(Osted) – Gestern vor genau 75 Jahren wurden elf dänische Widerstandskämpfer brutal ermordet, als sie dachten, sie sollten eine „Pinkelpause“ bekommen. Der berüchtigte dänische Gestapomand war einer der Anführer des Massakers von Osted.

Gestern war es 75 Jahre her, dass das Massaker in Osted im Zweiten Weltkrieg stattfand, bei dem elf dänische Widerstandskämpfer kaltblütig ermordet wurden.

Die elf Widerstandskämpfer wurden in der Nacht zum 9. August 1944 aus dem Vestre Fængsel (Westgefängnis) in København abgeholt und auf einen Lastwagen mit der Botschaft gesetzt, dass sie in das Lager Frøslev an die dänisch-deutschen Grenze in Sønderjylland transportiert werden sollten.

Aber das Lager haben sie nie erreicht, denn die geheime deutsche Staatspolizei Gestapo hatte tatsächlich ganz andere Pläne, die der Drahtzieher Ib Birkedal Hansen, der als Dolmetscher, Vernehmer und Folterknecht für die Gestapo in Dänemark tätig war, inszeniert hatte.

Als der Transport auf der Landstraße 14 im Dorf Rorup bei Osted zwischen Roskilde und Ringsted ankam, hielt der Lastwagen an.

Es saßen 12 Männer unter der Plane auf der Ladefläche des Lastwagens. Neben den 11 Widerstandskämpfer in Handschellen saß dort auch Ib Birkedal Hansen, der am Transport beteiligt war. Die Männer wussten sehr gut, wer er war.

Den Gefangenen wurde befohlen, sich in die Natur zurückzuziehen, um „ein Geschäft“ zu erledigen. Es war aber keineswegs eine spontane „Pinkelpause“, da der Ort im Vorfeld sorgfältig ausgewählt wurde. Draußen in der Dunkelheit der Nacht wartete bereits eine deutsche Todesschwadron.

Anführer der Schießerei war der deutsche Kriminalrat Erich Bunke. Bei seinen Verhören nach dem Krieg stellte sich heraus, dass Erich Bunke die Erschießung nicht nur gebilligt hatte, er hatte sogar an den Planungen und der Durchführung dazu teilgenommen.

Die Leichen wurden anschließend auf den Lastwagen verladen, der zum Shellhuset, dem Hauptquartier der Gestapo in København, zurückkehrte. Hier wurden die Ermordeten auf einen Haufen im Keller geworfen, wo die Leichen einige Tage lang lagen, bevor sie auf dem Gelände der Svanemøllens-Kaserne beigesetzt wurden, dem Ort, an dem das Denkmal nach der Befreiung Dänemark von der deutschen Tyrannei errichtet wurde.

Ib Birkedal Hansens Plan war eine klare Rache gegen den dänischen Widerstand. Er war wütend, dass der Widerstand wenige Tage zuvor den in den deutschen Dienst getretenen Dänen Robert Sustmann Ment liquidiert hatte.

Ib Birkedal Hansen, Henker der Gestapo

Der listige Plan bestand darin, dass Ib Birkedal Hansen die Freiheitskämpfer aufforderte, zu fliehen, wann immer sie die Chance dazu sahen. Und sobald sie anfingen zu rennen, mussten sie damit rechnen, von Maschinengewehren niedergemäht zu werden. Das war aber nicht der Fall in der Nacht zum 9. August 1944, obwohl die Gestapo behauptete, die Schüsse seien auf Fluchtversuche der Gefangenen zurückzuführen.

Doch Beweise von der Hinrichtungsstelle – in Form vieler Patronenhülsen sowie einer Armbanduhr – zeigten etwas anderes. Die elf Dänen, die ebenfalls sorgfältig aus den beiden Widerstandsgruppen „Holger Danske“ und „BOPA“ ausgewählt worden waren, wurden getötet, sobald sie von dem Wagen gestiegen waren.

Es wurde nach dem Krieg bewiesen, als die Leichen ausgegraben und obduziert wurden. Dabei wurde festgestellt, dass alle 11 von einem Hinrichtungkommando getötet worden waren. Sieben von ihnen hatten Nackenschüsse, während die anderen vier schwere Schussverletzungen in der Brust hatten.

1947 wurde ein Gedenkstein aufgestellt, an dem die brutalen Schüsse stattfanden. Wenn man aus Richtung Roskilde kommt, sieht man die Stelle immer noch auf der rechten Straßenseite bei Kilometer 39,8 km. Am gestrigen Freitag wurde den Gefallenen von den Einheimischen gedacht.

Leif Høgsvig war 1944 nur anderthalb Jahre alt, aber die Geschichte der elf Oppositionellen hat in seinem Leben viel bewegt. Er wohnte einst in dem Haus der Person, die die vielen Patronenhülsen am Tatort gefunden hatte. So steht er Jahr für Jahr an der Spitze der jährlichen Gedenkfeier, die stattfindet, um die tapferen Menschen zu ehren, die ihr Leben für den Kampf gegen die Deutschen geopfert haben.

„Wir halten hier in unserer Kirche in Rorup eine kleine Gedenkfeier ab, in der der Priester eine kurze Andacht hält, und dann gehen wir zu dem Stein hinüber, auf dem Blumen und Kränze gelegt werden, und wir singen ,Altid frejdig når du går‘ (Immer freudig, wenn Sie gehen). Wir beenden das Gedenken dann mit Kaffee und Kuchen und mit Gesprächen und Geschichten über Kriegszeiten“, sagt er.

Rund 50 Personen nahmen an der gestrigen Gedenkfeier teil. „In der Vergangenheit waren wir bis zu 150 Personen, die sich trafen. Unter ihnen befanden sich auch einige alte Widerstandskämpfer. Aber sie sind inzwischen alle tot, und vor fünf Jahren gab es nur noch einen, und er war 93 Jahre alt“, sagt Leif Høgsvig.

Unten sehen Sie die Namen der 11 Widerstandskämpfer. Der älteste unter ihnen war 33 Jahre alt – der jüngste war 22.

Die 11 ermordeten Widerstandskämpfer von Rorup

Die fünf Mitglieder der Widerstandsgruppe „Holger Danske“:

  • Per Sonne, geboren am 10. April 1921
  • Erik Nyemann, geboren am 6. April 1922
  • Kai Holger Schiøth, geboren am 12. März 1919
  • Preben Hagelin, geboren am 27. November 1922
  • Eduard Frederik Sommer, geboren am 12. Dezember 1922

Die sechs Widerstandskämpfer der Oppositionsgruppe „BOPA“:

  • Gunnar Mogens Dahl, geboren am 7. Mai 1917
  • Knud Erik Henning Gyldholm, geboren am 9. Juli 1914
  • Aksel Jensen, geboren am 13. Februar 1919
  • Victor Bering Mehl, geboren am 6. Februar 1911
  • Carl Helmuth Preben Berg Sørensen, geb. 15.12. 1917
  • Jens Jacob Wolf Martens, geboren am 2. Januar 1920

von

Günter Schwarz – 10.08.2019