Der am 28. März 1769 in Gartz auf der Insel Rügen geborene erste romantische Dichter des dänischen Goldenen Zeitalters, Adolph Wilhelm Schack von Staffeldt, verstirbt  am 26. Dezember 1826 in Slesvig (Schleswig).

Adolph Wilhelm Schack von Staffeldt entstammte dem alten pommerschen Adelsgeschlecht Staffeldt, entschied sich aber aufgrund seiner Erziehung, Däne zu werden. Die Geschichte Schack von Staffeldt ist eine Lebensgeschichte, die für ihn zu spät kam. Er gilt bis heute als Antipode Adam Oehlenschlägers.

Der Vater Schack von Staffeldts, Agatus Ludvig von Staffeldt, ging Mitte des 18. Jahrhunderts in den dänischen Militärdienst, quittierte seinen Dienst nach einigen Jahren als Hauptmann und heiratete die Landsfrau Maria Regina von Klingen, Mit ihr ging er für einige Jahre auf die Reise, bevor er erneut in die dänische Armee eintrat. Er starb 1780 im Alter von etwa 47 Jahre als Major. Er hinterließ 4 Kinder, von denen Adolph Wilhelm Staffeldt das zweitälteste Kind war.

Als Offizierssöhne erhielten die drei Staffeldt-Brüder Zugang zu militärischer Ausbildung, und Schack diente von 1778 bis 1786 an der Landkadettenakademie. Als 17-Jähriger verließ er wieder die Kadettenakademie dss Regiments von Erbprinz Frederick.

Der junge Schack von Staffeldt war innerlich zerrissen; er litt am Zwiespalt seines Wesens und des Daseins. In dieser Zeit verkörperte er eher die Nachtseiten der Romantik. Umso mehr interessierte er sich für die Philosophie als Grundlage der Dichtung überhaupt. So ging die abstrakte Sprache der Philosophie oft unmittelbar in seine Dichtung ein.

Von 1791 bis 1793 studierte er in Göttingen. Hier löste er sich vom Geist der dänischen Aufklärung, in dem er aufgewachsen und erzogen war. Diese Wandlung wurde vor allem durch die Begegnung mit den Werken Herders und Schillers bewirkt. Herder vermittelte ihm eine neue, organische Naturanschauung; die Natur sei die „Mutter der Dinge“. Schiller blieb zeitlebens sein Vorbild, durch ihn gelangte er zu einer neuen, klassischen Auffassung von Dichter und Dichtung. Der Aufenthalt in Göttingen machte aus dem Unglücklichen, Verzweifelten einen für die Zukunft Begeisterten. Er fand in der Philosophie Schellings die geistige Grundlage, auf der seine Romantik beruht. Jetzt gelang ihm die Synthese von Subjektivem und Objektivem.

Fünf Jahre lang, von 1795 bis 1800, unternahm er sogenannte Bildungsreisen. Sie führten ihn durch Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und die Schweiz. Seine Briefe und die auf Reisen entstandenen Gedichte sowie sein ausführliches „Wiener Tagebuch“ wurden regelmäßig in den Salons des Adels in Dänemark verlesen.

Als großer dänischer Nationaldichter, den er selbst in sich sah, wurde er zu Lebzeiten nicht wahrgenommen. Stattdessen wurde diese Ehre seinem Zeitgenossen Adam Oehlenschläger zuteil. Wie sehr er mit Oehlenschläger im Wettstreit stand, zeigte sich 1804, als er seinen Band „Digte“ (Gedichte) herausgab. Unter demselben Titel hatte Oehlenschläger ein Jahr zuvor seine Werke veröffentlicht und Schack von Staffeldt betonte im Vorwort, dass seine Gedichte früher entstanden seien, als die seines Mitstreiters. Trotzdem feierte Dänemark Oehlenschläger, Schack von Staffeldt wurde übersehen.

Es ist jedoch nicht nur die Zeit, die den Unterschied zwischen Oehlenschläger und Staffeldt ausmacht. Wo Oehlenschläger nationalromantisch war und in seinen Gedichten sowohl die Volkslieder als auch die Volkslieder nachahmte, war Staffeldt ein neuer Platoonist. Er verabscheute die Begeisterung des Gegenübers für die Antike. Seine Gedichte befassen sich mit der Spaltung zwischen der Erde und dem idealen Königreich; Es ist die Aufgabe des Dichters, diese beiden getrennten Einheiten zu verbinden.

Ein Beispiel für einen neuen Platonismus ist in seinem Gedicht „Indvielsen“ (Die Einweihung) zu sehen. Hier erhält der Dichter einen Blick auf den großen Geist, der durch die Natur fließt. Aber sobald der Hinweis gekommen ist, ist er wieder verschwunden, und der Poet ist zurück mit einem Lebensprojekt, um diesen himmlischen Zustand neu zu erleben. Das ist der Job des Dichters bei Staffeldt. Dies ist ein typisch romantisches Merkmal. Der Dichter ist ein Genie, einer, der seine Inspiration direkt von Gott oder vom Heiligen erhält. Seine Aufgabe ist es, das Göttliche den „Uneingeweihten“ zu vermitteln (vgl. Die Widmung). Staffeldt ist im alten Sinn des Wortes oft erbärmlich, und mit seiner Distanz zum nationalromantischen Oehlenschläger verzichtete er auch auf seine Chance, Teil einer nationalen Massenbewegung zu werden.

Er ist daher radikaler für seine Sicht der Poesie und der Rolle des Dichters als die des Oehlenschläger. Er verwandt diese Niederlage gegen Oehlenschläger nie und wandte sich enttäuscht von der Literatur ab.

Mit 41 Jahren wurde Schack von Staffeldt 1810 Landrat im Amt Cismar, drei Jahre später Landrat in Schleswig, wo er am 26. Dezember 1826 auf Schloss Gottorp (Gottorf) verstarb.

von

Günter Schwarz – 26.12.2018