
kultur.INsite – Kunstbranche und zerstörte Träume
Als Michele im Alter von 21 Jahren mit einem Abschluß des Community College Indiana in Kunst&Design in das Land der „Dichter und Denker“ kam, dachte sie, dass sie als Buchillustratorin überleben könne… Denn schließlich sei man ja in Deutschland… dem „literarisch-kulturellen Zentrum“ Europas.
Pusteblume! Obwohl die junge Künstlerin ihre Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen hat und auch sonst, wie viele Künstler, „wunderlich“ wirk, erkennt man ihre Ausbildung und Talente nicht an in den affektierten Werbeagenturen dieses Landes. „Ich wollte schon immer Künstlerin werden und Menschen mit meinen Bildern eine Freude machen“, sagt die heute 27jährige.
Nachdem sie in den Werbeagenturen keine Anstellung fand, biss sie sich mit Nebenjobs durch, und es gelang ihr, als „freiberufliche Illustratorin“ für einige Verlage Kinderbücher zu illustrieren. Die Honorare sind mies, und so lebte die ambitionierte Künstlerin über Jahre hinweg eher schlecht als recht. Sie freut sich, zumindest ihre Krankenversicherung und Miete bezahlen zu können… viel mehr bliebe dann aber auch nicht über, bedauert sie. Immer wieder mal wurde der Strom abgestellt und konnte nur mit der finanziellen Hilfe von Freunden wieder angestellt werden. Im Winter nimmt sich die junge Frau eher eine Wolldecke über die Schultern, anstatt „kostbares“ Gas für Heizung zu verschwenden.
Nachdem es ihr nun nicht gelang, Geld für ein iPad zusammen zu bekommen, platzt ihr der Kragen: „Man gewöhnt sich an Enttäuschungen. Wieder und immer wieder. Nun verlangen viele Auftraggeber digitale Bildformate, und das ist mit meinen Bleistiften nicht zu machen. Wenn ich mir nun also die Werkzeuge nicht einmal mehr leisten kann, macht alles keinen Sinn mehr!“
Um nun die Wohnung nicht zu verlieren, hat die Künstlerin eine Festanstellung als „Produktionshelferin“ in einer Druckerei angenommen. Nun zeichnet die Künstlerin keine Illustrationen für diese Zeitschriften, sondern sortiert Werbebeilagen in die Sortiermaschinen der Druckerei. Für einen beschämenden Hungerlohn! Zumindest wird sie nun Heizen können und braucht sich keine Gedanken um teure digitale Zeichenwerkzeuge, Bleistifte und Fixativ machen.
Für uns ist es ein weiteres Beispiel dafür, wie weit dieses Land von „Kultur“ entfernt ist. Ein Land, welches echten Künstlern das Rückgrat solange bricht, bis diese komplett resignieren und unterbezahlte Hilfsarbeiten annehmen oder sich in das soziale Netz von Hartz IV zu begeben, um überhaupt überleben zu können. Asche über dieses Land!!!
Die kleinen lustigen Bilder in den Kinderbüchern kommen nicht von allein dorthin. Es sind kreative Meschen wie diese Künstlerin, die solche Bilder zeichnen und aus Dank dafür im Winter frieren, oder nun in irgendeiner SCHEISS-Druckerei die REWE-Werbebeilage in eine Maschine sortieren. Das Land der „Dichter und Denker“?! Wozu eigentlich eine Kulturkolumne wie diese? Wäre ein Ballermann-Party-Guide eventuell zeitgemäßer und „volksnaher“?!
Wir resignieren ein wenig mit dieser Künstlerin und hoffen, dass sie zumindest in ihrer Freizeit weiterhin ihre wundervollen Bilder zeichnet; bzw. das macht, woran ihr Herz hängt. Bilder malen, um den Kindern der Menschen die ihr den Strom abstellen, eine Freude zu machen! PFUI-Deutschland!!!