Die dänische Balletttänzerin Anna Kirstina Margarete Petra Jensen, die unter ihrem Künstlernamen Adeline Genée Karriere macht, erblickt am 06. Januar 1878 in der jysk (jütländischen) Kleinstadt Hinnerup nördlich von Aarhus das Licht der Welt.

Bereits mit drei Jahren erhielt Anita Jensen Tanzunterricht durch ihren Onkel Alexandre Genée. Mit acht Jahren wurde sie von ihrem Onkel und dessen Ehefrau Antonia Zimmermann adoptiert. Sie änderten ihren Nachnamen in Genée und ihren Vornamen in Adeline zu Ehren des italienischen Opernstars Adelina Patti. Genée’s Debüt war ein Auftritt in Oslo, das damals noch Christiania hieß; mit ihres Onkels Tourneetheater im Alter von 10 Jahren.

1895 wurde sie erste Tänzerin am königlichen Opernhaus in København. 1896 hatte sie Engagements an den Staatsopern in Berlin und München.

1897 erhielt sie eine Einladung nach England, um am Empire Theatre of Varieties in London im Stück „Monte Cristo“ aufzutreten. Der Aufenthalt, der ursprünglich lediglich sechs Wochen dauern sollte, wuchs sich endgültig auf 10 Jahre aus, da sie für ihr klassisches Ballett sehr geschätzt wurde und am Theater Prima Ballerina wurde. Die Ballette des Empire Theaters wurden größtenteils von Katti Lanner choreographiert, aber Genée choreographierte auch ihre eigenen Ballettaufführungen.

Im November 1907 reiste Genée in die USA, um im „The Soul Kiss“ im New York Theatre aufzutreten. Der Produzent Florenz Ziegfeld beschrieb sie auf den Plakaten als „The Greatest Dancer“ der Welt. In den Vereinigten Staaten war zu dieser Zeit vielen Menschen Ballett völlig unbekannt. Daher musste eine Ballettaufführung als Teil eines musikalischen Spektakels präsentiert werden.

Für einige Jahre wechselte Genée zwischen einer Saison in London und einer in Amerika, obwohl sie nach ihrer Heirat mit Frank S. N. Isitt im Jahr 1910 die Häufigkeit ihrer Auftritte allmählich reduzierte. Der russische Ballett Impresario und Gründer des Russischen Balletts, Sergei Diaghilev, sah ihren Tanz und bot ihr sofort einen Vertrag an, den sie jedoch ablehnte.

Zu ihren Glanzrollen ihrer langen und äußerst erfolgreichen Karriere gehörte zweifellos das Ballett „Coppélia“ in zwei Akten von Léo Delibes. – Hier in einer Aufführung des Großes Klassischen Balletts von Moskau.

Nach ihrer aktiven Karriere wurde sie Ballettlehrerin und 1920 Mitbegründerin sowie erste Präsidentin der „Association of Teachers of Operatic Dancing of Great Britain“, die später in „Royal Academy of Dancing“ umbenannt wurde und heute die „Royal Academy of Dance“ ist.

Der seit 1931 von der Royal Academy of Dance organisierte und durchgeführte internationale Ballettwettbewerb für junge Tänzer ist nach ihr benannt: Geneé International Ballet Competition. Der Wettbewerb ist einer der renommiertesten Ballettwettbewerbe der Welt, der in diesem Jahr 2019 vom 20. bis 29. August im kanadischen Toronto stattfindet.

Adeline Genée verstarb am 23. April 1970 im Alter von 92 Jahren im Vorort Esher der britischen Hauptstadt London.

von

Günter Schwarz – 06.01.2019