(Odense) – Die Freunde von Abdinor Mohammed hatten Probleme, einen Job zu bekommen. Nach seiner herausfordernden und „unkonventionellen“ Ansprache des Bürgermeisters von Odense gegenüber wurden inzwischen sieben von elf Somalier an einen Arbeitgeber vermittelt.

„Als Bürgermeister hier in der Stadt habe ich eine kleine Herausforderung für Sie. Ich komme mit zehn Jungen mit sehr unterschiedlicher Ausbildung. Wir brauchen einander, um Arbeit zu finden – können Sie uns dabei helfen?“ klang es eines Tages geradezu provozierend von Abdinor Mohammed, als Odenses Bürgermeister Peter Rahbæk Juel den Problemstadtteil Vollmose ungefähr 3 Kilometer nordöstlich von Odenses Stadtzentrum besuchte.

Abdinor Mohammed lebt in diesem von Kriminalität geprägten Problemstadtteil Odenses und kommt aus Somalia. Er selbst arbeitet selbst als Bauarbeiter bei Rynkeby auf Fyn (Fünen), aber seine Landsleute haben Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Deshalb forderte er Bürgermeister Peter Rahbæk Juel auf, ihnen zu helfen. Er bot an seine 11 Bekannten aus Somalia zu benennen, die gern arbeiten wollten, aber Schwierigkeiten hatten, eine Stelle zu finden.

Abdinor Mohammed und Odenses Bürgermeister Peter Rahbæk Juel bei einem Treffen

Der Bürgermeister zeigte sich volksnah und sagte sogleich zu, ohne sich nach Manier der Politiker zu winden, um sich keineswegs verbindlich festlegen zu müssen. Und schon nach einer Woche war Abdinor Mohammed wieder da und kam zum Bügermeister mit einer Liste aller von ihm angekündigten Namen seiner arbeitsuchenden Landsleute.

„Ich dachte, das ist mutig – und ich dachte weiter, wenn es jemand gibt, der es wagt, auf diese Weise aufzustehen und so etwas einem Bürgermeister zu sagen, dann verdienen sie fast die Chance“, sagte Peter Rahbæk Juel.

Die elf Arbeitssuchenden haben sich daraufhin viermal mit verschiedenen Personen aus der Wirtschaft getroffen – das erste Mal im Februar 2018 und das letzte Mal am Donnerstag dieser Woche. Nun sind sieben der elf Somalier berufstätig und zwei von ihnen können eine Ausbildung beginnen.

Bei den Treffen wurden Präsentationen darüber vorgestellt, welche Voraussetzungen es braucht, um auf dem dänischen Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein, und es wurden auch Arbeitsgruppen gebildet, in denen sie an Lebensläufen und Vorstellungsgesprächen gearbeitet haben. Abdinor Mohammed zweifelt nicht daran, dass seine elf Bekanntschaften aus den Treffen etwas daraus gemacht haben.

„Was den größten Unterschied zu früher und der alleinigen Suche nach Arbeit gemacht hat, ist eigentlich das Netzwerk. Wir stellen fest, dass die Menschen allein nicht in der Lage sind, und obwohl sie teilweise eine Berufsausbildung haben, hatten sie größte Schwierigkeiten, auf den Arbeitsmarkt zu gelangen. Erst als ihnen durch das Netzwerk die richtige Reihenfolge aufgezeigt wurde und was alles bei der Arbeitssuche zu berücksichtigen ist, waren sie erfolgreich. Und den größten Unterschied hat das Netzwerk mit dem Bürgermeister ausgemacht, mit dem wir zusammenarbeiten konnten“, sagte Abdinor Mohammed.

Einer von denen, die nach der Herausforderung von Abdinor Mohammed an den Bürgermeister an Arbeit gekommen ist, ist Omar Sheik Ali Jama. Er ist fest als Handwerker angestellt und hilft jetzt auf einer Baustelle im Hafen von Odense. Und die neuen Kollegen freuen sich sehr über ihren Neuankömmling.

„Ich finde es super schön, dass jetzt jeden Tag aufgeräumt wird, wenn du kommst. Plastik und Abfälle aller Art sind entfernt, so dass es wirklich schön ist. Omar ist nicht nur ein guter, fleißiger Kollege, sondern auch eine fantastische Person. Es macht wirklich Spaß mit ihm, deshalb ist es eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten“, lobte Morten Andersen, Monteur bei der Richard Thomsen A/S, seinen neuen Kollegen.

Omar Sheik Ali Jama ist glücklich, nachdem er bei der Richard Thomsen A/S anfangen konnte.

Der Mann, der eigentlich hinter der Einstellung von Omar stand, ist Jes Halskov – und auch er hat eine Erweiterung seines Bewusstseins und seiner Einstellung gegenüber Ausländern erfahren. „Ich muss zugeben, dass ich anfangs skeptisch war, und dieses ist wahrscheinlich die Position, die die meisten von uns Dänen haben und sich über den Zuzug von Ausländern auflehen, wenn einer dort ,von dort‘ kommt. Wir haben aus den Medien und von den Politikern viel davon gehört, dass sie nichts unternehmen – aber das stimmt absolut nicht, weil sie natürlich genauso arbeiten wollen wie alle anderen auch“, sagte Jes Halskov, Geschäftsführer der Richard Thomsen A/S.

Er trat sogar mit einer Bitte an Omar heran. „Ich hoffe, Omar geht nach Hause und erklärt seinen Freunden und anderen, dass sie keine Angst haben sollten, zu uns zu kommen und nach Arbeit zu fragen. Wenn sie den Willen dazu haben, dann bekommen sie auch einen Job, denn wir benötigen dringend Arbeitskräfte“, erklärte der Geschäftsführer.

Laut dem Bürgermeister von Odense, Peter Rahbæk Juel, weiß der Arbeitsmarkt nicht genug über die Somalier und über nichtwestliche Ausländer generell. Und das ist ein Problem, weil der Arbeitsmarkt geradezu nach Arbeitskräften schreit. „Hier haben wir eine Gruppe von Somaliern, die arbeiten wollen und die stattdessen in der Arbeitslosigkeitsstatistik auftauchen, und das ist eines unserer Probleme, wenn uns Arbeitskräfte fehlen. Es ist wichtig, dass die Somalis und auch andere aus ihrem eigenen Umfeld herauskommen und sich über konkrete Unternehmen und konkrete Netzwerke über den dänischen Arbeitsmarkt informieren“, meinte der Bürgermeister von Odene.

Der Bürgermeister ist froh darüber, dass es Menschen wie Abdinor Mohammed gibt, die Engagement zeigen, die etwas wagen und keine „ausgetretenen Pfade“ gehen, um für sich und andere etwas zu erreichen. „Es macht mir Hoffnung für den Arbeitsmarkt da draußen – auch für unsere somalischen Mitbürger. Im Allgemeinen gibt es ein enormes menschliches Potenzial unter unseren Bürgern mit Migrationshintergrund. Unsere somalischen Bürger haben dieses mit dieser Herausforderung zumindest gerade bewiesen“, sagt Peter Rahbæk Juel.

von

Günter Schwarz – 06.04.2019