Was geschah am 15. Februar 1912 in unserem Dänemark?
Die 4964 BRT große „Selandia“ mit einer Länge über alles von 117,6 m, das erste Hochsee-Motorschiff der Welt, wird am 15. Februar 1912 an die Det Østasiatiske Kompagni übergeben.
Die „Selandia“ war das erste hochseefähige Schiff mit einer Dieselmaschine sowie das erste Schiff mit elektrischen Ladewinden von Siemens-Schuckert. Es erreichte eine Geschwindigkeit von 11 Knoten, was ca. 20 Km/h entspricht.
Wegen der Dieselmaschine konnte auf die bis dahin üblichen Schornsteine der Dampfmaschinen verzichtet werden. Die Abgase wurden über ein Auspuffrohr im Kreuzmast abgeführt. Daher wurde das Schiff auch als „Schiff ohne Dampf und Rauch“ oder „Schiff mit drei Bambusstöcken“ bezeichnet.
Die dänische Det Østasiatiske Kompagni (Die Ostasiatische Kompagnie) vergab 1910 den Auftrag zum Bau des ersten Hochsee-Motorschiffs an die Werft Burmeister & Wain in København. Der Stapallauf erfolgte am 4. November 1911, die Indienststellung am 17. Februar 1912.
Die am 22. Februar 1912 begonnene Jungfernfahrt führte über 22.000 Seemeilen (ca. 37.875 km) von København über London, Antwerpen, Genua, den Suezkanal und Bangkok nach Japan und wieder zurück. Unterwegs erregte die „Selandia“ wegen ihres neuartigen Antriebs großes Aufsehen. In London besichtigten der damalige Marineminister Winston Churchill und weitere Mitglieder der Admiralität das Schiff. In Bangkok ging die nach Japan reisende Mutter des Königs von Siam (Thailand) an Bord und nutzte dieses Schiff zur Überreise. Nach vier Monaten war die „Selandia“ wieder zurück in København.
Im Ersten Weltkrieg war die „Selandia“ im Pazifik eingesetzt und fuhr danach im Liniendienst København – Bangkok.
1936 wurde das Schiff nach Norwegen verkauft und in „Norseman“ umbenannt. Wegen einer schweren Beschädigung wurde das Schiff dann von 1938 bis 1940 stillgelegt. Schließlich wurde die „Norseman“ 1942 nach Finnland an die „Finland-Amerika-Linjen O/Y“ in Helsinki verkauft.
Umbenannt in „Tornator“ und in den Vereinigten Staaten registriert wurde das Schiff nach Japan verchartert. Nach einer Grundberührung an einer Klippe am 26. Januar 1942 in der Omaiski-Bucht bei Omaizaka zwischen Yokohama und Nagaoya zerbrach die „Tornator“ in zwei Teile und sank am 30. Januar 1942. Die Besatzung konnte vollzählig gerettet werden.
Die „Selandia“ war ein kombinietes Fracht- und Paasagierschiff, das 26 Passagiere in der 1. Klasse aufnehmen konnte. Der genietete Stahlrumpf mit Dppelboden besaß zwei durchlaufende Decks und fünf Laderäume.
Angetrieben wurde die „Selandia“ von zwei einfachwirkenden Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotpren des Typs DM 8150-X. Der Motorenhersteller Burmeister & Wain aus København fertigte die Maschinen in Lizenz vom Entwickler Rudolf Diesek. Beide Maschinen mit einem Kolbendurchmesser von jeweils 53 Zentimetern und einem Kolbenhub von 73 Zentimetern erreichten bei einer Drehzahl von maximal 140 Umdrehungen pro Minute eine Leistung von jeweils 1250 PS / 920 kW. Die Kraftübertragung ohne Zwischengetriebe fand direkt auf zwei Festpropeller statt. Das Schiff besaß darüber hinaus einen Hilfsdieselmotor mit 250 PS / 184 kW. Der Brennstoffvorrat betrug bis zu 900 Tonnen.
von
Günter Schwarz – 15.02.2019