Havariekommission zum Unfall auf Storebæltbroen: „Deshalb ist es schiefgegangen“
Mehrere Anhänger auf dem Güterzug des Unfalls auf der Storebæltbroen (Große Belt Brücke) seien nicht ordnungsgemäß verriegelt worden, so die Unfalluntersuchungsstelle. Einer der auf einem Waggon transpotierten LKW-Anhänger löste sich und tötete acht Menschen im Personenzug, der mit 131 Fahrgästen besetzt war.
Die vorläufigen Ermittlungsergebnisse zeigen, dass eine Kombination aus dem starken Wind und ein unzureichender Verriegelungsmechanismus der Lkw-Sattelauflieger auf dem Güterzug den Unfall verursacht haben. Acht Menschen kamen dabei ums Leben, 16 wurden verletzt – davon 4 schwer, als ein Schnellzug der DSB am 2. Januar 2019 von einem Anhänger auf einem Waggon eines Güterzuges der Firma DB Cargo gerammt wurde. Der Anhänger kippte um und traf den entgegenkommenden Personenzug seitlich.

Seitdem wurde die Unfallursache unter anderem von der Haveriekommission untersucht, die nun ihre ersten vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht hat.
Überblick über den Unfall:
- Der Unfall ereignete sich am 2. Januar 2019 um 07:35 Uhr auf dem niedrigen Teil der Storebæltbroen.
- Ein Schnellzug auf dem Weg von Aarhus zum Flughafen København wurde von Teilen eines entgegenkommenden Güterzuges getroffen und wurde auf der Brücke schwer beschädigt.
- Der Zug fuhr um 05.19 von Aarhus mit 131 Passagieren und drei Zug-Mitarbeiter ab.
- Acht Passagiere kamen ums Leben, während die dreiköpfige Zugbesatzung unverletzt blieb. Getötet wurden fünf Frauen und drei Männer. Kein Kind verstarb später im Krankenhaus.
- 16 Passagiere wurden bei dem Unfall zum Teil schwer verletzt.
- Der Personenzug wurde von einem oder mehreren Objekten auf der Great Belt Bridge in dem Moment getroffen, als er einen entgegenkommenden Güterzug passierte.
- Nach Angaben des AIBN war es offenbar ein leerer LKW-Sattelauflieger auf dem Güterzug, der umkippte und den Unfall verursacht hat.
Quellen: DSB, Fyns Politi (Fünen Polizei), Havarikommissionen og Banedanmark
Der Güterzug bestand aus einer Lokomotive und aus sechs sogenannten Taschenwagen, die mit Sattelaufliegern beladen waren, d. h. Lastkraftwagenanhänger, die entweder leer waren oder leere Verpackungen enthielten.
Ein Sattelauflieger des vorderen Taschenwagens löste sich aus seiner Verriegelung und traf einen entgegenkommenden Personenzug. Der Auflieger war laut dem Bericht der Havarikommission leer.
Die Sattelauflieger sind an den Hubwagen über einen sogenannten Königszapfen befestigt, der in einem sogenannten Hocker eingerastet sein muss. Bei drei der Auflieger funktionierte das System nach den Ermittlungen der Havarikommission jedoch nicht ausreichend.
Gleichzeitig haben Berechnungen gezeigt, dass eine Windgeschwindigkeit von 21,8 Metern pro Sekunde ausreichen konnte, damit sich ein Sattelauflieger losreißt. Auf der Brücke maß man zum Unfallzeitpunkt 21,6 Meter pro Sekunde.
Auf der Grundlage dieses Berichts schreibt die Kommission, dass die örtlichen Windverhältnisse möglicherweise zu einer Lockerung des Anhängers beigetragen hätten.
Die Untersuchungen zeigen, dass sich der Anhänger schon etwa 1.000 Meter vor der Kollisionsstelle losgerissen hatte. Hier wurden Teile eines Sattelaufliegers gefunden.
Der Lokomotivführer des Schnellzuges hat auch beschrieben, dass er unmittelbar vor der Kollision Funken aus dem Güterzug sah. Nur eine Sekunde vor dem Zusammenstoß gelang es ihm, langsamer zu werden. Beide Züge fuhren etwa 120 Stundenkilometer.
Videoaufnahmen von einer Überwachungskamera haben gezeigt, dass der Anhänger drei Minuten vor dem Unfall noch normal auf dem Waggon saß.
Überblick: Vorläufiges Ergebnis der Havariekommission
- Die Havariekommission hat einen vorläufigen Bericht über das Zugunglück auf der Storebæltbroen veröffentlicht. Hier sind die wichtigsten Schlussfolgerungen:
- Ein paar starke Männer hätten den Lastwagenanhänger losreißen können, der am 2. Januar acht Zugpassagiere auf der Storebæltbroen getötet hat. Das zeigt den Bericht der Havariekommission.
- Der verunfallte Güterzug bestand aus einer Lokomotive und sechs Taschenwagen. Die Palettenhubwagen waren mit Sattelaufliegern beladen.
- Die LKW-Auflieger hätten über einen Königszapfen befestigt sein sollen, die in einen sogenannten Hocker auf den Waggons einrasten mussten.
- Der Verriegelungsmechanismus selbst wird durch das Eindrücken eines Griffs geschlossen, so dass der Anhänger während der Fahrt nicht abgehoben werden kann.
- Die Havariekommission hat festgestellt, dass der Verriegelungsmechanismus bei mehreren Hockern eine Trägheit aufwies, bei denen angebrachte Federn den Griff nicht ausreichend hineinzogen und sicherten.
- Ein von der Havariekommission durchgeführter Test zeigte, dass ein Druck von etwa 1.000 Kilo ausreichte, um einen Anhänger aus dem Hocker zu heben, weil er nicht ausreichend gesperrt war.
- Die Kommission führte den Test mit sechs Hockern durch, und in fünf Fällen konnte der Wagen gelöst werden.
- Untersuchungen in einem Windkanal haben ergeben, dass Windgeschwindigkeiten von 21,8 Metern pro Sekunde ausreichen würden, um einen Sattelauflieger loszureißen, wenn der Königszapfen nicht richtig im Hocker eingerastet wird.
- Auf der Brücke wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 21,6 Metern pro Sekunde gemessen, obwohl der Wind lokal möglicherweise stärker war.
von
Günter Schwarz – 15.03.2019