(Fanø) – Der Kutter „RI 524 James Robert“ liegt seit fast einem Monat an der Küste des Fanø-Strandes. Der Strandvogt und Kommunalpolitiker befürchten, dass der Kutter dort noch sehr lange bleiben wird. Die Wellen da draußen sind rau, und die „James Robert“ aus Hvide Sande liegt fest. Durch das Steuerhaus schlagen die Wogen – dem Kutter geht es schlecht. wirklich schlecht!

„Er sollte nicht da sein. Er muss einfach weg“, stönt Strandwächter Peter Michélsen, der am Strand steht und auf den „Eindringling“ da draußen schaut, der vor drei Wochen angespült wurde und immer noch da ist.

Strandvogt Peter Michélsen betrachtet das Schiffswrack seit dem 13. Januar, als es ankam, und er macht das jeden Tag.

Der Gedanke an den Kutter lässt es ihm und den örtlichen Politikern erschaudern. Sie fürchten, dass der Kutter lange Zeit dort bleibt – vielleicht für Jahre. „Ich habe gerade von einem Wrack erfahren, das jetzt vom Strand von Amager entfernt wurde – nach acht Jahren“, sagt Gemeinderatsmitglied Johan Brink Jensen von den Socialdemokraterne.

Zusammen mit dem sozialdemokratischen Folketingskandidaten für Esbjerg-Fanø, Anders Kronborg, ging er kürzlich zum Umweltminister, um ihn zu einer Entscheidung über den Fall zu bewegen. „Das ist zumindest völlig inakzeptabel, wenn wir an unsere Touristen denken und wenn wir denken, dass wir uns in einem Weltnaturerbegebiet befinden“, sagt Johan Brink Jensen.

Der Vorsitzende des HNO-Ausschusses (Wirtschaft, Natur und Technologie), der konservative Christian Lorenzen, ist zutiefst besorgt darüber, dass der Kutter offenbar Gegenstand eines Rechtsstreits wird, um möglichst nicht für die Bergung zahlen zu müssen. „Es ist eine kleine Katastrophe, dass man nicht einfach die erste Seite in einem ,Handbuch‘ nachschlagen und sehen kann, was passiert, wenn ein Schiff irgendwo in Dänemark strandet. Es ist eine Schande, dass es nicht ganz klar geregelt ist“, klagt er.

Vorsitzender des HNO-Komitees auf Fanø, Christian Lorenzen: „Es ist ein einziges Zittern.“

Die Rechnung, um das Wrack zu bergen und zu beseitigen, kann letztlich durchaus bei der Gemeinde Fanø landen, da weder der Schiffseigner noch seine Versicherungsgesellschaft die Verantwortung und damit die Kosten für die Wrackbeseitigung übernehmen können bzw. wollen, Somit riskiert die Gemeinde, dass das Wrack als Abfall eingestuft wird, und für die Beseitigung von Abfällen ist die Gemeinde zuständig. Bei dem Versuch, den Eigentümer oder seine Versicherung für die Entfernung des Wracks heranzuziehen, besteht die Gefahr, in einen langjährigen Rechtsstreit zu geraten.

Taucher haben versucht, Schwimmer als Ölsperre um den gesunkenen Fischkutter herum zu legen.

Die Gemeinde Fanø hat sich daher an einen externen Rechtsexperten gewandt, der dieses „Glücksspiel“ um die Risiken eines Rechtsstreits durchschauen und einschätzen kann.

Eigentlich sieht es einfach aus, denn das Wrack gehört dem Fischer Jens Christian Fredrichsen aus Hvide Sande, und er ist versichert. Seine Versicherungsgesellschaft, die Skibsforsikring Frederikshavn (Schiffsversicherung Frederikshavn) ist somit für den Schaden zuständig und dafür verantwortlich, um den Kutter zu entfernen. Aber gegenüber Fanøs Strandvogt Peter Michélsen erklärte die Versicherungsgesellschaft, dass sie erst eingreifen kann, wenn die Behörden – die Polizei, der Rettungsdienst und das Einsatzkommando der Marine – das Schiff freigeben.

