Was geschah am 18. Juni 1651 in unserem Dänemark?
Hannibal Sehested gibt in einem Brief an den König, Kong Frederik III., zu, dass er als Statthalter Norwegens einen „Missstand“ in der Verwaltung begangen hat, der zu seiner Amtsenthebung führt.
Der 1609 in Arensborg auf der damals zu Dänemark und heute zu Estland gehörenden Ostseeinsel Ösel geborene Hannibal Sehested war ein dänischer Staatsmann. Sehested war als „Kind seiner Zeit“ eine hochbegabte „Renaissance-Natur“, mutig und machtgierig wie ein Politiker, der gleichzeitig nach Geld, Güter und alle Lebensfreuden strebte.
Hannibal Sehested, der Sohn von Claus Maltesen Sehested und Anne Nielsdatter Lykke besuchte 1626–1629 die Sorø Akademi. Nach weiteren Studien im Ausland – unter anderem in England, Holland, Frankreich Deutschland, Italien und Spanien – trat Hannibal 1632 in den Dienst des dänisch.norwegischen Königs, Kong Christian IV.. In des Königs Namen führte er 1635 erfolglose Verhandlungen mit Schweden. Trotzdem sah der König ihn als einen vielversprechenden jungen Politiker und verlobte ihn 1636 mit seiner erst zehnjährigen Tochter Christiane (1626–1670) aus der morganistischen Ehe mit Kirsten Munk, die er am 06. November 1642 heiratete. 1640 wurde Hannibal Mitglied des Reichsrats
Nach seiner Verehelichung ernannte ihn der König 1642 zum Statthalter (Generalgouverneur) von Norwegen. Obwohl Hannibal sich während des 1643 ausgebrochenen dänisch-schwedischen Torstenssonskrieges an der Spitze norwegischer Truppen erfolgreich geschlagen hatte (Hannibalfehde), musste Norwegen angesichts der Niederlagen dänischer Truppen 1645 im Frieden von Frieden von Brömsebro die Provinzen Jämtland und Härjedalen an Schweden abtreten. Auch Hannibals Geburtsort, die dänische Ostseeinsel Ösel, fiel an Schweden.
Nach dem Krieg bemühte Hannibal sich, die Folgen des Kriegs zu mildern, die Finanzen des Landes zu sanieren, die Verwaltung zu modernisieren und die Wehrkraft zu heben. Er schuf dabei nicht nur ein selbständiges norwegisches Heer und eine eigene norwegische Finanzverwaltung, sondern brachte allmählich auch die gesamte Verwaltung und politische Macht in Norwegen unter seine Kontrolle.
Mit Kong Christians Tod am 28. Februar 1648 sank jedoch auch Hannibal Sehesteds Stern. Der dänische Adel in Norwegen verdächtigte ihn separatistischer Tendenzen und erreichte 1651 schließlich Hannibals Absetzung durch Kong Frederik III. Auch andere Schwiegersöhne der Kirsten Munk wurden entmachtet und fielen in Ungnade, z. B. Corfitz Ulfeldt. Aus Furcht um sein Leben gab Hannibal seinen Ratsposten auf und floh ins Ausland und ging u. a. nach Deutschland und in die Niederlande.
Als Hannibal 1657 während eines erneuten Krieges mit Schweden nach Dänemark zurückkehren wollte, wurde er von Frederik III. zunächst abgewiesen. Hannibal suchte daraufhin das Gespräch mit dem Schwedenkönig Karl X. Gustav, der gerade København belagerte. Von dänischer Seite wurde diese Kontaktaufnahme zum Schwedenkönig zunächst als Verrat angesehen – vor allem, da auch Hannibals Schwager Corfitz Ulfeldt zu den Schweden übergelaufen war und ganz offen mit ihnen kollaborierte.
Doch 1660 dann wurde Hannibal doch noch als dänischer Friedensunterhändler zu den Schweden entsandt und wirkte mit am Zustandekommens des Friedens von København, der Dänemark-Norwegen das 1658 verlorene Trondheim und Bornholm zurückgab.
Da er beim absolutistischen Staatsstreich 1660 auf Federiks III. Seite gestanden hatte, erfreute Hannibal sich im Reichsrat wieder der königlichen Gunst und arbeitete als Schatzkanzler (Reichsschatzmeister) fortan an Maßnahmen zur Modernisierung auch der dänischen Verwaltung.
In Paris erreichte er 1663 den Abschluss eines Vertrages, der Dänemark französische Subsidien (Unterstützungsleistungen) einbrachte. Von Frederik III. war er schon 1648 zum Ritter des Elefantenordens erhoben worden, der französische König Louis XIV. erhob ihn 1663 zum Grafen.
Hannibal Sehested starb am 23. September 1666 auf einer weiteren diplomatischen Mission in der französchischen Hauptstadt Paris. Er hinterließ seinen „politischen Willen“ mit vorausschauenden Reformen.
von
Günter Schwarz – 18.06.2019