(Kiel) – Wenn Sie nicht wissen, wie Sie eine Fahrkarte über das Internet oder über eine App kaufen, ist das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln über die dänisch-deutsche Grenze nicht ganz einfach. Die deutsche Partei „Die Grünen“ und die moderate ökosozialistische dänische „SF“ (Socialistisk Folkeparti) wollen das jetzt ändern.

Sydtrafiks einziger Bus über die Grenze fährt stündlich, und der Zug der DSB fährt alle zwei Stunden von Kolding nach Flensburg. Reisende können die Reisekarte nicht verwenden, wenn sie eine Fahrt nach Flensburg antreten – es sei denn, sie nehmen den Bus. Sie können ein DSB-Ticket in Flensburg nur kaufen, wenn der Fahrkartenschalter geöffnet ist und können überhaupt keine Tickets bei der Deutschen Bahn in Dänemark kaufen. Außerdem riskiert man dreimal so viel für ein Ticket zu bezahlen, wenn man sich für ein bestimmtes Zugunternehmen entscheidet.

Der Folketingskandidat für Syd- og Sønderjylland Henrik Boye (SF) meint, dass die dänisch-deutsche Grenze eine Art Berliner Mauer ist, wenn es um den grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr geht. Er will als Mitglied des Verkehrsausschusses von „SF“ zusammen mit Parteikollegen und der deutschen Partei „Die Grünen“ etwas dagegen unternehmen. Am Montagabend hatten die beiden Parteien ein Treffen in Kiel zu diesem Thema mit einem einfachen Ziel: „Sie müssen es einfach machen, und es muss benutzerfreundlicher werden.“

Aktuelle öffentliche Verkehrsmittel zwischen Dänemark und Flensburg:

DSB

  • Man kann Tickets auf der DSB-App, auf der Website oder telefonisch bei DSB hin und her buchen
  • Von Dänemark nach Flensburg können man an der betreffenden Station ein Ticket an einem Ticketautomaten kaufen
  • Von Flensburg nach Dänemark können man ein Ticket nur am Fahrkartenschalter des Bahnhofs kaufen, da die DSB in Deutschland keine Automaten besitzt.
  • Es ist nicht möglich, eine Reisekarte zu verwenden, da es in Deutschland keine Fahrkartenschalter der DSB gibt.

Deutsche Bahn

  • Man kann „hin und zurück Tickets“ über die Deutsche Bahn-App, die Website oder telefonisch bei der Deutschen Bahn buchen.
  • Die Deutsche Bahn hat in Dänemark keine Fahrkartenautomaten, und die Automaten der Deutschen Bahn in Deutschland können nicht auf Dänisch, sondern nur in Deutsch und Englisch abgerufen werden.

Sydtrafik

  • Die Buslinie 110 fährt von Sønderborg über Gråsten und Kruså zum Flensburg ZOB. Auf der Busroute können man bar bezahlen oder die Reisekarte verwenden.
  • Über die Grenze gibt es alternative Transportmöglichkeiten wie Flixbus. – Jedoch muss das Ticket im Voraus über die App oder Website des Unternehmens gebucht werden.

Zu den Vorschlägen gehört ebenfalls eine App, die dem eines Fahrplans ähnelt. Darauf können z. B. Dänen die Busrouten auch in Deutschland sehen und nicht nur diejenigen, die zwischen Dänemark und Deutschland fahren.

Darüber hinaus ist ein regionales Ticketsystem erforderlich, das zu einheitlicheren Preisen zwischen dänischen und deutschen Transportunternehmen führt. Im Moment kann der Preisunterschied durchaus sehr groß sein. Wer eine Fahrkarte vom Bahnhof Padborg zum Bahnhof nach Flensburg bei der DSB kauft, muss 24 Kronen (3,21 Euro) zahlen. Wer dagegen ein Ticket über die Deutsche Bahn kauft, so kostet das Ticket demjenigen 72 Kronen (9,65 Euro).

Die beiden Parteien möchten auch den Bahnhof in Flensburg ausbauen. Auf der dänischen Seite möchten sie einen Fahrkartenautomaten der DSB und einen Fahrkartenschalter, die es ermöglichen, immer ein Ticket zu erhalten, damit Reisende schneller mit einem gültigen Fahrschein oder einer gültigen Reiseksarte in den Zug springen können.

Am Bahnhof Flensburg wollen die Parteien unter anderem die Bedingungen für die Zugreisenden verbessern.

Die DSB ist für die eigenen Fahrkartenschalter und natürlich für ihre Fahrkartenautomaten verantwortlich. Die Presseabteilung der DSB sagt, dass die Idee eines Fahrkartenschalters am Bahnhof Flensburg schon früher angedacht war. Der stellvertretende Direktor im Fahrkartenverkauf der DSB, Aske Wieth-Knudsen, hält es für gut, dass der Schienenverkehr politisch mehr in den Mittelpunkt rückt und dass sich die DSB derzeit jedoch auf „andere Baustellen“ konzentriert.

„Viele Kunden entscheiden sich für die App, und wirpriorisieren sie“, sagt er. Er sagt aber auch, dass die DSB die Aufstellung von Fahrkartenautomaten und Fahrkartenschalter im Ausland nicht ausschließt, wie dies bereits in Schweden der Fall ist. Aske Wieth-Knudsen erklärt auch, dass die DSB solche Entscheidungen nur aus geschäftlicher Sicht trifft: „Der Kundenstamm ist zu klein, bis heute können wir die Einrichtung von Fahrkartenausrüstungen wie Automaten oder Schalter in Flensburg nicht priorisieren“, meint der stellvertretende Direktor und fährt fort: „Wir haben an einem Tag mehr Reisende über die Øresundbrücke als in einem Jahr nach Flensburg.“

Auch Henrik Boye (SF) weiß genau, dass es wesentlich mehr Reisende nach Schweden als nach Deutschland gibt, aber er glaubt nicht, dass dieses ein Argument dafür sein kann, die Reusebedingungen nach Flensburg nicht zu verbessern. „Ich vertrete die Meinung nicht nur als Abgeordneter für Syd og Sønderjylland. Wenn wir Menschen in den öffentlichen Verkehr bringen wollen, müssen wir auch die Kunden bedienen und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen“, sagt er.

Die Vorschläge des Treffens vom Montag werden jetzt an die Kielder Regierung weitergeleitet, wo „Die Grûnen“ eine der Regierungsparteien ist. Gleichzeitig wird das Thema „besserer und billigerer Verkehr“ Teil des Wahlkampfes für die „SF“ in Dänemark, und bei einem Regierungswechsel sagt Henrik Boye, dass das Thema auch in Verhandlungen mit der DSB und auf Regierungsbasis diskutiert wird.

Und denjenigen, die jetzt auf einfachere Reisemöglichkeiten von und nach Flensburg warten, kündigt Henrik Boye an: „Wir erwarten, dass es bei entsprechendem politischen Druck nicht lange dauern kann.“

von

Günter Schwarz – 06.03.2019