Am Abend des 15. April brach ein Feuer in der weltberühmten Pariser Kathedrale „Notre Dame“ aus und zerstörte große Teile des Dachstuhls des Kirchenschiffes, sowie den markanten Spitzturm. Binnen weniger Stunden verbreitete sich die Meldung über die sozialen Medien und löste weltweit Bestürzung aus.

Ebenso schnell fanden sich Sponsoren und Spendengeber für den nun geplanten Wiederaufbau des Pariser Wahrzeichens. Ein Umstand, der die sozialen Medien spaltet. Auf der einen Seite finden wir all jene, für die es selbstverständlich ist, dass dieses kulturelle Symbol europäischer Geschichte wieder aufgebaut und restauriert wird. Auf der anderen Seite, die Nörgler, die es unverständlich finden, dass man für „alte Steine“ so viel Geld ausgibt, während im Mittelmeer Menschen ertrinken und in Afrika Kinder verhungern.

Auf der Logik dieser Diskussionsgrundlage braucht man den Begriff der „Kultur“ nicht weiterführen. Dann könne man ebenso Gallerien und Museen plündern und den Erlös dieser Kunst- und Kulturschätze nach Afrika spenden. Hilfsorganisationen aus aller Welt und Europa schaufeln seit Jahrzehnten Hilfsgüter und Geld in die „Dritte Welt“. Selbst wenn man jeden Euro des nun vorhandenen Budgets für Notre Dame dorthin spenden würde, wäre es fraglich, ob auch nur ein Kind davon ein Schälchen Reis bekäme.

Viel tragischer ist jedoch die „Logik“ von Zeitgenossen, die einer kulturellen Landmarke wie so einer Kathedrale so wenig Bedeutung beimessen. Bei einer solchen „allgemeinen Meinung“ wundert man sich auch nicht mehr über das Kultursterben generell. Geschlossene Theater, Bühnen oder Museen – ganz abgesehen von historischen Gebäuden, die auf Beschluss irgendeines Kleinstadtsenats so „ganz nebenbei“ verschwinden.

In dieser Hinsicht war die in den sozialen Medien geführte Diskussion schon sehr aufschlußreich. Wenn Max Mustermann und Bärbel aus Magdeburg tatsächlich so über unsere kulturellen Schätze denken, ist es wirlich schlecht bestellt um die „Kultur Europas“.

Foto: Kamila Stepien, Paris