Ute Lemm neue Generalintendantin des Landestheaters SH
(Rendsburg) – Die in Rendsburg tagende Gesellschafterversammlung des Landestheaters Schleswig-Holstein beschloss am Freitag, dem 25.01.2019, die gebürtige Schwerinerin Ute Lemm zum 01. August 2020 als neue Generalintendantin und Geschäftsführerin am Schleswig-Holsteinischen Landestheater zu berufen. Die Musik- und Literaturwissenschaftlerin Lemm wird ab Mitte kommenden Jahres die Theater- und Orchesterarbeit in Flensburg, Rendsburg und Schleswig koordinieren.
Damit wird sie Nachfolgerin von Peter Grisebach, der seinen Vertrag nicht verlängert hatte und bereits im Februar 2018 angekündigt hatte, ihn nicht über 2020 hinaus verlängern zu wollen. In einem Schreiben an den Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Rendsburger Bürgermeister Pierre Gilgenast, begründete Grisebach seinen Entschluss mit neuen beruflichen Herausforderungen . Peter Grisebach ist seit 2010 Generalintendant und Geschäftsführer des Landestheaters.
Grisebach musste auch beim Schleswig-Holsteinischen Landestheater seinen Ruf als geborener Krisenmanager gerecht werden, den er sich als Intendant in Bremerhaven erworben hatte, als er 1994 ein Theatergebäude mit einem unglaublichen Investitionsstau übernahm. Ihm gelang es bis 2008, die Sanierung des Bremerhavener Theaters mit einem Gesamtvolumen von 33,5 Millionen Euro abzuschließen.
Am Schleswig-Holsteinischen Landestheater wurde er mit dem Dilemma um das Theater in Schleswig konfrontiert, Im Juni 2011 machte die Baupolizei das Gebäude dicht, und es musste im Frühjahr 2015 wegen Baufälligkeit abgerissen werden, und bis heute wurde das Theater nicht durch einen Neubau ersetzt. In der Folge und aufgrund einer Schleswiger Interims-Spielstätte im Slesvighus, die den Namen als vollwertiges Theater nicht verdient, zog auch die Verwaltung des Landestheaters von Schleswig nach Rendsburg um.
Grisemann, als Theatermann musste notgedrungen Politik machen, denn schon vor seinem Amtsantritt in der Schleistadt taten sich Abgründe am Theater auf. Die Zuschauerzahlen waren rückläufig und Tarifsteigerungen sowie das Einfrieren der Landeszuschüsse brachten das Landestheater an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Man sagte Grisebach ein Minus von 1,3 Millionen Euro für das Ende seiner ersten Spielzeit voraus.
Damals entschloss sich Grisebach mit seinen 380 Mitarbeitern auf die Straße zu gehen und sah ihn bei Demonstrationen zwischen Technikern, Musikern, Schazspielern und Opernsängern. Der Chef machte mit markigen Worten klar, dass, wenn es bei der Deckelung der Theaterzuschüsse bliebe, rund achtzig Stellen in der Musiktheatersparte gestrichen werden müssen.
Die Nachfolgerin des Intendanten Peter Grisebach, Ute Lemm, ist derzeit noch als Betriebs- und Orchesterdirektorin am Theater Erfurt tätig.Die gebürtige Schwerinerin studierte Musikwissenschaften, Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Italienische Philologie in Bonn und war Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks. Ein Auslandssemester führte sie nach Bologna. 2015 promovierte sie mit einer diskursanalytischen Arbeit zur Fachgeschichte der Musikwissenschaft.
Erste Theatererfahrungen sammelte Ute Lemm in Schwerin, Köln, Osnabrück und Düsseldorf. In Schwerin war sie zwischen 2001 und 2006 für das Festival „Verfemte Musik“ und zudem ab 2004 als Konzertdramaturgin der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin tätig.
2006 wurde sie Chefdisponentin, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros und Persönliche Referentin des Generalintendanten am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Von 2012 bis 2016 war sie Operndirektorin am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und entwickelte hier das Konzept der „Opernlounge im E-Werk“. Außerdem initiierte sie im Großen Haus die dritte deutsche Aufführung von Jake Heggies Oper „Dead Man Walking“ sowie die Schweriner Erstaufführung von Strawinskys „The Rake’s Progress“. Verschiedene Ausstellungsprojekte und Publikationen zu musik- und theaterhistorischen Themen sowie Vorträge u. a. an der Hochschule für Musik und Theater Rostock runden ihr Tätigkeitsfeld ab.
Seit 2014 ist sie auch Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes Mecklenburg-Vorpommern.
von
Günter Schwarz – 26.01.2019