Mogens Amdi Petersen wird am 25. März 1965 wegen seiner Haarlänge die Einstellung als Lehrer und die Beschäftigung an einer Grundschule verweigert.

Der am 09. Februar 1939 in Tønder geborene Mogens Amdi Petersen ist als Gründer und Leiter der Schulkooperation „Tvind“ bekannt. Gegründet wurde die Tvind-Schule von einer Gruppe junger Pädagogen mit Mogens Amdi Petersen im Vordergrund im Jahre 1973. Mehrere junge Lehrer begaben sich mit Kleinbussen auf eine Exkursion nach Indien, Afghanistan und anderen Ländern. Unter der Prämisse „Reisen und Lernen“ gründeten sie das Schulprojekt, welches sich das „Det Nødvendige Seminarium“ (Das notwendige Seminar) nannte und sich eine Ausbildung zum Lehrer als Ziel setzte. Im nördlichen Jylland (Jütland) bei Ringkøping wurde ein alter Bauernhof (Tvind Gaarden) gekauft, worauf sich auch der Name „Tvind“ bezieht, und zu einer Schule umgebaut.

Als Sohn eines Schulinspektors und entstammt einer bürgerlichen Familie. An 1957 studierte er an der Odense Katedralskole neue Sprachwissenschaften und leistete ab 1960 seinen Wehrdienst in der Kasern in Fredericia ab. Anschließend studierte Petersen am Haderslev-Priesterseminar mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Während seiner Referendarzeit unterrichtete er an der Kroggårdsskolen in Næsby nördlich von Odense, wo sein Verhalten und seine Kleidung auffielen. Als er nach zwei Jahren Referendarzeit auf Dauer eingestellt werden sollte, lehnte die Schulkommission seine Übernahme ab und begründete es mit seinem Aussehen: das lange Haar, der Bart und der isländische Pullover.

Amdi Petersen machte sich daraufhin zum Initiator eines Kollektivs und gründete eine Bildungsstätte mit sieben weiteren Gefolgsleuten im Hunderupvej 78 im feinen Hunderup-Viertel mitten in Odense-„Huset“. 1966 wurde er als Philosophiestudent an der Universität Odense zugelassen, die er jedoch im folgenden Jahr verließ und das „Huset“ wurde verkauft.

Die Bewohner des Kollektivs unternahmen daraufhin in einem alten Bus von Scania-Vabis eine Weltreise. An der Reise nahmen mehrere von denen teil, die an der Bildungsarbeit der „Tvind“-Schulen beteiligt waren.

1969 wurde er in Deutschland inhaftiert, nachdem er bei Unruhen im Zusammenhang mit einem Neonazi-Treffen in Flensburg Steine auf die Polizei geworfen hatte. Ein Gericht verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis, aber der Rechtsanwalt Jørgen Jacobsen reduzierte die Strafe vor dem Flensburger Landgericht auf sechs Wochen Gefängnis, da der Anwalt nachweisen konnte, dass die Polizei sein Auftreten bei den Unruhen falsch beschrieben hatte, und Amdi Petersen konnte das Gefängnis am 07. Oktober 1969 verlassen.

Nach seiner Heimkehr erhielt Amdi Petersen 1970-71 eine Tätigkeit als Lehrer an der Rens Ungdomsskole, zu der er die Erlaubnis des Bildungsministeriums erhielt, „Det Nødvendige Seminarium“ (Das notwendige Seminar) zu gründen. Teilnehmer waren mehrere Schüler der Folketskole (Hauptschule). In der Schule beschäftigten sich die Schüler intensiv mit der kommunistischen Theorie nach Mao Zedongs Variante sowie dem dialektischen Materialismus, und nach den chinesischen Vorschriften mit einem „warmen Stuhl“ fanden in der Mitte des Kreises nächtliche gemeinsame Treffen statt.

Die Erfahrung aus der Busreise bildete den Hintergrund für Amdis bekannteste Initiativen: „Den Rejsende Højskole“ (Die reisende Hochschule) und „Det Nødvendige Seminarium“, gegründet 1970 und 1971 – die spätere Schulkooperation „Tvind“.

Bis Ende der 1970er Jahre wurde „Tvind“ in der Presse weithin publik gemacht. Da jedoch einige Schüler und Lehrer an Schulen und Seminaren Beschwerden über strikte kollektive Disziplin, wirtschaftliche Ausbeutung, unzureichende Arbeitsbedingungen und Unfälle mit veralteten Bussen veröffentlichten, wendete sich die anfangs positive Stimmung gegenüber „Tvind“. 1978 riet Amdi den Lehrern der Gruppe ab, Zeitungen zu lesen und behauptete: „Zeitungen und Journalisten haben kein richtiges Ziel. Sie machen Zeitungen, um Geld zu verdienen, und alles, was sie schreiben, darf unser Leben nicht stören. Die Kritiken werden uns nicht stören.“

Amdi Petersen trat im Juni 1979 von der Position des Leiters des „Det Nødvendige Seminarium“ zurück, ging in den Untergrund und hatte keinen Kontakt mehr zu jemandem außerhalb von „Tvind“, bevor er am 17. Februar 2002 vom FBI aufgrund eines internationalen Haftbefehl am Flughafen Los Angeles festgenommen wurde. Er wurde von den USA an Dänemark ausgeliefert und kam am 14. September im selben Jahr in København an.

Die Staatsanwaltschaft forderte für ihn fünf Jahren Haft wegen Unterschlagung in Höhe von 56 Millionen Kronen (7,5 Mio. Euro), wegen Steuerbetrugs in Höhe von 52 Millionen Kronen (7 Mio. Euro) und den Entzug des Rechts auf Vorstandsposten von Stiftungen. Am 31. August 2006 wurde Amdi Petersen vom Byrettet (Stadtgericht) Ringkøbing dann allerdings freigesprochen.

Unmittelbar danach verschwand er wieder aus dem Land und ist wieder untergetaucht. Er wird immer noch gesucht, weil das Urteil im Betrugsfall vor dem Landrettet (Landgericht) angefochten wird.

Am 24. August 2016 wurde in Verbindung mit dem DR3-Programm „Find Amdi – Dänemarks meistgesuchter Mann“ dokumentiert, dass Mogens Amdi Petersen sich in Mexiko aufhält. Und obwohl man in Dänemark weiß, wo er sich aufhält, hat es bis jetrzt noch noch zu keiner Verhaftung des Gesuchten geführt.

von

Günter Schwarz – 25.03.2019