Bürger nach Debatte über umstrittene Insel: „Das waren nicht die Antworten, auf die wir gehofft hatten.“
(Vordingborg) – Nach einer Debatte über die Entscheidung der dänischen Regierung, ein Abschiebezentrumzentrum für abgewiesene aber geduldete Ausländer und Kriminelle auf der Insel Lindholm einrichten zu wollen, herrscht in der örtlichen Bevölkerung der Kommune Vordingborg nach wie vor große Unzufriedenheit.
Am gestrigen Montagabend gab es im DGI-Huset in Vordingborg sowohl Beifall als auch laute Buh-Rufe. Im Haus fand eine große und lebhafte Debatte über die Entscheidung der Regierung und der rechtspopulistischen und ausländerfeindlichen Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) statt, ein Abschiebezentrum für abgelehnte asylsuchende Ausländer und Kriminelle auf der kleinen, unbewohnten Insel Lindholm in der Stege Bugt zu errichten und dort zu isolieren.
An der Bürgerversammlung nahmen neun Politiker aus allen Parteien des Folketings teil und mehr als 700 Bürger waren erschienen, um ihre Fragen beantwortet zu bekommen. Die Regierungsentscheidung, die Ausländer auf Lindholm unterzubringen, stößt in der örtlichen Bürgerschaft auf große Unzufriedenheit und Ablehnung.
Aus dem Grund gab es auch großen Beifall für Zenia Stampe (Radikale Venstre), die in der Parlamentarischen Versammlung der Radikalen Linken sitzt und sagte: „Die Dansk Folkeparti und die Regierung stellen ein neues Alcatraz her. Der Unterschied ist nur, dass sie in Kalvehave in einem Erholungsheim untergebracht werden.“

Es wurde auch begrüßt, als ein Bürger sagte, dass die Menschen human behandelt werden sollten – obwohl sie eine Straftat begangen haben, für die sie bestraft wurden und diese Strafe bereits abgebüßt haben.
„Ich denke, die Politiker haben zwar zugehört, aber das waren nicht die Antworten, auf die ich gehofft hatte. Ich hätte mir gewünscht, dass es einen wirklichen Dialog darüber gegeben hätte, ob es richtig und falsch war, in Lindholm ein Abschiebezentrum zu errichten“, sagte Mads Frederiksen aus Stege, nachdem das Treffen beendet war, und er fügte hinzu: „Ich bin der Meinung, dass das Zentrum auf Lindholm nicht eingerichtet werden sollte!“
Eine Frau aus Hvidovre, die auf der Insel Møn aufgewachsen ist, sagte: „Ich denke, die Antworten der Politiker schienen ziemlich vorgefertigt zu sein. Ich hatte schon viele Fragen und nur sehr wenige davon habe ich beantwortet bekommen. So wurde ich nur in meine Bedenken über das Projekt bestätigt. Ich habe beides – sowohl finanzielle Sorgen, aber auch Sorgen um die Einheimischen, die große Probleme bekommen werden, wenn dieses Zentrum erst eingerichtet sein wird.“
Auch Sofie Schmidt aus Kalvehave war nach dem Treffen tief enttäuscht. „Nein, ich habe kein überzeugendes Argument gehört, warum das Abschiebezentrum ausgerechnet auf Lindholm hin soll. Im Gegenteil, ich wurde nur bestätigt, dass sie (Inger Støjberg, Hrsg.) mit Teflon beschichtet ist“, sagte sie.

Vor der Bürgerversammlung hatte sich Sofie Schmidt aus Kalvehave aus mehreren Gründen erhofft zu hören, warum das Abschiebezentrum unbedingt auf Lindholm gebaut werden soll.
Doch obwohl der Ort, an dem sich das zukünftige Zentrum befinden soll, nicht zur Debatte stand, schien Einwanderungsministerin Inger Støjberg sich der Bedenken der Bürger zumindest bewusst zu werden. „Ich komme hierher, um natürlich zu debattieren und denen zuzuhören, die demnächst Nachbarn des Zentrums sein werden“, sagte sie, bevor das Treffen begann und fuhr fort: „Zunächst werde ich zuhören und dann versuchen, die Fragen, die ich bekomme, so gut wie möglich zu beantworten. Es kann sein, dass die Leute nicht genau die Antwort bekommen, die sie hören wollen, aber ich werde versuchen, möglichst gute Antworten zu geben.“
Auch der Rechtspopulist von der Dansk Folkeparti, René Christensen, sprach sich für das Abschiebezentrumin in der Nähe seines eigenen Wahlkreises in der Kommune Guldborgsund auf der Insel Falster und dem östlichen Teil der Insel Lolland in der Region Sjælland aus. „ Ich denke jeder macht sich Sorgen. Ich habe auch volles Verständnis für diejenigen, die in der Nähe leben. Aber das Abshiebezentrum muss irgendwo hin. Wenn es nicht auf Lindholm gebaut wird, dann muss es woanders hin, und dann gibt es andere, die sich Sorgen machen“, sagte er vor dem Treffen und erwähnte zudem: „Aber wir hoffen, wenn diese Ausländer auf eine Insel kommen, auf der es nicht viele Einrichtungen gibt und wo langweilig für sie ist, dann gibt es einige, die sich entscheiden, freiwillig nach Hause zu reisen.“
Neben die bereits erwähnten Inger Støjberg (Venstre) Zenia Stampe (Radikale Venstre) und René Christensen (Dansk Folkeparti) nahmen Magnus Heunicke (Socialdemokraterne), Jacob Mark (Socialistik Folkeparti), Eva Flyvholm (Enhedslisten), Rasmus Nordqvist (Alternativet), Naser Khader (Der Konservative Folkeparti) und Henrik Dahl (Liberal Allince) am Bürgertreffen teil.
Die letzten Reste des Veterinärinstituts DTU, die sich derzeit noch auf der Insel Lindholm befinden, werden nächstes Jahr umziehen. Dann beginnen die Bauarbeiten, das Abschiebezentrum zu errichten. Es wird erwartet, dass die Ausländer das Lager dort im Jahr 2021 werden beziehen können.
Die Errichtung des Abschiebezentrums wird voraussicht,lich 759 Mio. Kronen (101,65 Mio. Euro) verschlingen.
von
Günter Schwarz – 18.12.2018