Volksnahe Dronning Margrethe II. mit „Ecken und Kanten“
(Flensburg) – Schlewig-Holstein, das über Jahrhundert dänisch war, bekommt am Dienstag, dem 3. September, königlichen Besuch von der Monarchin Dänemarks, Dronning Margrethe II.. Vier Tage plant sie die ehemaligen dänischen Herzogtümer Slesvig (Schleswig) und Holsten (Holstein) aufzusuchen und der hier lebenden dänischen Minderheit einen Besuch abzustatten.
Die Visite von Margrethe II. bietet Dänen und Deutschen reichlich Gelegenheit, Ihrer Majestät zuzuwinken. Die Feierlichkeiten markieren den Auftakt zum Jubiläum der 100-jährigen deutsch-dänischen Grenzziehung, die in Dänemark als Wiedervereinigung des Landes in die Geschichtsbücher Einzug gefunden hat.
Damit wurde die Grenze an der Kongeå (Königsau) nördlich von Ribe und kurz vor Kolding nach dem 2. Slesvigske Krig (Deutsch-Dänischer Krieg) von 1864 nach Süden zwischen Frøslev und Flensburg im Osten und nördlich von Süderlügum im Westen festgelegt. Somit wurde zumindest der nördliche Teil des ehemaligen Herzogtums Slesvig wieder dänisch. In Deutschland wird dieses Gebiet heute als Nordschleswig bezeichnet, während es in Dänemark Sønderjylland genannt wird.
In den Neujahrsansprachen, welche die Dronning Margrethe II. alljählich zum Jahreswechsel hält, gelangen auch stets Grüße und gute Wünsche zum Neuen Jahr zumindest an die dänische Minderheit südlich der Grenze. Sie spricht auch vom Modellcharakter, wie die Deutschen und Dänen heute im Grenzgebiet zusammenleben und dass Deutsche und Dänen stolz darauf sein können, dass das so gut funktioniert. Ihr Vorgänger im Amt, ihr 1872 verstorbener Vater, Kong Frederik IX., unterließ es seinerzeit noch tunlichst, sich zu den Minderheiten beiderseits der Grenze zu äußern oder gar der dänischen Minderheit in Deutschland ein Besuch abzustatten. – Zu frisch waren noch die Wunden des deutschen Überfalls auf Dänemark am 9. April 1940 und die Besatzungszeit bis zum 5. Mai 1945.
Die Königin unterhält dagegen eine gute und enge Beziehung zum deutsch-dänischen Grenzland. Sie ist seit ihrer Kindheit immer wieder auf das Schloss Gråsten (Gravenstein) auf der dänischen Seite der Flensburger Förde gefahren. Das ist die Sommerresidenz der dänischen Königsfamilie. Margrethe II. verbindet sehr schöne Erinnerungen mit diesem Ort, weil sie da als Kind geritten ist. Sie hat dort auch ihre schwedischen Vettern und Cousinen getroffen, und sie haben zusammen gebacken, gekocht, sind Fahrrad gefahren. Es ist eigentlich bis heute das familiäre Paradies der dänischen Königsfamilie.
Bei den Aufenthalten in Gråsten hat sie von klein auf mitbekommen hat, wie der geschichtliche Hintergrund dieser Grenzregion gewesen ist. Sie ist selber im Krieg geboren – 1940. Ihr Vater hat immer wieder darüber gesprochen, was in dieser Region alles passiert ist. Er hat ihr die Kriegsgräber gezeigt und hat ihr von den Dybbøl Skanser (Düppeler Schanzen) erzählt. Sie ist also sehr bewusst mit den Themen der deutsch-dänischen Grenzziehung aufgewachsen.
Schloss Schackenborg in Møgeltønder bei Tønder ist in den 1970er Jahren in den Besitz der Königsfamilie gekommen. Und in den 1990er Jahren hat ihr jüngerer Sohn Joachim das Schloss und die dazugehörige Landwirtschaft übernommen. Er hat da auch mit seiner zweiten Frau Marie teilweise gelebt. Dieses Schloss ist von Prinz Joachim aber wieder aufgegeben worden. Es hieß, die Familie will lieber in København leben, weil es mit den königlichen Pflichten nicht vereinbar sei, so weit weg von der Hauptstadt zu wohnen. Man weiß aber auch, dass es da wirtschaftliche Probleme mit der zum Schloss gehörenden Landwirtschaft gab.
Dronning Margrethe II. ist jedoch Königin aller Dänen, egal ob sie im In- oder Ausland leben. Insofern sind das auch die Dänen, der in Schleswig-Holstein lebenden Minderheit ihre „Untertanen“. Deutlich öfter als wir es vielleicht mitkriegen, hält sie sich auch inoffiziell oder privat in Deutschland auf. Sie sieht die dänische Minderheit wohl als Brücke nach Deutschland, denn Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Dänemarks.
Margrethe hat enge Beziehungen zu Deutschland bzw. zu Schleswig-Holstein, aus dem ihre Vorfahren stammen. Sie hat auch deutsches Blut in ihren Adern – auch wenn das die Dänen sicher lange Zeit nicht hören wollten und auch die zahlreiche deutsche Verwandtschaft am dänischen Königshaus nicht so gern gesehen war. Dronning Margrethe ist quasi die Nachfahrin eines Schleswig-Holsteiners – nämlich von dem auf Schloss Gottorp in Schleswig geborenen Kong Christian IX. (1863 – 1906) und der als Stammvater der glückburgischen Linie bezeichnet wird, die bis heute auf dem dänischen Thron sitzt.
Dronning Margrethe spricht auch fließend Deutsch. Sie ist sowieso eine sehr intelligente, gebildete, sehr sprachversierte Frau und spricht sechs Sprachen.
Kronprinz Frederik wird seine Mutter eines Tages ablösen und König von Dänemark werden. Doch er muss sich sicher noch gedulden, bis er an der Reihe ist,worüber er selbst wahrscheinlich ganz froh ist. Er hat vier mehr oder weniger kleine Kinder und freut sich sicherlich, auch Zeit für die Familie zu haben. Und in dem Moment, wenn er König wird, wären natürlich seine Aufgaben und Verpflichtungen größer. Er wird so lange warten, bis die Königin eines Tages verstorben sein wird. Die Königin hat ja immer wieder gesagt, dass sie nicht in Rente gehen wird, so lange sie geistig fit ist. Insofern hat sie ihr Amt als eine lebenslange Pflicht begriffen.
Dronning Margrethe ist eine Frau, die Vorbildcharakter hat. Nicht nur, dass sie sehr gut ausgebildet ist. Sie hat in London, Paris, København und Aarhus studiert, und sie ist unglaublich kreativ. Sie schafft es sogar, neben dem Amt der Monarchin auch noch Bücher zu übersetzen, Gewänder zu entwerfen, zu malen oder, Ausstellungen zu organisieren. Und sie ist sehr geschätzt und beliebt im eigenen Land. Sie ist volksnah – mit Ecken und Kanten.
von
Günter Schwarz – 01.09.2019