Sprühverbot auf Samsø steht bevor
(Samsø) – Eine Mehrheit des Gemeinderats der Kattegatinsel Samsø hat sich nun für ein Sprühverbot in Trinkwassergebieten ausgesprochen. Auch das Trinkwasser auf Samsø ist in Gefahr, verschmutzt zu werden, und deshalb wollen die Sozialdemokratische Partei und die Socialistisk Folkeparti nun ein Trinkverbot in Trinkwassergebieten einführen. Ein ähnliches Verbot wurde zuvor schon in der Kommune Aarhus verhängt, und jetzt ist es auf dem Weg nach Samsø.
Die Kommune wird in den Gebieten, aus denen das Trinkwasser gepumpt wird, ein vollständiges Sprühverbot einführen. Die Socialdemokraterne und die SF, die hinter dem Vorschlag stehen, haben insgesamt sechs Mandate und damit eine Mehrheit im Gemeinderat.
„Als Insel sind wir sehr anfällig für unsere Trinkwasserreserven. Wenn das Wasser verschmutzt ist, können wir es nicht einfach aus einer Nachbargemeinde holen. Deshalb müssen wir hier unserem Trinkwasser besondere Aufmerksamkeit schenken“, sagt Bürgermeister Marcel Meijer (Socialdemokraterne).
Es ist unter anderem eine ehemalige Mülldeponie, die dazu beigetragen hat, dass das Trinkwasser auf Samsø zunehmend belastet wurde. Die Deponie wurde vor mehr als 60 Jahren geschlossen, aber ein TV-Bericht aus der Region Midtjylland im Oktober 2018 zeigte, dass Giftstoffe aus der jetzt abgedeckten „Pillemark-Deponie“ möglicherweise ins Grundwasser versickert.
„Dieses spielte auch in unserer Entscheidung eine Rolle, da die Deponie Teil des allgemeinen Bedrohungsbildes für das Trinkwasser ist. Wir müssen davon ausgehen, dass Pestizidrückstände aus der Deponie immer noch ins Grundwasser gelangen, und wir untersuchen, was es kosten wird, sie zu sanieren“, sagt Marcel Meijer.
In Aarhus haben Bauern im Süden der Kommune lange gegen die Stadtverwaltung wegen des Sprühverbots gekämpft. Die Kommune hatte im Jahr 2017 ein Sprühverbot für neun Landwirte verhängt. Seitdem haben sie sich mehrmals über die Entscheidung beschwert und geklagt.
Im Mai dieses Jahres wurde der Stadt Aarhus von der Miljø- og Fødevareklagenævnet (Behörde für Umwelt- und Lebensmittelbeschwerden) im sogenannten „Beder-Fall“ das Sprühverbot genehmigt. Das bedeutet, dass die Kommune den Landwirten das Versprühen von Pestiziden auf Feldern in der Nähe von Wasserbrunnen untersagen kann.
„Natürlich bin ich zutiefst enttäuscht von der Entscheidung, aber ich bin nicht überrascht. Das Gericht hat mich verurteilt. Sie wollen sauberes Trinkwasser, und ich will es auch, aber das ist eine Urteil, mit dem ich unzufrieden bin“, sagte der Bauer Jens Anker Bøje am 29. Mai.
Der Fall ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Letzte Woche hat Landbrug & Fødevarer (Landwirtschaft & Ernährung) ein juristisches Verfahren gegen das Miljø- og Fødevareklagenævnet eingeleitet.
„Ich bin es leid, dass es so weit kommt. Aber das ist die einzige Option, die wir haben. Jedenfalls denke ich, dass die Entscheidung der Beschwerdekammer voller sachlicher Fehler ist“, sagt Jens Anker Bøje, einer der neun Landwirte, die vom Sprühverbot betroffen sind.
Die Erfahrungen der langjährigen Schlacht in der Kommune Aarhus erschrecken Samsø jedoch nicht. „Wir haben auf die Gerichtsverhandlungen in Aarhus gewartet, bevor wir anfangen wollten. Aber bis jetzt sind die Richter der Argumentation der Kommune gefolgt, und so wagen wir es, auch das Sprühverbot bei uns einzuleiten“, sagt der Bürgermeister von Samsø, Marcel Meijer.
Die Einführung eines Verbots ist langwierig und vom Gemeinderat noch nicht endgültig verabschiedet. Marcel Meijer betont, dass man zuvor mit der lokalen Bevölkerung in einen Dialog treten möchte. „Das Sprühverbot gilt in den Trinkwassergebieten und ist nur auf einen kleinen Teil der Insel beschränkt. Niemand braucht in Panik geraten, und wir möchten auch mit den Landwirten in einen Dialog treten. Ich bin nicht nervös, diesen Dialog zu führen“, sagt Marcel Meijer.
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von Günter Schwarz – 27.06.2019