Im färöischen Sprachkampf entscheiden sich die Färinger am 13. März 1939 offiziell für Fringisch als Kirchensprache auf den Färöer-Inseln.

Der färöische Sprachenstreit war eine Phase in der Geschichte der Faröer in der ersten Hälfte des 20, Jahrhunderts, der von ca. 1908 bis 1938 im engeren Sinne ausgetragen wurde. Es war die politische und kulturelle Auseinandersetzung zwischen dem Anspruch der färöischen Sprache auf allgemeine Anerkennung, und der dänische Sprache als Amtssprache auf den Färöern.

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Ausgangslage wie folgt: Dänisch war die Sprache der Kirche, des Schulwesens, der Verwaltung und der Justiz. Färöisch hingegen war die Sprache des Volkes, die seit der Niederlegung als Schriftsprache durch den färöischen Pfarrer und Philologen V. U. Hammershaimb ab Mitte des 19. Jahrhunderts und der Formierung der färöischen nationalen Erweckung seit dem Weihnachtstreffen 1888 immer mehr geschrieben wurde.

Am 22. Dezember 1888 veröffentlichte die damals einzige Zeitung der Färöer, „Dimmalsætting“, folgenden Aufruf: „Alle und jeder ist eingeladen, sich am 2. Weihnachtsfeiertag um 03:00 Uhr nachmittags im Parlamentsgebäude einzufinden, wo wir diskutieren wollen, wie die färöische Sprache und Tradition verteidigt werden kann.“ Trotz tobendem Sturms und matschiger Straßen fand sich an jenem Nachmittag eine große Menge an Leuten im Løgtingshaus ein. Reden wurden gehalten und patriotische Lieder gesungen. Der Höhepunkt der Veranstaltung kam, als der Dichter Rasmus Effersøe eine Schlachthymne von Jóannes Patursson vortrug, die eigens für diesen Tag geschrieben wurde.

Der Sprachstreit war in erster Linie kein Streit zwischen Färingern und Dänen, sondern eine Auseinandersetzung in der – sich wandelnden – färöischen Gesellschaft.

Zu der kulturellen Aufbruchstimmung kam ab 1906 die Herausbildung der ersten beiden politischen Parteien der Färöer hinzu, die im Sprachstreit die jeweiligen Lager repräsentierten: Sambandsflokkurin (Unionisten) und Sjálvstýrisflokkurin (Separatisten).

Seit der Reformation im 16. Jahrhundert war Dänisch die alleinige Kirchensprache auf dem Archipel. Dies war eine der Hauptursachen dafür, dass Färöisch über Jahrhunderte keine geschriebene Tradition entwickeln konnte, sondern nur gesprochen wurde.

1903 wurde Färöisch dann unter bestimmten Auflagen für kirchliche Handlungen zugelassen: Das Abendmahl musste in Dänisch stattfinden, und Färöisch durfte nur dann gepredigt werden, wenn alle kirchlichen Instanzen (Probst und Gemeinderat) zustimmten. Ab 1912 durfte dann auch das Abendmahl auf Färöisch abgehalten werden, aber nur, wenn der Bischof vorher zugestimmt hatte.

Es waren die Färinger selber, die eine allgemeine Durchsetzung ihrer Muttersprache als Kirchensprache behinderten. Eine konservative Grundhaltung der meisten Gläubigen verband die dänische Sprache fest mit der Lithurgie, den Kirchenliedern, und nicht zuletzt der Bibel. Auch heute noch werden bestimmte färöische Kirchenlieder gerne in einem alten Dänisch gesungen. Es wurde in Tórshavn eine Volksbefragung durchgeführt, wo sich die Mehrheit der Kirchgänger für eine Beibehaltung des Dänischen aussprach.

Dennoch wurde die Frage mehrfach im Løgting erörtert, und wieder waren es Samband-Politiker, die weitere pragmatische Argumente vortrugen: Viele der Priester waren Dänen, und wenn jeder Priester frei wählen durfte, in welcher Sprache er predigt, dann führte das unweigerlich in eine allgemeine Konfusion, wenn eine Gemeinde erst einen färöischen Gottesdienst gewohnt war und dann einen dänischen Pastor bekam.

Wie bei der Frage nach der Unterrichtssprache war die Durchsetzung der Muttersprache in der Kirche allerdings nur eine Frage der Zeit und der verfügbaren Literatur. Bereits 1823 erschien das Matthäus-Evangelium auf Färöisch, fand aber keinen breiten Anklang im Volk, was auch an der orthographischen Unsicherheit lag, die vor Hammershaimbs Zeiten herrschte. 1908 folgte das Johannes-Evangelium, aber erst der Pastor Jacob Dahl verhalf dem Färöischen als Kirchensprache zum Durchbruch, als er 1921 ein färöisches Gesangbuch vorstellte und bis 1937 das Neue Testament übersetzte. Bis zu seinem Tode 1944 arbeitete er am Alten Testament weiter, das dann von Kristian Osvald Viderø bis 1961 fertiggestellt wurde und herauskam.

Dahls Werke wurden jeweils sofort nach ihrem Erscheinen von der evangelisch-lutherischen Staatskirche autorisiert. Er übersetzte auch den Katechismus und eine Religionsgeschichte. Wichtig für die Färöer sollte seine Predigtensammlung in Buchform werden. In den abgelegenen Gegenden war es normal, dass ein Pastor bis zu sechs Kirchen in seiner Obhut hatte, die er der Reihe nach besuchte. Die Gottesdienste in den Kirchen, in denen er nicht sein konnte, wurden von Laien abgehalten, die dafür eine gedruckte Predigtensammlung benutzten.

Der 13. März 1939 ist der Tag, an dem Färöisch im vollen Umfang als Kirchensprache zugelassen wurde. Heute haben die Färöer fast ausschließlich einheimische Geistliche.

von

Günter Schwarz – 13.03.2019