Der 61-jährige Reisekönig Simon Spies, der zuvor schon dreimal verheiratet war, heiratet am 11. Mai 1983 die erst 20-jährige Janni Brodersen auf einer der aufwändigsten privaten Hochzeiten, die es bisher in Skandinavien gab.

Der am 01. September 1921 in Helsingør geborene Simon Ove Christian Ogilvie Spies war ein berühmter dänischer Geschäftsmann, der neben seinen ausfallenden „Extravaganzen“ vor allem für die Gründung der Charterfluggesellschaft Spies Rejser und der Fluggesellschaft Conair of Scandinavia bekannt war. Spies Rejser gehört heute zu der Thomas Cook Group. Er galt als „Danmarks Rejsekonge“ (Dänemarks Reisekönig).

Spies wurde in Helsingør in einer armen Familie als Kind des Kunstmalers Johan William Ogilvie Spies und der Büroassistentin Emma Spies geboren. Schon kurz nach Simons Geburt verließ sein Vater die Familie, und die Eltern wurden geschieden. Spies wurde von seiner Mutter erzogen, die ihn sowohl in der Sonntagsschule als auch zum YMCA (CVJM) schickte.

Er begann bereits als Kind, Geschäfte zu machen. Als der Markt vorbei war, ging er zu den Ständen und kaufte Reste auf, mit denen er dann herumfuhr und an diejenigen verkaufte, die keine Gelegenheit hatten, auf den Markt zu gehen. Dort hielt er sich bereits die Regel, nur die Hälfte der Gewinne auszugeben und den Rest zu sparen. Als Zwölfjähriger verkaufte er Schokolade in Helsingørs führendem Kino.

1936 beendete Simon Spies den Schulbesuch und schloss ihn mit einem guten Realschulabschluss ab.

Nachdem er mit seiner Fahrrad-Taxi-Firma pleite gegangen war, suchte er 1942 eine Arbeit als Buchhalter in Österreich, das zum damals zum Großdeutschen Reich gehörte. Um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, musste er sich der dänischen natinalsozialistischen DNSAP – nicht der deutschen NSDAP – anschließen. Seine Zugehörigkeit zu den dänischen Nazis der DNSAP wurde erstmals 1980 öffentlich bekannt, als er zu einem Treffen im Eventyrernes Klub in Nyhavn eingeladen wurde. Hier wurde er vom Journalisten Antoine Möller gefragt, ob er in der Partei gewesen sei, was Spies bestätigte.

Simon Spies war hochbegabt, und an der Universität von København schloss er die Studiengänge zum Cand.psych (Psychologie) und Cand.polit (Politologie) ab. Zu seinen engen Studienfreunden gehörte der Rechtanwalt und Politiker Mogens Glistrup, dem Gründer der Fremskridtspartiet, einer Partei, die sich zu einer ultraliberalen und populistischen Bewegung mit einer unbestrittenen Basis und einer lockeren Organisation entwickelte.

1956 gründete er die Firma Spies Rejser, die schließlich der größte Charterreiseanbieter des Landes war. Spies ließ sich in Rungsted nieder, wo er drei Villen zwischen dem Strandvejen und dem Dreyersvej besaß. Die letzte Villa kaufte er nur, um im Garten einen Tennisplatz bauen zu können. Spies zahlten zwischen 50 und 60 Millionen Kronen pro Jahr Gemeindesteuer an die Kommune Hørsholm, zu der sein Wohnort gehört.

Die Firma Spies Rejser sollte zusammen mit dem Konkurrenten Tjæreborg bald ein großer Erfolg werden. Anfangs organisierten sie billige Bus- und Schiffsreisen nach Mallorca, später, in den frühen 1960er Jahren, kaufte Spies den bankrotten dänischen Charteranbieter Flying Enterprise auf und gründete damit seine eigene Fluggesellschaft Conair of Scandinavia.

Simon Spies war bekannt für seine provokanten Ansichten und seinen extravaganten Lebensstil. Er war berühmt dafür, in seinem Privathaus sogenannte „Morgenbolledamer“ oder Morgenfickdamen / Morgenbrötchendamen zu beschäftigen, wobei er das Wortspiel benutzte, dass „bolle“ sowohl „ficken“ als auch „Brötchen“ bedeutet.

Simon Spies war trotz all seines Reichtums ein fürchterlicher Proleth und widerlicher „Großkotz“. Er behandelte Menschen als Gebrauchsgegenstand, und das Leben der erst 16-jährige Heidi, die im Alter von nur 25 Jahren an AIDS starb, hat Spies auch auf dem Gewissen. Ihre kleine Schwester Anika Barkan hat ein Anzeige erstattet, um über Heidis Schicksal mehr herauszufinden, was damals passiert ist. In der Kakadu-Bar in der Colbjørnsensgade schlug er die Prostituierten grün und blau mit Kleiderbügeln, nur um herauszufinden, was die Leute für Geld zu tun und zu ertragen bereit sind.

Wenn er ins Theater ging, kaufte er normalerweise drei Eintrittskarten und ließ neben sich einen Platz für seinen Spazierstock und einen für seinen Hund Archibald frei.

Am 11. Mai 1983 heiratete er Janni Brodersen in der Holmens Kirke in København, die seine Unternehmen erbte, als er weniger als ein Jahr später am 16 April 1984 in Rungsted an einer Leberzirrhose („Säuferleber“) verstarb, und er wurde auf dem Hørsholm Kirkegård beigesetzt.

2013 wurde ein Film über seine Karriere gedreht.

von

Günter Schwarz – 11.05.2019