Vor wenigen Tagen sendete der US-amerikanische Sender HBO die 2019 eigenproduzierte Dokumentation „Leaving Neverland“ und sorgte damit für Aufregung und kontroversen Diskussionen in der amerikanischen Öffentlichkeit.

Gegenstand dieser vierstündigen 2-teiligen Dokumentation sind die Mißbrauchsvorwürfe gegen den Megastar Michael Jackson, die 2004-2005 vor einem Gericht in Santa Barbara County, California verhandelt wurden, und damals zu keiner Verurteilung führten.

In der nun veröffentlichten Dokumentation kommen zwei der damals kleinen Jungen sowie deren Eltern zu Wort. Die inzwischen erwachsenen Männer schildern, wie sie und ihre Familien die Zeit mit Michael Jackson erlebt haben und erheben damit schwere Vorwürfe, die man in dieser Dokumentation jedoch unkommentiert lässt. Die Dokumentation soll also nicht die „Legende Michael“ 10 Jahre nach seinem Tod in den Schmutz ziehen, sondern ganz unvoreingenommen und wertfrei die Opfer zu Wort kommen lassen. 

Auch wenn man schon vorher davon ausgegangen ist, dass die damals erhobenen Vorwürfe richtig waren, so hallt diese Produktion tatsächlich nach. Auf der anderen Seite hört man auch die Eltern der Jungen, die es letztlich erlaubt haben, dass ihre Kinder mit einem „Fremden“ in einem Bett schliefen. 

Wer Jackson nicht mag, wird ihn nach dieser Dokumentation noch weniger mögen – wer ihn liebt, wird angehalten, einmal über dieses unantastbare „Image“ von Superstars nachzudenken. Die Dokumentation ist sehenswert – auch, oder gerade, weil sie etwas an der Fassade kratzt, die dieser exzentrische Künstler sicher hinterlassen hat. 

Wir hoffen, dass diese Dokumentation auch irgendwann für das deutsche Fernsehen synchronisiert wird. Ob und wann dies sein wird, vermögen wir nicht zu schätzen. Soweit uns bekannt ist, wollen die Angehörigen Jacksons gegen diese Darstellung juristisch vorgehen. Ob und inwieweit die Lizenzen dann an andere Länder gegeben werden darf, ist uns derzeit nicht bekannt. 

Wer einen HBO-Account hat, kann diese Dokumentation aber bequem streamen. Der Streaming-Dienst Netflix hat diesen 2-Teiler unseres Wissens bereits in ihren Bestand aufgenommen.