Weniger als die Hälfte der Mitglieder der Volkskirche glaubt an Gott
Nur 43 Prozent der Kirchenmitglieder der dänischen Volkskirche, die die evangelisch-lutheranische Glaubensrichting vertritt, glauben an den Gott, den die Kirche predigt, zeigen Umfragen. Damit kann weniger als die Hälfte der Mitglieder der Volkskirche dem wahrscheinlich elementarsten Teil ihrer Religion, dem Glauben an Gott, mit „Ja“ antworten.
Diese Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut „YouGov“ für das „Kristeligt Dagblad“ in einer repräsentativen Stichprobe unter Dänen durchgeführt. Hierbei antworten 43 Prozent der Mitglieder der Volkskirche auf die Frage, ob sie an Gott glauben, mit „Ja“.
Dieses wirft jetzt während Ostern, eines der größten Feste des Kirchenjahres, die Frage hier auf, wie die Form des Christentums und der Religiosität zu verstehen ist, die unter den 75 Prozent der Dänen besteht, die formell Mitglieder der Volkskirche sind.
Fragt man Astrid Krabbe Trolle, Religionssoziologin an der Universität von København, lautet ihre Antwort, dass es sich bei der Mitgliedschaft in der Volkskirche sowohl um die Identität als Däne als auch um Religion handelt.
„Es gibt viele Gründe, warum jemand Mitglied der Volkskirche ist, aber oft wird gesagt, es handelt sich um Tradition und gar Familientradition. Darüber hinaus sehen viele die Volkskirche als nationale Gemeinschaft. Das heißt, man ist Mitglied der Volkskirche mit dem Argument, dass man Däne sei und nicht unbedingt, weil man religiös ist“, sagt Astrid Krabbe Trolle.
Sie fügt noch hinzu, dieses deutet darauf hin, dass die Verbindung zwischen dem Bekenntnis zum Dänischen und zum Christentum in den letzten Jahren verstärkt wurde, unter anderem als Gegenreaktion auf eine zunehmende Verbreitung des Islams in Dänemark.
Man darf sich jedoch nicht irren und glauben, dass die Zugehörigkeit zur Volkskirche unbedingt auch etwas mit Religion zu tun hat. Das sagt Peter Lodberg, Theologieprofessor an der Universität Aarhus und Autor des Buches „Danskernes tro igennem 1000 år“ (Der Glaube der Dänen über 1000 Jahre).
„Meine Erfahrung ist, dass es vielen schwer fällt, das, was sie über den Glauben denken, in Worte zu fassen“, sagt er und fährt fort: „In Dänemark gibt es einfach keine Tradition, über Glaubensüberzeugungen oder über das Göttliche zu diskutieren. Dieses wird durch die bloße Mitgliedschaft in der Volkskirche kompensiert. Es wird zum Ersatz für den eigenen Glauben und der Pastor wird zu einer Art Glaubensvermittler.“
von
Günter Schwarz – 20.04.2019