(Washington / København) – Der US-Präsident Donald Trump hat einmal mehr alle Regeln des diplomatischen Handbuchs gebrochen und seinen geplanten Dänemark-Besuch am 2. und 3. September 2019 zunächst abgesagt. Das hat Donald Trump gestern Abend der Welt in einem Beitrag auf Twitter mitheteilt.

Damit macht Trump deutlich, dass die Nachricht vor einigen Tagen, Grønland von Dänemark kaufen zu wollen und die von vielen als “Joke” (Witz) oder gar als verspäteten Aprilscherz verstanden wurde, ernst gemeint war und er sich jetzt – ganz seinem narzistischen Naturell entsprechend – von Dänemark brüskiert fühlt und “beleidigt” ist.

„Dänemark ist ein ganz besonderes Land mit einer fantastischen Bevölkerung. Aufgrund der Bemerkung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (Socialdemokraterne), dass sie kein Interesse daran habe, einen Kauf von Grønland zu erörtern, werde ich unser Treffen in zwei Wochen verschieben. zu einem anderen Punkt“, schreibt Donald Trump.

Die Absage ist nicht nur ein Verstoß gegen alle diplomatischen Standards, sondern Ausdruck einer echten außenpolitischen Krise. Das ist die Meinung der Danmarks Radio USA-Korrespondentin, Lillian Gjerulf Kretz.

„Dänemark unterhält unter wechselnden US-Präsidenten enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Durch die Besuchs-Stornierung von Trump wird ein Gefrierpunkt erreicht. Damit wird sich die dänische Diplomatie beschäftigen müssen“, sagt sie und fährt fort: „Der frühere US-General Wesley Clark sagte vor kurzem: ,Dies verschlechtert die US-Beziehungen zu Dänemark. Wir haben große sicherheitspolitische Interessen in der Arktis. Zu glauben, dass Grønland zum Verkauf steht, ist eine Beleidigung, aber es gibt diplomatische Wege, die einen besseren Zugang zu den Vereinigten Staaten in der Arktis gewährleisten könnten.‘ Diese Diplomatie braucht Überstunden, um die Beziehung zwischen den USA und Dänemark wieder auf Vordermann zu bringen.“

Die Absage des Staatsbesuchs erfolgt, nachdem die dänische Statsministerin Mette Frederiksen die Möglichkeit, dass die USA Grønland von Dänemark kaufen zu können, eindeutig abgelehnt hat „Grønland steht nicht zum Verkauf. Grønland ist nicht dänisch, Grønland ist grönländisch. Ich hoffe beharrlich, dass es nicht ernst gemeint ist“, sagte die Statsministerin.

Donald Trump bekräftigte das strategische Interesse der USA am Kauf von Grønland am Wochenende, erklärte jedoch auch, dass der Kauf nicht ganz oben auf der Liste der Dinge stehe, die er mit Mette Frederiksen besprechen wollte.

Lillian Gjerulf Kretz schätzt, dass die Ablehnung dann eine Absage des Staatsbesuchs ausgelöst hat, wahrscheinlich weil der Präsident unstaatsmännisch, wie Donald Trump nun einmal ist, schlicht und einfach wütend geworden ist und sagt: „Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es für Präsident Trump nur um Loyalität geht – und ums Gewinnen. Dies zeigt, dass er schockiert darüber ist, dass Ministerpräsidentin Mette Frederiksen deutlich gemacht hat, dass ,die Kolonialzeit des Kaufs und Verkaufs anderer Länder zum Glück vorbei ist‘.“

Anscheinend hat die Absage auch Trumps eigene Verwaltung und Diplomaten überrascht, sagt Lillian Gjerulff-Kretz. Die US-Botschafterin in Dänemark, Carla Sands, schrieb einige Stunden vor Trumps Absage auf Twitter: „Dänemark ist bereit für den Präsidenten. Es heißt Präsident Trump als Partner, Verbündeten und Freund willkommen.“

Normalerweise sind außergewöhnliche Argumente erforderlich, um einen Besuch dieses Kalibers so kurzfristig abzusagen, sagt Lillian Gjerulf Kretz und merkt an: „Es ist unerhört! Trump hat alle Regeln des Diplomatie-Handbuchs gebrochen. Wir sprechen über nationale Krisen oder Todesfälle in der Familie. Um zu verstehen, wovon wir sprechen, hat die dänische Königin Margrethe 2016 einen Staatsbesuch in der Türkei abgesagt, als das Land in einer Krise war.“

Die Absage hat auch zu Gesprächen hinter den Kulissen geführt, sowohl zu Hause als auch in den Vereinigten Staaten, wobei politische Gegner und liberale Medien wie „CNN“ und die „Washington Post“ die Absage als zu peinlich empfanden. Sogar „Fox News“, der als Tumps „Haussender“ ansonsten stets zugunsten des Präsidenten ist, hat seine Entscheidung kritisiert.

Das Interesse der USA, Grønland zu kaufen, ist unter anderem auf die strategische Lage der Insel in der Arktis und das Vorhandensein natürlicher Ressourcen zurückzuführen.

In seinem Tweet gab der US-Präsident Mette Frederiksen zu bedenken, dass er sowohl für die Vereinigten Staaten als auch Dänemark für eine großartige Entscheidung getroffen habe, indem er seine Ablehnung so direkt aussprach. Er schrieb auch, er freue sich darauf, „irgendwann in der Zukunft“ einen neuen Termin für einen Staatsbesuch in Dänemark zu vereinbaren.

von

Günter Schwarz – 21.08.2019