Der Folkestrejken (Volksstreik) bricht am 30. Juni 1944 in København und von dort aus landesweit aus. Die Leute gehen von der Arbeit nach Hause, und auf den Straßen werden Barrikaden errichtet. Die dänischen Politiker fordern die Menschen vergeblich auf, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Die Bezeichnung Folkestrejken war ein öffentlicher Streik, der 1944 in København seinen Ausgang nahm und die Belagerung der dänischen Hauptstadt durch die deutschen Besatzer zur Folge hatte.

Die Widerstandsgruppe BOPA führte aufgrund der alliierten Bande der Normandie am 6. Juni 1944 am 22. Juni eine mutige Aktion gegen das die Gewehrfabrik Dansk Industri Syndikat A/S durch, bei der sie Gebäude zerstörte und erhebliche Mengen an Waffen erbeutete. Die Deutschen antworteten umgehend, und acht Widerstandskämpfer wurden hingerichtet, woraufhin wiederum das Kollegium des Studentengårdens, das Borgenes Hus (Bürgerhaus), die Den Kongelige Porcelænsfabrik (Königliche Porzellanfabrik) und am 25. Juni der Tivoli zu Zielen von Schalburgtagen (so nannten die Dänen Sabotageaktionen gegen die die deutschen Besatzer während des 2. Weltkrieges). Noch am selben Tag wurde eine strenge Ausgangssperre von 20:00 Uhr abends bis 05:00 Uhr morgens verhängt. Derzeit lag ein heißes Sommerwetter übedr der Stadt, aber die Københavnerne konnten die Abende nicht draußen genießen.

Die Mitarbeiter von B & W (Burmeister & Wain) gaben daraufhin bekannt, dass sie, wenn sie abends ihre Schrebergärten nicht pflegen dürften, dies tagsüber tun müssten, da sie auf das von ihnen angebaute Gemüse nicht verzichten könnten, und sie gingen daher alle mittags nach Hause. Das schlechte Wetter am nächsten Tag veranlasste die Københavnerne, sich zu weigern, drinnen zu bleiben, und immer mehr Menschen gingen auf die Straße und ließen sich in Gruppen auf den Straßen nieder. Die Deutschen antworteten erneut, indem sie Streifenwagen auf die Straße schickten, um die Leute wieder von der Straße zu bekommen.

Als um 20:00 Uhr ein Streifenwagen in die Istedgade ankam, wurde er mit Geschrei und Pfiffen empfangen, und die Deutschen reagierten mit einer Reihe von Warnschüssen. Dies veranlasste die Menschen, Barrikaden in den Straßen zu bauen und Feuer anzuzünden. Einige Stunden später schickten die Deutschen ein Militärauto zur Kreuzung Enghavevej-Vesterbrogade-Kingosgade, von wo aus Feldjäger (Militärpolizei) starteten und in einer Kette vorwärts fuhren, während sie dabei eine Reihe von Schüssen abgaben. Ein junger Mann wurde getötet und mehrere andere verletzt.

In der ganzen Stadt wiederholte sich dieses Szenario unter anderem auf der Nørrebro und dem Bispebjerg, wobei mehrere Demonstranten getötet und verletzt wurden. In den folgenden Tagen folgten die Arbeiter an anderen Arbeitsplätzen dem Beispiel von B & W und mittags nach Hause. Dieses machte die Deutschen ängstlich, da es sich auf die Produktion auswirken konnte, und daher wurde die Ausgangssperre jetzt neu von 23:00 bis 05.00 Uhr festgelegt.

Damit endeten jedoch nicht die Unruhen, und am 29. Juni gab es Streiks in der Stadt, und die Leute begannen am Abend, die Straßenbahnen anzuhalten. Am 30. Juni wurde am Morgen offiziell bekannt gegeben, dass Mitglieder der Widerstandsgruppe, der „Hvidstengruppen“ aus dem Raum Randers in København am Vortag hingerichtet worden waren. Die Reaktion der Københavnerne war heftig, und es kam zu einem echten Generalstreik.

Freitag, 30. Juni

Die Straßenbahnen und S-Bahnen stellten am selben Tag den Betrieb ein. Die Telefonvermittlungszentralen, Geschäfte und Büros wurden geschlossen. Lediglich die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas blieb erhalten, während auch die Krankenhäuser weiter funktionierten.

Der Jurist und Reichsbevollmächtigter in Dänemark, Werner Best und andere Deutsche in verantwortlichen Positionen hatten jedoch genug davon und dachten darüber nach, Københavns Bürgermeister und den Regierungschef der Sammlungsregierung zu bestrafen sollten. Strafaktionen wie die „Operation Monsun“ wurden eingeleitet und deutsche Truppen aus ganz Dänemark wurden nach København verlegt, um für Ruhe zu sorgen. Am Abend waren die öffentlichen Servicedienstleister besetzt und Strom, Wasser und Gas wurden abgeschaltet und der Gasdruck wurde so gesenkt, so dass das Kochen unmöglich war.

