Mütter-Cafés dienen nicht nur der Geselligkeit – Flüchtlinge lernen die dänische Sprache und Gesellschaft kennen
(Faxe) – Die Kommune Faxe auf Sjælland (Seeland) ist nicht zuletzt bekannt durch das Bier, das dort gebraut wird, dem Faxe Bier. Doch die Kommune zeichnet sich auch aus, indem sie dort ansässige Flüchtlingsfrauen hilft, ihre Sprachkenntnisse und Karriere zu fördern. Sie treffen sich jetzt seit Oktober in einem neuen Mütter-Café und werden in Dänisch unterrichtet.
In Haslev, dem Sitz der Verwaltung der Kommune Faxe, ist eine Gruppe von Müttern in den Räumlichkeiten der Sprachschule A2B versammelt, um sich über das Zähneputzen zu informieren, denn für die Frauen, die aus Syrien oder Eritrea gekommen sind, ist das Zähneputzen nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
„Zum Beispiel bekommen die meisten Kinder in Syrien keine Zahnbürsten. Aber hier müssen die Kinder ihre Zähne putzen“, sagt Rasha Mohammad, ein Flüchtling aus Syrien. Daher wurde eine lokale Dentalhygienikerin hinzugezogen, die den Müttern Ratschläge für eine gute Zahnhygiene und -routine gibt und sie über die kostenlose zahnärztliche Untersuchung informiert. Dieses wird allen Kindern zwischen 0 und 18 Jahren angeboten.
Das Mütter-Café ist ein freiwilliges Angebot für geflüchtete Frauen in der Faxe-Gemeinde, die ihre Dänischkenntnisse verbessern und gleichzeitig mehr über die dänische Gesellschaft erfahren möchten. Seit Oktober treffen sich die Frauen jeden Donnerstagmorgen im Café, während die Sprachschule in der Zeit eine Pause einlegt.
Hier nutzen junge dänische Mütter die Zeit während ihres Mutterschaftsurlaubs, um den Wortschatz der schwangeren ausländischen Frauen und derer, die auch schon entbunden haben, in der Umgangssprache und mit Themen von allgemeinem Interesse zu verbessern“, sagt Agnete Ishøy von der Sprachschule A2B. Sie unterrichtet Dänisch und ist auch die Koordinatorin des Projekts.
„Wir nutzen die Gelegenheit, viel Dänisch zu sprechen. So vergessen sie es also während des langen Mutterschaftsurlaubs nicht“, sagt Agnete Ishøy.

In Haslev erhalten die Frauen im Mütter-Café gute Ratschläge zum Zähneputzen von einer örtlichen Zahnhygienikerin.
„Ich kann hier mit meinen Freundinnen sprechen. Ich schaue auf die Kinder und lerne hier viel. Im Moment bin ich schwanger. Und wir sprechen Dänisch“, sagt Zahida Baker, die ebenfalls aus Syrien kommt.
Die Frauen werden unter anderem im dänischen Gesundheitssystem, über den Arbeitsmarkt und ganz allgemein über das dänische System in der Verwaltung aber auch über das Zivilleben im Alltag unterrichtet. Das heutige Thema ist Zähneputzen und Zahnhygiene, aber wir behandeln viele verschiedene Themen. „Es geht viel um die Kinder und ihr Wohlbefinden. Und wie wir Dinge in Dänemark machen. Denn sie sind nach Dänemark gekommen und müssen lernen, wie wir das eine oder andere hier machen“, sagt Agnete Ishøy.

Von der Beantragung eines Ausweises bis zum Familienleben wird über alles geredet.
„In Dänemark schlafen die Kinder auch mal außerhalb des Elternhauses, sei es während einer Klassenfahrt oder auch mal privat bei Freunden. In vielen anderen Ländern der Welt tun sie das überhaupt nicht. Es ist eine nordische Tradition, an die zu gewöhnen manchen schwer fällt“, sagt Agnete Ishøy.
Die Frauen werden darauf vorbereitet, nach dem Mutterschaftsurlaub für die Arbeit bereit sein. Neben der Unterrichtung legt die Kommune Faxe auch viel Wert darauf, dass die Frauen in die Zeit nach dem Mutterschaftsurlaub in Arbeit gebracht werden. „Dies ist sehr wichtig“, erklärt Bjarke Elbert, Integrations- und Beschäftigungsbotschafter in der Kommune.
„Ich bekomme erst die Gelegenheit, mit ihnen auf dem Arbeitsmarkt und in der Ausbildung zu sprechen, anstatt voher mit ihnen reden zu können. Es hilft ungemein, wenn sie sich im Mutterschaftsurlaub befinden, wird bereits im Mütter-Café mit ihnen darüber geredet, wie das Berufsleben später aussehen könnte“, sagt Bjarke Elbert.
Die Hoffnung ist, dass sich die Frauen sowohl in der Sprache verbessern als auch nach dem Mutterschaftsurlaub in Arbeit oder Ausbildung kommen. Derzeit erscheinen etwa 11 Frauen, die das Angebot des Mütter-Cafés durchschnittlich nutzen.
von
Günter Schwarz – 26.12.2018