergewaltigung zu berichten und dann im Gerichtssaal darstehen, um Fragen zur Wahl der Kleidung, zum Lebensstil und zum Mangel an Widerstand zu beantworten, nur um zu beweisen, dass sie wirklich vergewaltigt wurden und ein Urteil gegen den Vergewaltiger erwirken, um den Gerichtssaal mit einem Gefühl von Zufriedenheit verlassen zu können. So fühlen sie sich noch einmal vergewaltigt! Ich verstehe, wie diese Frauen sich fühlen, und ich weiß, wovon ich rede.“

Laut Angaben vom Det Kriminalpræventive Råd sind jedes Jahr etwa 5.100 Frauen sexuellem Zwang oder versuchten Vergewaltigungen ausgesetzt. Im Jahr 2017 zeigten 944 Personen eine Vergewaltigung bei der Polizei an, von denen nur 94 mit einer Verurteilung des Täters endeten.

„Im Gesetz muss klar geregelt sein, dass Sex ohne Einverständnis eine Vergewaltigung ist. Wir müssen weit über die obsolete Definition hinausgehen, die wir heute haben, weil sie in unglaublich vielen Fällen problematisch ist“, sagt Helle Jacobsen und fährt fort: „Es ist aber auch eine sehr wichtige Änderung der Denkweise. Das geltende Gesetz besagt, dass eine Frau ,zum Sex zur Verfügung‘ steht, bis sie sich mit körperlicher Gewalt gegen Sex wehrt. Ein Einwilligungsgesetz hingegen verteilt die gleiche Verantwortung an beide Parteien, um sicherzustellen, dass der Sex freiwillig vollzogen wird“, sagt sie.

Die Justizminister Søren Pape Poulsen (Det Konservative Folkeparti) hat eine Expertengruppe eingesetzt, die sich derzeit mit der Vergewaltigungsgesetzgebung befasst.

Die heutige Demonstration in Aarhus beginnt um 16:00 Uhr am Gerichtsgebäude in der Vestergade 10.

von

Günter Schwarz – 25.11.2018