Als Donald Trump in den USA seine Wahl gewann, haben viele Amerikaner angekündigt, das Land verlassen und auszuwandern zu wollen. Tatsächlich haben sich auch nicht wenige in das benachbarte Canada abgesetzt. Diese „Polit-Flucht“ wurde hierzulande von einer hämisch-amüsierten Presse begeistert transportiert. Dass wir in Deutschland inzwischen eine ganz ähnliche Situation haben, liest man nicht in den großen Zeitungen.

Dabei begegnet man immer wieder Deutschen, die das Auswandern ernsthaft als Lebensalternative verfolgen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und überwiegend wirtschaftlicher Natur. Der deutsche Auswanderer ist also in den meisten Fällen ein „Wirtschaftsflüchtling“. Die größte Gruppe bilden Rentner, die mit ihrer „kümmerlichen Rente“ in Deutschland ihren Lebensabend nicht in Armut beim Flaschensammeln verbringen wollen. Viele dieser Senioren setzen sich in die Balkanstaaten ab, Ungarn, Rumänien, Bulgarien. Dort nämlich bräuchte man mit der deutschen „Mini-Rente“ noch keine Flaschen sammeln, um zu überleben.

Pflegebedürftige Senioren gehen oft nach Polen. Dort, meist kurz hinter der polnischen Grenze, ist der Pflegestandard kaum schlechter ist, als in deutschen Pflegeheimen und die Unterbringung um Einiges günstiger. Diese deutschen Wirtschaftsflüchtlinge bringen ihren Zielländern ebensoviel Nutzen, wie uns hier ein ungelernter Syrer oder Eritreer: Rentner arbeiten in ihren Zielländern nicht und erbringen somit keine Wirtschaftsleistung für das Land – abgesehen von dem Geld ihrer deutschen Rente, die sie dort in den Geschäften ausgeben. Gleichwohl belasten sie dort allerdings auch keine Sozialkassen oder ziehen marodierend um den Block. 

Viele andere, noch nicht im Rentenalter angekommen, fühlen sich von der Bundesregierung schlicht verarscht und können trotz Fulltime-Job kaum sich oder ihre Familie ernähren. Die Gründe sind uns allen bekannt. Steigende Mieten bei immer miserableren Löhnen. Eine Wohnung mit Strom- und Gasversorgung ist in Deutschland schon lange ein Luxusgut. In Deutschland existieren über 250.000 Haushalte, in denen der Strom von der Energieversorgungsmafia dauerhaft abgestellt ist. Damit leben über 1 Millionen Menschen ohne Strom, Heizung, warme Dusche und Licht. In Deutschland: der angeblich führenden Nation in Europa. Die mit dem „wir schaffen das!“. Ein Armutszeugnis und sicherlich Grund genug, sein Glück an einem anderen Ort suchen zu wollen. 

Viele von uns kennen selbst Menschen, die in einem träumerischen Moment davon schwärmen, auswandern zu wollen. In den meisten Fällen bleibt es bei diesen Träumereien, da dem edlen Wort keine Taten folgen. Ein Umzug in ein neues Land will gut vorbereitet sein. Sein neues Leben mit zwei Koffern und 200 Euro im Stadtpark einer fremden Stadt in einem neuen Land zu beginnen, ist zwar grundsätzlich möglich, doch nicht sehr empfehlenswert. Es hat zwar einen romantischen Reiz, sein Leben als freier Vagabund zu verbringen. Ob das nun allerdings besser ist, als ein Leben in einer überteuerten Platte, in der der Strom abgestellt ist, bleibt zu bezweifeln. 

In der Tat gibt es sogar Länder, in denen Obdachlosigkeit eine Straftat ist. Ungarn zum Beispiel. Wer dort als vermeintlicher Obdachloser aufgegriffen wird, wird dreimal verwarnt und wandert dann in den Knast. Dabei gibt es in Ungarn schon rund 30.000 Obdachlose, für die nur knapp 11.000 Unterkünfte in Einrichtungen für Obdachlose zur Verfügung stehen. Diese widerum werden von Betroffenen selten gern in Anspruch genommen, da man Gefahr läuft, beklaut zu werden oder in eine Schlägerei zu geraten. Als Heimatloser durch Europa zu touren ist also eher kein guter Tipp für Aussteiger.

Sie wollen trotzdem auswandern? Planen sie ihren Absprung sorgfältig. 

1.) Nachdem man sich auf ein Wunschland festgelegt hat, sollte man so viele Informationen wie möglich sammeln. Vieles kann man in den jeweiligen Auslandsvertretungen dieser Länder in Deutschland erfragen. Wichtig wären Fragen zum Bleiberecht und welche „Pflichten“ sie als Neubürger zu erfüllen hätten.

2.) Man sollte damit rechnen, dass man sich in der neuen Heimat für zunächst 6 Monate selbst versorgen muß. Hierzu zählen dann nicht nur die Kosten für Kaffee und Zigaretten, sondern durchaus auch Kosten für Miete und Unterkunft. Somit hat man binnen dieses Zeitraumes Gelegenheit, sich in der neuen Heimat einen Job zu suchen. Sofern man eine gültige Arbeitserlaubnis hat, die man ggf. sogar in einem Arbeitsvisum vorher beantragen müsste. 

3.) Sprache und Kultur. Denken sie an die Spannungen, die wir mit zugereisten Neubürgern haben. Auch in anderen Ländern hat man ganz wenig Lust auf kulturell verkorkste Deutsche, die lautstark in ihrer Landessprache ein Schnitzel bestellen. Nutzen sie die Zeit, in der sie die Finanzen zusammensparen für Sprachkurse, so dass man sich jedenfals in der fremden Sprache verständlich machen kann. Nahezu jede Sprache läßt sich über Volkshochschulen erlernen. Auch die Kultur ist wichtig, denn unsere freie deutsche Lebensart gilt in sehr vielen Ländern, insbesondere auch Osteuropa als anzüglich und anstößig. 

Wer es ernst meint mit der Auswanderei, wird diese wenigen Punkte berücksichtigen.

Leider wird es Opa Bölke, der ohnehin schon Flaschen sammelt, kaum gelingen, sich in das sonnige Polen abzusetzen. Und auch die gebeutelte HartzIV Familie hat nur wenig realistische Aussichten auf einen Neustart in einem neuen Land. 

Netzwerke können helfen. Wer keine Familie in anderen Ländern hat, besitzt vielleicht Freunde oder Bekannte, die aktiv helfen könnten, Fuß zu fassen. Meist ergibt sich daraus dann zunächst eine Unterkunft oder Kontakte in ein mögliches Berufsleben.

Bei dem, was Deutschland seinen Bürgern inzwischen zumutet, ist Auswandern tatsächlich eine Lebensalternative. Ein Neustart in einem neuen Land ist zwar keine Garantie dafür, dass alles besser wird. Man hat dann jedoch alles Mögliche dafür getan, dass es zumindest nicht schlechter wird. In der Tat haben wir selbst auch die Nase voll und sehen unseren Lebensabend weniger in der Altersarmut beim Flaschensammeln auf deutschen Spielplätzen, sondern familiär- und freundesbedingt sehr viel eher in Kyiv, Prag, oder an der französischen Atlantikküste.