Was geschah am 18. Mai 1843 in unserem Dänemark?
Die erste öffentliche Volksversammlung der Dänen zum Erhalt der däönischen Sprache in Sønderjylland (deutsch: Nordschleswig) findet am 18. Mai 1843 in Skamlingsbanken statt.
Skamlingsbanken ist eine 2-3 km lange Randmoräne in Sydjylland (Südjütland) zwischen Kolding und Hejlsminde. Sein oberster Höhenkamm, von dem man weit über das sehr hügelige Gebiet hinaus sehen kann, war mit seinen 113 m der höchste Punkt im historischen Sønderjylland.
Die Skamlingsbanken befindet sich im Vejstrup Sogn am am Lillebælt (Kleinen Belt), das zum Herzogtum Slesvig (Schleswig) gehörte, aber eine der Banken war, die durch den Friedensschluss nach dem Krieg 1864, dem 2. Slesvigske Krig (Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg), in das Königreich Dänemark eingegliedert wurden. So fiel die Gemeinde nicht unter die preußische Herrschaft und gehört daher nach der heutigen dänischen Definition nicht zu der Region Sønderjylland, die von 1864 bis 1920 zu Preußen bzw. Deutschen Reich gehörte.
Doch die Skamlingsbanken sind nicht nur ein schöner Aussichtspunkt. Ser Ort erzählt auch wichtige Merkmale der dänischen Geschichte, insbesondere über die sønderjyske (südjütländische) Sache im 19. Jahrhundert in Slesvig. Seit dem 18. Mai 1843 wurde der Ort ein beliebter und nationaler Treffpunkt der Dänen. Slesvig und Holsten (Holstein) waren früher Herzogtümer. Slesvig stand unter der dänischen Krone, Holsten dagegen hatte von der Zusammensetzung der Bevölkerung mehr eine deutsche Zugehörigkeit. Die Grenze zum Königreich Dänemark verlief an der Kongeå (Königsau) und Skamling und befand sich somit am Übergang von Sønderjylland (Nordschleswig) nach Sydjylland (Südjütland).
Schließlich wurde Holsten dominant und die dänische Sprache wurde auch in Slesvig überlagert und zunehmend zurückgedrängt. In beiden Herzogtümern wurde die Verwaltungssprache Deutsch, aber viele Sønderjyder (Südjüten) hielten weiterhin an der dänischen Sprache fest.
Der Konflikt verschärfte sich, als ein schleswig-holsteinischer Beamter 1830 eine freie Verfassung für beide von Dänemark getrennte Herzogtümer forderte. Sønderjyder, die ihre Verbindung zu Dänemark aufrechterhalten wollten, antwortete erneut mit der Forderung nach Dänisch als Verwaltungssprache in den Gemeinden, in denen sie in Schule und Kirche Dänisch sprachen. Es folgte daraufhin 1840 ein Erlass von Kong Christian VIII. mit der sogenannten „Sprogreskript“ (Sprachschrift).
Im Gedenken an diese „Sprogreskript“ durch den König kaufte ein Kreis von Sønderjyder Skamlingsbanken als Treffpunkt und Versamlungsort für die dänische Einheit, und am 18. Mai 1843 fand die erste von vielen folgenden Sprachfesten in Skamlingsbanken statt, und der Ort wurde Schauplatz zahlreicher öffentlicher Volksversammlungen.
Als Dänemark 1864 den Krieg gegen Preußen verloren hatte, wurde die Skamlingsbanken, das sich nördlich der neuen Grenze an der Kongsåen befand, zur Gedenkstätte. Die Granitunterlage, die im Jahr zuvor zum Gedenken an dänische Vorkämpfer zur dänischen Einheit auf dem Højskamling errichtet worden war, aber während des Krieges von den Preußen zerstört wurde, wurde 1866 restauriert. Mit seinen Schrammen und Schusslöchern symbolisierte es das verlorene Land im Süden.
In den folgenden Jahrzehnten stieg die Bedeutung der Gedenkstätte. Es reisten bedeutende Personen an. Um an die Ereignisse der sønderjyske Sache zu erinnern. Einer dieser Persönlichkeiten war der Schriftsteller, Dichter, Philosoph, Historiker, Pfarrer, Pädagoge und Politiker Nikolai Frederik Severin Grundtvig im Jahr 1884.
Die vorläufig letzte große Volksversammlung fand in Skamlingsbanken 1821 nach der Wiedervereinigung im Jahr 1920 statt, als die derzeitig noch aktuelle Grenze festgelegt wurde, Anlass war die Einweihung des Denkmals an Peder Skau für seine beträchtlichen Anstrengungen für die dänische Einheit in Sønderjylland errichtet. Die Bronzebüste stammt vom Bildhauer Carl Martin Hansen.
Nach der Befreiung Dänemarks am 05. Mai 1945 von der deutschen Besetzung kam es im Juni 1945 erneut zu einem großen öffentlichen Treffen, als sich dort bis zu 100.000 Menschen versammelten.
In Højskamling steht auch Dänemarks höchster Fahnenmast, an dem täglich der Dannbrog mit den gespaltenen Flaggenspitzen gehisst wird.
Unterhalb von Højskamling hat die Widerstandsbewegung Region III zum Gedenken an die Gefallenen aus Syd- og Sønderjylland ein Glockenspiel aufgestellt. Aus den Glocken ertönt täglich der Klang von „Prins Jørgens March“ (Prinz Jürgen Marsch), dem Inbegriff der dänischsprachigen Radiosendungen der BBC während des Zweiten Weltkrieges.
Seit 1998 finden auf den Skamlingsbanken jährlich kostenlose Opernkonzerte mit bis zu 30.000 Zuschauern statt.
von
Günter Schwarz – 18.05.2019