Was geschah am 06. April 2001 in unserem Dänemark?
Die Tageszeitung des dänischen Gewerkschaftsbundes LO (Landsorganisationen i Danmark) „Aktuelt“ erscheint am 06. April 2001 nach 130 Jahren zum letzten Mal. Die LO entscheidet, die jährliche Subvention von 60 Millionen Kronen (8 Mio. Euro) einzustellen, was die Einstellung der Zeitung bedeutet.
Die
Tageszeitung der Arbeiterbewegung „Aktuelt“, die während ihrer
Geschichte auch unter „Socialisten“, „Social-Demokraten“ und
„Det Fri Aktuelt“ bekannt war, stellte nach 130 Jahren vom 22.
Juli 1871 bis zum 06. April 2001 ihr Erscheinen ein.
Zuletzt
geriet das Flaggschiff des Gewerkschaftsbundes in einen Medienkampf
mit den großen kommerziell geführten Zeitungsverlagen. Die
„Aktuelt“ wurde von der LO finanziert, um der bürgerlichen
Presse ein qualifiziertes Gegenspiel enzgegenzustellen. Vor dem
Zweiten Weltkrieg war diese Strategie überaus erfolgreich, um über
lokale Ausgaben Nachrichten der Sozialdemokraten im ganzen Land zu
verbreiten. So wurde 1934 in Hillerød die 63. Lokalredaktion
gegründet. Von 1918 bis 1930 wurde eine Nachmittagsausgabe unter dem
Namen „Klokken 5“ (5 Uhr) veröffentlicht.
Für viele
Jahre war „Aktuelt“ die einzige Boulevardzeitung, die auch
sonntags erschien. Die „Søndags-Aktuelt“ wurde 1988 eingestellt,
als „Ekstra Bladet“ und „B.T.“ ihre Sonntagsausgaben
starteten.
„Es
ist ein Abschied, der traurig und beunruhigend ist, sagte der
damalige Statsminister Poul Nyrup Rasmussen (Sicialdemokraterne) nach
der Ankündigung der Schließung der Tageszeitung „Aktuelt“, der
letzten Zeitung der Gewerkschaftsbewegung in Dänemark. „Mit der
Schließung verschwindet wieder eine Stimme, die für die Wahrung
unserer Demokratie so wichtig ist“, sagte der Regierungschef und
erklärte weiter, „die Regierung legt großen Wert auf die Vielfalt
der dänischen Medienlandschaft.“
Die Schließung der
Zeitung muss vor dem Hintergrund der Einstellung der jährlichen
Subvention von LO in Höhe von 60 Mio. Kronen gesehen werden. Viele
ältere Sozialdemokraten und Gwerkschaftsmitglieder einer der 18
Einzelgewerkschaften, die im LO zusammengeschlossen waren, drückten
ihre Trauer aber auch Kritik aus, da „Aktuelt“ seine
Kernzielgruppe zuletzt nicht mehr erreichte. Aus diesem Grund stellte
der LO seine Subvention für den Zeitungsbetrieb mit einer Auflage
von nur noch 25.000 Exemplaren ein.
Anschließend versuchten
ehemalige Mitarbeiter der „Aktuelt“ noch die Wochenzeitung
„Weekend Nu“ zu veröffentlichen, die vom 31. August bis zum 16.
November 2001 erschien und nach weniger als sechs Monaten auch
schloss.
Der am 03. Januar 1898 gegründete LO mit 788.000 Mitgliedern in 18 Einzelgewerkschaften fusionierte zum 01. Januar mit der Dachgewerkschaft FTF unter dem neuen Verband Fagbevægelsens Hovedorganisation.
von
Günter Schwarz – 06.04.2019