(København) – Fischereiministerin Eva Kjer Hansen (Venstre / Rechtsliberale Partei) bestreitet, dass die dänische Regierung Großfischern in irgendeiner Weise schützend die Hand über sie gehalten hat.

Zahlreiche Familienbetriebe, die als kleine Fischer ihr tägliches Brot bzw. ihren täglichen Fisch vor der Ostküste Jyllands (Jütlands) verdienen, haben seit zehn Jahren um Erlaubnis zum Fischen im Storebælt (Großen Belt) gebeten, wurden jedoch wiederholt abgelehnt.

Wöhrend die kleinen Fischereibetriebe den Fischereibehörden ihre Genehmigungsanträge einreichten, wurden einigen der größten Muschelfischer des Landes einen versteckten, aber rentablen Zugang zu demselben Fanggebiet gewährt, schreibt die Tageszeitzng „Berlingske“.

So erhielten selbst einige der größten Muschelfischer Dänemarks Zugang zum Storebælt, obwohl sie normalerweise zum Limfjord gehören. Die meisten von ihnen sind bereits so groß, dass sie für die vom Folketing ausgegebenen Quoten für Muscheln und Austern über der Obergrenze liegen.

Die zusätzlichen Muschelfänge wurden im Rahmen einer sogenannten „Versuchsfischerei“ durchgeführt, bei der Dänemarks größte Muschelfischer seit einigen Monaten Muscheln in behördlich ausgewählten Gebieten fangen.

„Es gab keinen systematischen Ansatz für die experimentelle Fischerei. Daher habe ich mich entschlossen, neue Regeln in diesem Bereich einzuführen“, lautet die Antwort von der Fischereiministerin Eva Kjer Hansen.

Damit können sich zukünftig alle Fischer nun auf klare Richtlinien, eine einheitliche Fallbearbeitung und Transparenz freuen, wenn die Aussage der Ministerin in die Tat umgesetzt wird und der bisherigen Praxis „die Kleinen bekommen nichts und die Großen bommen alles“ ein Ende ein Ende gesetzt wird .

Die Lizenz für die kleine Gruppe der Großfischer hatte einen beträchtlichen Wert, denn sie fischten Muscheln für Millionen Kronen.

Nach Angaben von „Berlingske“ landete im Frühjahr 2018 nur ein einziges Schiff in einem Gebiet in der Nähe des Storebælt Muscheln in einem Wert von etwa einer Million Kronen (134 Tsd. Euro), wie aus Fangdokumenten des Falles ersichtlich sind. Diese Fänge zählten nicht zu den Fangquoten, wie viele Fischmengen ein Fischer insgesamt fangen darf, da die Behörden die Fischerei der Großfischer im Storebælt als „Versuchsfischerei“ ausgewiesen haben.

Bei der Fischerei im Storebælt von 2016 bis 2018 wurden die normalen für alle Fischer geltenden Regeln und Verfahren völlig ignoriert, währenddessen kleine Fischer überhaupt nicht über die Fischerei oder die Möglichkeit zur Teilnahme an der „Versuchsfischrei“ informiert wurden.

Esbjerg Niels Vestergaard, Forscher für Ressourcen- und Fischwirtschaft, vergleicht das Verhalten der Fischereiministerin und den ihr unterstellten Behörden mit dem in einer Bananenrepublik. „Es klingt auch nach einer recht altmodischen und willkürlichen Methode, um den Fischfang zu regulieren, bei der bestimmte Politiker oder einzelne Beamte sitzen und entscheiden, wer eine Lizenz erhält und wer nicht“, sagt er und fügt hinzu: „Anscheinend geschah es keineswegs anhand objektiver Kriterien. So eine Willkür ist eines modernen Managements nicht würdig!“

Fischereidirektor Ib Poulsen (Dansk Folkeparti / Dänische Volkspartei) schrieb „Berlingske“, dass Fischereiministerin Eva Kjer Hansen ein großes Erklärungsproblem habe. „Es ist unglaublich, dass einige Fischer, die gerne teilgenommen hätten, nie die Gelegenheit und die geringste Chance dazu hatten. Und dann legt die Ministerin noch einige Regeln fest, die es den Größten ermöglicht, um Zugang zu den Fischereigründen zuerhalten“, beklagt er.

Eva Kjer Hansen stimmt der Kritik der Dansk Folkeparti grundsätzlich zu, aber die Ministerin weigert sich zuzugeben, sie hätte in irgendeiner Weise ihre schützende Hand über die Großfischer gehalten. „Das ist nicht geschehen!“ sagt Eva Kjer Hansen gegenüber „Berlingske“.

Bild vom 8. Februar 2019: Ein einlaufendes Fischereifahrzeug weist auf einen weiteren „unglücklichen Fall“ von Fangquoten hin – hier das Schiff eines Großfischers aus Fur.

von

Günter Schwarz – 05.04.2019