(Silkeborg) – Die europäische Sumpfschildkröte kann normalerweise nicht in dänischer Natur überleben, aber ein ganz besonderes junges Tier hat die harten Bedingungen gemeistert. Das dänische Klima ist manchmal so hart, dass nicht alle exotischen Tiere im Land überleben können. Dieses gilt zum Beispiel für die europäische Sumpfschildkröte, die den kalten Temperaturen nicht standhalten kann, wenn sie aus dem Ei schlüpfen wollen.

Doch trotz aller Widrigkeiten ist ein kleines Schildkrötenkind völlig ohne die Hilfe von Wärmelampen oder Tierpflegern auf die Welt gekommen. „Es ist schon ziemlich ungewöhnlich, weil es in Dänemark normalerweise nicht möglich ist“, sagt der Zoologe Morten Vissing vom Aqua Akvarium og Dyrepark (Aqua Aquarium und Tierpark).

Und gerade Morten Vissing hat jeden Grund, sich über die kleine Sumpfschildkröte zu freuen, welche die einzige Schildkrötenart in Mitteleuropa ist – obwohl sie selten (auch Deutschland) in der Natur vorkommt. Im Aqua Akvarium og Dyrepark in Silkeborg wurde das kleine Schildkrötenmännchen gefunden. Trotz der Tatsache, dass niemand von dem Ei wusste, ist es ohne Hilfe gechlüpft.

„Es war ein reiner Zufall, dass einer unserer Auszubildenden ihn auf einem Weg gefunden hat, auf dem er leise dahinkroch“, sagt der Zoologe. Er erlebt in seinem Berufsleben jetzt zum zweiten Mal, dass eine europäische Sumpfschildkröte den Winter in Dänemark alleine überstanden hat.

„Das erste Mal, dass wir ein Schildkrötenjunges fanden, war 2008, und elf Jahre später taucht jetzt wieder eines auf. Ursache sind die Wetterphänomene mit einem warmen Sommer und einem milden Winter, die es haben überleben lassen“, meint Morten Vissing.

Das kleine Schildkrötenkind ist nur etwa 2,5 cm lang und wird nun von den Tierpflegern liebevoll gepflegt. „Jetzt behalten wir das Baby. Es erfordert all unsere Aufmerksamkeit. Es muss reichlich Nahrung bekommen, und wir müssen darauf achten, dass es die richtige Wärme bekommt“, sagt der Zoologe.

Die kleine Sumpfschildkröte ist in Dänemark geschützt und konnte letztmals vor einigen tausend Jahren im dänischen Klima überleben.

Es dauert jedoch noch ein bisschen, bevor die Besucher des Aqua Akvarium og Dyreparks den kleinen Zoobewohner sehen können. Es ist immer noch sehr exponiert, weil es in der Natur als köstliche Mahlzeit für Raubtiere und -vögel dient.

„Es war reines Glück, dass wir es vor den Krähen gefunden haben, und es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern, bis wir es ins Gehege hinausbringen können“, erklärt Morten Vissing.

von

Günter Schwarz – 13.04.2019