(Randers) – Der Filialleiter eines Føtex-Marktes bat den Kunden, einen anderen Laden aufzusuchen, da er sich nicht von einer Angestellten bedienen lasen wollte, die ein Kopftuch trägt. Kann man als Kunde in einem Supermarkt darauf bestehen, nicht von einer Angestellten mit Kopftuch bedient zu werden?

Diese Frage hat nach einem Vorfall in einem Føtex-Geschäft im Mariagervej in Randers eine Debatte ausgelöst. Ein 62-jähriger Kunde brauchte Hilfe beim Kauf einer neuen Jeans. Die Angestellte, die ihm helfen wollte, war eine junge 16-jährige Verkäuferin, das ein Kopftuch trug.

Der Kunde zegte sich mit der Bedienung durch eine Kopftuch tragende Verkäuferin unzufrieden, und er bat darum, von einer anderen Mitarbeiterin bedient zu werden. Aber diese Bitte wurde seitens des Filialleiters abgelehnt.

„Ich möchte nur neutral behandelt werden, und ich möchte nicht mit einer Religion konfrontiert werden, wenn ich als Kunde zu Føtex komme. Ich kann nicht der einzige sein, der so denkt“, sagt der Kunde der Tageszeitung „JydskeVestkysten“.

Der Føtex-Filialleiter im Mariagervej, Rolf Hansen, bestätigt den Zwischenfall. Nachdem der Kunde das Geschäft verlassen hatte, telefonierte er noch mit ihm. Hierbei versuchte der Kaufhausleiter dem Kunden klarzumachen, dass er woanders einkaufen muss, wenn er das Verkaufspersonal und deren Kleidung im Geschäft nicht akzeptieren kann.

„Sie ist schon eine ganze Weile hier bei uns. Sie ist in Dänemark geboren und aufgewachsen und spricht fließend Dänisch. Ich sehe sie nicht als ,Frau mit einem Kopftuch‘ an, genauso wie ich die Leute nicht als zu dick oder zu dünn ansehe. Ich schaue nur auf die Person als solche“, sagt Rolf Hansen.

Die Geschichte – und nicht zuletzt die Entscheidung von Føtex, den Kunden abzulehnen – hat viele Reaktionen in der Öffentlichkeit ausgelöst, aber Rolf Hansen hält an seiner Position fest, seine Mitarbeiterin zu unterstützen.

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Die 16-jährige Angestellte wurde in Randers geboren und wuchs dort auf. Ihre Eltern stammen aus Somalia, und sie trägt ein muslimisches Kopftuch. Sie wollte eigentlich nicht auf die Situation eingehen und sich dazu äußern, aber „JydskeVestkysten“ gelang es dennoch, mit ihr zu sprechen.

„Ich sah ihn nur an und dachte: ,Was ist los?‘ Ich war geschockt und wusste nicht, was ich tun sollte. Es war, als würde es ihm einfach egal sein, und er sagte mir nur, was ihm an mir nicht passte. Es war sehr unangenehm“, sagte Nafiso Ali der Zeitung.

Die Folge dieses Zwischenfalls bei Føtex in Randers hat auch das dänische Folketing in Christiansborg erreicht. Martin Henriksen (Dansk Folkeparti), der Vorsitzende des (sogenannten) Einwanderungs- und Integrationsausschusses im Folketing, der von einer ausländerfeindlichen politischen Partei mit faschistischem Gedankengut geleitet wird, ist (natürlich) nicht begeistert, dass der Filialleiter von Føtex in Mariagervej seiner Mitarbeiterin erlaubt, ein Kopftuch am Arbeitsplatz zu tragen.

„Im Allgemeinen halte ich es für vernünftig, dass man als Kunde erwarten kann, einen guten, ordentlichen und neutralen Service zu erhalten, wenn man in ein Geschäft geht. Ich verstehe sehr gut, dass es einen Kunden gibt, der darauf reagiert, dass ihm eine Werbesäule für den Islam begegnet“, sagt er zu „Randers Amtsavis“.

Er betont, dass die Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) keine Pläne hat, Gesetze gegen Kopftücher in privaten Unternehmen zu erlassen, sondern dass sie nur einen Gesetzesvorschlag vorlegen wird, der religiöse Kopfbedeckungen für Angestellte im Öffentlichen Dienst verbietet.

„Wenn man es genau betrachtet, ist dieser Vorfall ein weiterer Kniefall vor dem Islam, und so trägt Føtex dazu bei, dass Dänemark schleichend ein muslimischeres Land wird. Und das ist sicher nicht die Aufgabe des Warenhauses“, meint Martin Henriksen.

Die Warenhauskette Føtex gehört zur Salling-Group, zu der auch Netto und Bilka gehören. Seitens des Vorstandes der Salling-Group wird die Reaktion des Filialleiters umfassend unterstützt. „Die Salling-Group unterstützt alle ihre Mitarbeiter. Auch in dem Fall, in dem der Filialleiter die Verantwortung für eine 16-jährige Kollegen übernommen hat“, heißt es von Mai Baklund, einer Kommunikationsberater der Salling-Group, in einer schriftlichen Antwort.

Im Jahr 2013 führte die Salling-Group unter der Bezeichnung „Dansk Supermarked 2013“ neue Regeln ein, die es den Mitarbeitern in kundenorientierten Funktionen ermöglicht, jede Art von Kopfbedeckung zu tragen, die zu einer Religion gehört und die in Dänemark als religiöse Gemeinschaft zugelassen ist.

„Der Grund für die Änderung war, dass wir als Salling-Group möchten, dass die Zusammensetzung der Mitarbeiter in unseren Filialen die umgebende Gesellschaft widerspiegelt. Gleichzeitig wurde für jede unserer Ketten ein Kopftuch entwickelt, der als Teil der Arbeitskleidung getragen werden kann“, schreibt Mai Baklund, die sagt, dass die Kunden in den letzten fünf bis sechs Jahren nur sehr wenig auf die Kleidung der Mitarbeiter im Kundenbereich reagiert haben.

Im Jahr 2005 erhielt die Supermarktkette das Urtel des Højesteret (Oberster Gerichtshof) aus København, wonach es den Mitarbeitern erlaubt sei, während der Arbeitszeit religiöse Tücher zu tragen. Aber 2013 entschied sich Dansk Supermarked dafür, das Kopftuchverbot für ihre Mitarbeiter ganz aufzuheben. Es geschah seinerzeit nach zwei Wochen Protest von einer Gruppe junger muslimischer Frauen, die einen Boykott der Geschäfte von Dansk Supermarked forderten, bis das Verbot aufgehoben wurde.

Die Salling-Group kann nicht angeben, wie viele ihrer Angestellten in ihren Warenhaus- und Supermarktketten heute Kopftücher tragen.

von

Günter Schwarz 19.01.2019