Auch wenn die Generation der Neuen Medien sich schwer mit auf Papier geschriebenen Erzeugnissen tut: Das Gedächtnis dieser Welt steht auf Papier. Die Archive und Museen sind voll mit Manuskripten, Briefen, Urkunden und Büchern, die mehrere hundert Jahre durch die Zeit gegangen sind.

Ich selbst bin im Besitz der Ausgabe des Buches, welches mein Vater zuerst gelesen hat. Die Ausgabe dieser „Ungarische Rhapsodie“ ist in einem so guten Zustand, dass ich sie auch meiner Tochter vererben könnte, wenn sich das Kind nur einen Hauch für Bücher interessieren würde.

Ganz anders sähe es mit meiner Sammlung von rund 400 eBooks aus, die in der Anschaffung kaum günstiger sind als echte Bücher, die jedoch jeweils an ein Lesegerät gebunden sind. Welcher „Computer“ wird diese Formate in 70 Jahren noch lesen können – oder anders gefragt: „Haben sie geschriebene Computerdateien wie Briefe oder Tagebucheinträge, die sie vor 20 Jahren auf ihrem ersten Computer getippt haben? Vermutlich nicht. Moderne Computer haben schon gar kein „Diskettenfach“ mehr und CD-Roms lösen sich nach etwa 10 Jahren Lagerung auf.

Das handbeschriftete Fotoalbum ihrer Oma, aus Papier, wird sich dagegen sicher noch in irgendeinem Keller finden und die Erinnerung an die „alten Tage“ durch die Jahrzehnte getragen haben. Bei aller Liebe und Begeisterung für neue Medien, Computer, Smartphones und Digitalkameras. Sie sind bestens geeignet, um immer und überall eine Momentaufnahme in Bild oder Schrift festzuhalten. Sie sind jedoch nur wenig bis gar nicht geeignet, diese Erinnerungen auch durch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zu tragen.

Das Archiv, das Gedächtnis auch unserer Zeit, gehört auf Papier. Sofern sie ihr Tagebuch in ein Papierbüchlein schreiben, könnten ihre Urenkel es vielleicht eines fernen Tages lesen. Tippen sie ihr Tagebuch in eine App, dann werden ihre Urenkel vermutlich noch nicht einmal wissen, dass sie je Tagebuch führten oder überhaupt gelebt haben.

Der Erhalt solcher „alten Dokumente“ stellt die Inhaber solcher Archive vor eine große Verantwortung für diese „Schätze“. Natürlich auch Gesellschaft und Politik, von denen es maßgeblich abhängig ist, ob man die Kosten für die Restaurierung und Konservierung von Büchern und Schriften übernehmen möchte.