(Odense) – Bei den Parlamentswahlen am 23. März 1943 erlitt die DNSAP, der dänische Ableger drr deutschen NSDAP, eine große Niederlage, sagt Johnny Wøllekær, die deutlich eine andere Wahl während des Zweiten Weltkriegs war als die in Dänemark bevorstehenden Wahlen am 26. Mai zum Europaparlament und am 5. Juni zum Folketung.

Während sich die Dänen während des Krieges unter der Deutschen Besetzung klar gegen die Nazis aussprachen, ist heute der Nazi-Geist im Wahlkampf zur Europawahl und zum Folketing am 5. Juni wieder aufgetaucht. Faschistische Parteien wie die Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) und Ny Borgerlige (Neue Bürgerliche) konkurrieren mit den nationalsozialistisch argumentierenden Folketingskandidaten von Rasmus Paludans Partei „Stram Kurs“. Sie werden vielfach und nicht zu unrecht Nazis genannt, und er wiederum hat auch den Vorwurf, ein Nazi zu sein, gegen die ehemalige Spitzenpolitikerin Mimi Jakobsen von den Centrum-Demokraterne und später den Socialdemokratiet erhoben.

Wenn man in den Geschichtsbüchern nachsieht, haben die Dänen in der Vergengenheit Vernunft gezeigt und den Nazis den Rücken gekehrt, als sie bei den einzigen Parlamentswahlen im Zweiten Weltkrieg an die Wahlurnen gingen. Dies erzählt das Stadtarchiv Johnny Wøllekær, der einen Blick zurück auf die Parlamentswahlen im Jahr 1943 während des Zweiten Weltkriegs geworfen hat.

„Wir sind der Meinung, dass die Wahl, vor der wir stehen, eine seltsame Wahl ist, und es gibt nichts, was heute daran normal ist. Ich sage nur ,oh, oh, oh‘, wenn wir auf das Jahr 1943 zurückblicken, ist dieses eine herausragende und völlig andere Wahl“, sagt Johnny Wøllekær vom Stadtarchiv Odense.

Die dänischen Nationalsozialisten glaubten an die Unterstützung der Bevölkerung, wurden jedoch von einer gemeinsamen Front etablierter Parteien, beispielsweise von den Konservativen, den Liberalen, den Sozialdemokraten und gar von den verbotenen Kommunisten, bekämpft und mit einem Wahlergebnis von 2,1 Prozent und 3 Sitzen im Folketing in die Bedeutungslosigkeit gedrängt.

„Die Parteien vereinbarten seinerzeit ein gemeinsames Wahlmanifest, das besagte, dass es nicht um Parteipolitik ging. Es ging einzig und allein um Dänemark, und die Wähler wurden aufgefordert, eine der demokratischen Paretein zu wählen, um Dänemark zu erhalten, und die Nazis fernzuhalten“, erklärt Johnny Wøllekær.

Ein vom Krieg zerrissenes dänisches Volk hörte auf die Vernunft und strömte in die Wahllokale und stimmte ab – und sie stimmten dänisch ab!

„Der Prozentsatz der Wahlbeteiligung war außerordentlich hoch: 89,5 Prozent im ganzen Land. in Odense waren es tatsächlich über 90 Prozent, was das große Interesse der Bevölkerung bezeugt und viel Unterstützung den etablierten Partein brachte. Obwohl die Nazis auf nationaler Ebene und in Odense nur geringe Fortschritte in Bezug auf die Stimmenzahl erzielt haben, war es nichts im Vergleich zu den anderen Parteien“, so der Stadtarchivar.

Die Folketingswahlen von 1943 waren die einzigen Parlamentswahlen während der deutschen Besetzung Dänemarks.
Der auf Fyn (Fünen) gewählte John Christmas Møller (Det Konservative Folkeparti), seine Partei und andere etablierte dänische Parteien erreichten zusammen über 90 Prozent der Stimmen.

Die Parlamentswahlen am 23. März 1943 erreichten mit 89, 5 Prozent die höchste Wahlbeteiligung in der Geschichte Dänemarks. Über 90 Prozent der Wähler stimmten für die etablierten dänischen Parteien und lehnten faschistisches und nationalsozialistisches Gedankengut vehement ab.

Bei den Wahlen wurde die Socialdemokratiet mit 44,5 Prozent der Stimmen die eindeutig stärkste Partei des Landes. Det Konservative Folkeparti erhielt 21 Prozent, während die liberale Venstre sich um 18,7 Prozent bewegte. Sie erhielten somit die meisten der insgesamt 149 Mandate.

Erik Scavenius (Socialdemokraterne) konnte aufgrund des Wahlergebnisses als Statsminister weiterregieren.

Die DNSAP erhielt 2,1 Prozent, die dann drei Sitze im Folketing ergaben. Das Ergebnis der dänischen Nazis war ein Anstieg von 0,4 Prozentpunkten gegenüber den Parlamentswahlen von 1939 – vor der Okkupation -, aber die DNSAP erhielt keine weiteren Mandate.

Der DNSAP-Ortsverband in Odense hielt am Dienstag, dem 19. März 1943, ein Treffen im Versammlungshaus von Tommerup By ab. Der Eintritt kostete 50 Øre. Dies entspricht 11 Kronen (1,48 Euro) in heutigem Geldwert.

Die Folketingswahlen vom 23. März 1943 waren die einzigen während der Besetzung Dänemarks durch Deutschland, die vom 9. April 1940 bis zum 5. Mai 1945 dauerte.

von

Günter Schwarz – 13.05.2019