Samstag, der 1. Juli

Am 1. Juli wurde in der Stadt der militärische Ausnahmezustand ausgerufen und von der Außenwelt abgeschnitten. Die Ausgangssperre wurde weiter ausdedehnt. und es wurde angekündigt, dass das Militär bei Unruhen auf auf Menschen, die sich während der Ausganssperr nicht sofort legitimierten, schießen würde. Damit wurde auch der am Freitag, dem 30. Juni begonnene Flüchtlingsstrom gestoppt.

Am selben Tag forderte Danmarks Frihedsråd (Dänischer Freiheitsrat) die Københavnerne auf, den Streik fortzusetzen.

An anderen Orten des Landes kommt es zu Sympathiestreiks, und Hitler mischt sich persönlich in den Konflikt ein und kritisiert den deutschen Reichsbevollmächtigten. Dieses sind wahrscheinlich die Gründe, warum Verhandlungen mit Københavns Politikern aufgenommen werden, die die Wiedereröffnung der Versorgungsbetriebe forderten.

Am Abend wird eine Einigung darüber erzielt, dass die Politiker die Menschen zur Wiederaufnahme der Arbeit auffordern sollten, unter der Bedingung, dass in der Forderung nach Wiederaufnahme der Arbeit nicht erwähnt wird, dass die Grundlage des Streiks ein Ausbruch der Wut gegen die Deutschen war. Die Deutschen waren sich einig, dass die Versorgungsbetriebe am Sonntagabend wiedereröffnet werden.

Am Freitag und Samstag werden 51 Dänen getötet und mehr als 300 Menschen verletzt.

Sonntag 2. Juli

Die Streitkräfte schlagen den Aufstand auf der Straße nieder, und am Nachmittag werden Plakate mit Aufforderungen zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgestellt.

Die Københavnerne sind jedoch nicht in der Stimmung, wieder an die Arbeit zu gehen, und viele der Plakate werden abgerissen. Lautsprecherwagen, denen befohlen wurde, den Aufruf zu verlesen, werden von den Københavnernw angegriffen und mit Steinen beworfen.

Danmarks Frihedsråd kündigt seine Intervention an und ermutigt die Menschen, den Aufruf zu ignorieren und stattdessen den Streik aufrechtzuerhalten.

Tagsüber stören deutsche Truppen und dänische Anhänger der Nazis der DNSAP alle wichtigen Volksversammlungen. Diejenigen, auf die sie schießen, sind alle Menschen – angefangen vom Steinewerfer bis zum einfachen Bürger, der in einer Schlange steht, um Brot zu kaufen.

Die Deutschen halten, was sie versprechen, und am Abend werden die Versorgungsbetriebe wiedereröffnet, und der Aufruf zur Wiederaufnahme der Arbeit wird in den Zeitungen und über das Radio verlesen.

Am Sonntag, den 2. Juli, werden 9 Dänen getötet und 44 verwundet.

Montag, 3. Juli

Die Københavnerne ignorieren den Appell der Politiker, und viele bleiben der Arbeit fern und zu Hause. Werner Best erkennt, dass er den Københavnerne mehr anbieten muss, damit sie wieder zur Arbeit gehen. Best proklamiert, dass das Schalburg Corps (Dänisches Freiwilligenkorps mit Befugnissen der SS) von den Straßen genommen und die Ausgangssperren aufgehoben werden. Dies veranlasste Danmarks Frihedsråd, die Streiks abzusagen und den Sieg zu verkünden. Über das Radio forderten führende Politiker die Menschen auf, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Dienstag und Mittwoch 4 – 5. Juli

Während des Dienstags begann es bei den meisten Dienstleistern und bei den öffentlichen Verkehrsmittel wieder zu funktionieren. Am 5. Juli fanden die letzten Streiks ihr Ende.

Einfluss und Bedeutung

Der Streik gab dem Frihedsråd Gewissheit darüber, wie viel Einfluss sie in der Öffentlichkeit hatten, als das Volk sich entschied, seinen Anrufen statt den Appellen der dänischen Politiker zu folgen. Danmarks Frihedsråd wurde somit als ein großer Machtfaktor in der dänischen Gesellschaft für die Zukunft bestätigt.

Am 12. Juli verkündete der Danmarks Frihedsråd zum Gedenken an diejenigen, die während des Streiks ihr Leben ließen, zwei Schweigeminuten. An den Orten, an denen Menschen getötet wurden, wurden Kränze und Blumensträuße niedergelegt.

von

von Günter Schwarz – 30.06.2019