„Daraufhin rief ich diese genannten Stellen an, um zu erfahren, ob sie etwas dagegen hätten, wenn sich das Versicherungsunternehmen um das Schiff kümmert. Mir wurde gesagt, sie haben keine Einwände dagegen. So rief ich die Versicherung zurück, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sich von Seiten der Behörden keine Hindernisse befänden“, sagt Peter Michélsen.

Gegenüber der Presse sagte der Direktor der Skibsforsikring Frederikshavn, Christian Juul Thaarup: „Keine Kommentar – solange es ein schwebendes Verfahren ist.“

Der Fischkutter „RI 524 James Robert“ geriet am 11. Januar 2019 vor Holmsland Klit in Seenot. Um 12:15 Uhr gab die Besatzung einen Notruf an Lyngby Radio ab. Die Nachricht lautete, dass der Fischkutter in Seenot sei und das Schiff Waaser genommen hätte.

Der Direktor der Skibsforsikring Frederikshavn möchte sich nicht zu dem Schiffbruchfall äußern. Das Foto ist von der Website der Versicherungsgesellschaft.

Die fünf an Bord befindlichen Fischer wurden von einem Hubschrauber gerettet, aber der Kutter sank nicht. Er trieb in der Nordsee und nahm Kurs in Richtung Fanø. Zwei Mann von der Crew des Kutters versuchten noch zusammen mit der Crew eines der Offshore-Schiffe von Esvagts, auf die „James Robert“ zu kommen, um das Schiff in den Hafen von Esbjerg zu bringen.

Während dieses Versuchs kam es jedoch zu einem Brand im Maschinenraum, und die beiden Besatzungsmitglieder des Kutters, die schon zuvor mit einem Hubschrauber gerettet worden waren, mussten zum zweiten Mal von Bord des Havaristen evakuiert werden. In der Nacht zum 13. Januar 2019 lief die „James Robert“ dann rund zwei Kilometer südlich vom Strand von Rindby auf den sandigen Boden der Nordsee auf, wo sie noch liegt „Es war natürlich ziemlich dunkel in der Nacht, so dass ich nur das Feuer an Bord des Kutters wahrnehmen konnte“, sagt Peter Michélsen.

Einige der angespülten Schiffsplanken am Strand zeigen, dass der Kutter „RI 524“ in Hvide Sande beheimatet ist.

Der Strandwächter nimmt sein Fernglas von der Ablage vor der Windschutzscheibe seines Autos und geht auf den Kutter zu. Es wird bald von der Kraft des konstanten Windes und der ewigen Wellen zerschlagen werden. Das sieht man schon jetzt, denn Peter Michélsen von der „Ren Strand Fanø“ (Strandreinigung Fanø) kennt sich damit aus. Er hat schon einen ganzen Stapel hellblau gestrichener Planken eingesammelt, und auch ein Paar orangefarbene Stiefel hat er gefunden, auf denen der Name „Dan“ steht. „Einer der Besatzungsmitglieder heißt anscheinend Dan“, meint Peter Michélsen dazu.

Die Stiefel befinden suich zwschen dem anderen Strangut vom Kutter.

Er befürchtet, dass das Schiff so zerbrechen wird, dass es nicht mehr in einem Stück geborgen werden kann, sondern einfach auseinanderfällt. „Dann werden wir erleben, das zum Schluss ein Kuttermotor im Badewasser steht und sich vielleicht Motoröl und Hydrauliköl übers Wattenmeer verteilt“, sagt er.

Die „Robert James“ war auf Krabbenfang. Hier sind einige Fischkästen vom Kutter.

Johan Brink Jensen ist wie die meisten Bürger und Lokalpolitiker von Fanø überrascht und frustriert darüber, dass sich niemand dafür verantwortlich fühlt, den Kutter von der Küste zu entfernen. Er schlägt vor, dass das Folketing in København beschließt, einen Rettungsfonds aufzulegen, so dass auf diese Weise die finanziellen Mittel zur sofortigen Beseitigung von Wracks vor den dänischen Küsten zur Verfügung stehen. „Und dann kann man später immer noch klären, wer für die Bergung zuständig ist und wer sie zu bezahlen hat“, sagt er.

Der Umweltminister Jakob Ellemann-Jensen der konservativen Partei Venstre (Rechtliberale Partei) hat es bislang noch nicht für nötig erachtet, zu dem Fall eine Stellungnahme abzugeben.

von

Günter Schwarz – 08.02.2019