
Rüder Ton im dänischen Wahlkampf verletzt die 14-jährige Amal: „Ich werde verurteilt, nur weil ich eine Muslima bin!“
„Man muss Menschen nach ihrer Persönlichkeit beurteilen, nicht nach ihrer Religion,“ sagt Amal Saeed.
Eines der Themen, die im im dänische Wahlkampf um die Mandate im Folketing bereits sehr aktuell sind, ist die Einwanderungs- und Flüchtlingsdebatte. Hier wird der Ton durch nazistisch faschistische Parteien wie die Ny Borgerlige und Stram Kurs aber auch durch die rechtspopulistische, ausländerfeindliche Dansk Folkeparti und gar in „gemäßgten Kreisen“ den konservativ-bürgerlichen Parteien schärfer. Aber diejenigen, über die diskutiert und denen allse Mögliche unterstellt wird, können es nur von der Seitenlinie aus verfolgen und sind nicht um ihre Meinung gefragt.
„Ich
werde allein deshalb schon verurteilt, nur weil ich Muslima bin. Nur
weil ich schwarze Haare habe und Muslima bin, werde ich als eine
Verbrecherin angesehen. Es macht mich traurig, weil ich nicht denke,
dass man Menschen nach ihrer Religion beurteilen sollte, sondern nach
ihrer Persönlichkeit“, sagt der 14-jährige Amal Saeed aus
Rødkærsbro in der Nähe von Bjerringbro in Midtjylland
(Mitteljütland).
Es sind besonders die Einstellungen und
Äußerungen des schon wegen Rassimus verurteilten Parteichef der
Nazi-Partei Stram Kurs, Rasmus Paludan, die sie zutiefst verletzen.
Zwar versucht Amal, diese Einstellungen zu ignorieren, kommt sie
nicht umhin, von ihnen beeinflusst und getroffen zu werden.
„Es
ist ziemlich schwer, weil ich davon betroffen fühle. Ich kann zwar
leben, ohne an Rasmus Paludan zu denken, aber wenn ich direkt von
seinen Anhängern auf der Straße beleidigt werde, kann ich es nicht
einfach ignorieren“, sagt sie.
Amal und ihre Familie leben
seit vier Jahren in Dänemark, seit 2015 sind sie vor dem Krieg in
Syrien geflohen sind.
Amals Vater, Mahmoud Saeed, teilt die Gedanken seiner Tochter über Rasmus Paludan und seinesgleichen. Der Vater glaubt, dass zahlreiche Dänen Paludan als Vorbild betrachten und seine Aversion gegen muslimische Ausländer teilen.
Ich sehe es daher als meine Aufgabe an, dagegen zu kämpfen, um die mit diesem Hass auf Ausländer verbundenen Vorurteile zu widerlegen. „Ich mag meine Arbeit, ich mag mein Leben, so wie es ist, und ich komme sehr gut mit meinen Freunden und meinen Nachbarn aus. – Ich versuche auch, Dänemark etwas zurückzugeben“, sagt Mahmoud Saeed.
Als Amal und ihre Familie nach Dänemark flohen, glaubten sie, in ein Land gekommen zu sein, an dem sie sich selbst sein könnten. „Als ich nach Dänemark kam, hatte ich tatsächlich einen ganz anderen Gedanken. Ich dachte, es wäre der perfekte Ort, um in Frieden zu leben, und jeder würde mich mögen und akzeptieren. Aber dem ist nicht ganz so“, sagt sie und versucht, sich auf das Positve zu konzentrieren. „Es ist ein Glück, dass nur einer aus meiner Klasse ziemlich rassistisch ist. So achte ich auf die positive Seite meiner Klassenkameraden, und das ist, dass es wirklich die meisten unter ihnen sind, die mich mögen.“
von
Günter Schwarz – 09.05.2019