
Gymnasiasten reparieren Kleidung: „Schluss mit der Wegwerfkultur!“
(Hadsten) – Die Bekleidungsindustrie belastet das Klima nicht unerheblich durch den Anbau von Baumwolle in Monokulturen, der Herstellung synthetischer Fasern, der Verarbeitung von oft mit Giften belasteten Farben und vielem anderen mehr. Aus diesem Grund haben sich Schüler des Gymnasiums in der Kleinstadt Hadsten in Midtjylland (Mitteljütland) dazu entschlossen, innerhalb einer Projektwoche Kleidungsstücke der lokalen Bevölkerung zu ändern und zu reparieren.
Wird die Hose zu eng, ist es für viele am einfachsten, sie auszuwerfen und sich eine neue zu kaufen. Aber das Kleidungsstück wegwerfen und ein neues kaufen, wirkt sich nachteilig für das Klima aus, und deshalb hat sich eine Gruppe von Schülern am Hadsten Gymnasium dazu entschlossen, Kleidung länger im Gebrauch zu erhalten.
Am Mittwoch hatte das Hadsten Gymnasium offene Türen für alle, die Kleidungsstücke dabei hatten, die repariert oder geändert werden mussten. Die Schüler hatten einen Raum mit Nähmaschinen eingerichtet, in den Leute von der Straße hineingehen und ihre Kleidung ändern, flicken bzw. reparieren lassen konnten.
Die Veranstaltung war eine von 20 Klimaprojekten in der Kommune Favrskov, zu der Hadsten gehört, die in dieser und in der nächsten Woche ihre jährlichen Klimawochen abhält.

Einer derjenigen, der mit einer reparaturbedürftigen Hose seines Sohnes gekommen war, ist Troels Skjellerup Nielsen, Berater in Hadsten. „Wir möchten die Initiative unterstützen, die eine solche Nutzung und Abkehr von der Wegwerfkultur bedeutet“, sagte er und fuhr fort: „Ich habe einen Sohn, der seine Hose viel benutzt. Er ist in einem Kindergarten, und jetzt hat er ein Loch in der Hose, so dass es eine gute Gelegenheit ist, sie hier flicken zu lassen.“
Seinen Angaben zufolge versucht die Familie auch täglich, insbesondere den Konsum von Kleidung einzuschränken. „Wir denken sehr viel über recycelte Kleidung nach und versuchen, möglichst keine Neuanschaffungen zu tätigen und auch nur dann etwas zu kaufen, wenn es unbedingt nötig ist“, sagte Troels Skjellerup Nielsen weiterhin.

Neben dem „Flickendienst“ hatten die Schüler der Schule auch einen Kleidertausch organisiert, bei dem die Leute gebrauchte Sachen mitbringen und gegen etwas anderes eintauschen konnten. „Ich habe 5 bis 6 Kleidungsstücke mitgebracht, von denen ich hoffe, dass andere sie besser verwenden können als ich“, sagte Anna Siig Jeppesen, die selbst Schülerin am Gymnasium ist. Sie selbst fand eine schöne blaue Jeans statt der „Klamotten“, die sie selbst nie benutzt hatte.
„Ich finde es schade, dass es nur herumliegt bis wir es dann sowieso wegschmeißen. Es ist besser, dass wir es hier eintauschen können, um etwas anderes zu bekonmen, das besser zu uns passt, anstatt es wegzuwerfen“, sagte sie.

Neben dem Hadsten Gymnasium haben viele andere Einrichtungen in der Kommune Favrskov Projekte für einen Klimawandel initiiert. Eine Gruppe Behinderter bietet unter anderem Aktivitäten an, aus Abfall Kunst zu machten, So sind Toilettenpapier, Joghurtbecher zu bunten Fischen geworden, die jetzt an der Decke des Kulturzentrums in Hammel hängen.
Und auch die Recycling-Beführworter der Stadt haben anlässlich der Klimawochen neue nachhaltige Gedanken angeregt. „Wir möchten einen Ort schaffen, an dem man recycelte Materialien von der Recyclingstelle aus verkaufen und kaufen kann, aber auch, wo man Recycling generell überdenken kann. Also eine Werkstatt einrichten und vielleicht auch eine Fahrradwerkstatt, in der man experimentieren kann“, schlug Margit Larsen, Vorsitzende des Roten Kreuzes Ortsverbandes in Hadsten/Hinnerup, vor.
„Gleichzeitig sollte es ein sozialer Ort werden, an dem man auch mal eine Tasse Kaffee oder Tee trinken kann. Ich hoffe, wir bekommen so eine Oase hin, die ein Experimentarium wäre, in dem wir uns amüsieren und ausprobieren können“, fügte sie noch hinzu. Das Projekt wird einen großen Teil der freiwilligen Kräfte der Stadt erfordern. Die Politiker der Kommune Favrskov glauben nicht so recht daran, aber Margit Larsen will sich davon nicht abhalten lassen.
„Beim Ausprobieren der eigenen Möglichkeiten geht nichts verloren. Es braucht uns also keine Angst zu machen. Im Moment ist der Trend in der Gesellschaft so, dass wir uns darum kümmern, was wir haben und was wir noch recyceln und weiterverwenden können. Ich denke, die Zeit dafür ist jetzt genau richtig“, erklärte sie abschließend.
von
Günter Schwarz – 04.04.2019