(Trelleborg) – Es ist jetzt möglich, einen Zug zu Ehren der unter tragischen Umständen verstorbenen Kim Wall zu benutzen. Nach der von einem Dänen ermordeten Journalistin Kim Wall wurde jetzt ein Nahverkehrszug in der schwedischen Provinz Skåne benannt, der am gestrigen Samstagmorgen erstmals vom Bahnhof in Trelleborg seine Fahrt startete.

Kim Walls Eltern, Ingrid und Joachim Wall, sowie ihr dänischer Freund Ole Stobbe waren anwesend, um den neuen Zug einzuweihen und auf seine Jungfernfahrt zu schicken. „ Sie ist so viel mit Bus und Bahn gereist. Es war etwas, das sie wirklich zu schätzen wusste. Es ist fantastisch und eine große Ehre“, sagte Ingrid Wall der schwedischen Lokalzeitung „Trelleborg Allehanda“, als diese die beabsichtigte Namensgebung bereits im April vorstellte.

Kim Wall ist in Trelleborg aufgewachsen, wo ihr Zug am Samstag eingeweiht wurde. Sie arbeitete als freie Journalistin und lieferte Texte für eine Reihe von englischsprachigen Nachrichtenmedien wie „Time“, „VICE“, „The New York Times“ und „The Guardian“.

Sie bereiste weite Teile der Welt und berichtete unter anderem aus China, Nordkorea, Sri Lanka und Haiti. Zur gleichen Zeit absolvierte sie eine journalistische Weiterbildung in London, New York und Paris.

Kim Walls Eltern und ihr Freund zusammen mit dem Lokführer Foto: Byrd / Khaleel Kassab

Kim Wall fuhr im August 2017 mit dem Erfinder Peter Madsen in seinem U-Boot von der Insel Refshale in København in die Køge Bugt (Bucht) und kehrte nie zurück. Nach kurzer Suche und den Funden von Leichenteilen wurde klar, dass Kim Wall gewaltsam getötet worden war.

Im April 2018 wurde Peter Madsen in København zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, weil er Kim Wall laut Anklage wegen der Vertuschung der Verbrechen von sexueller Belästigung, Vergewaltigung, unanständigem Verkehr mit Leichen und Verstoß gegen die Vorschriften für die Sicherheit im Seeverkehr getötet hatte.

Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, doch obwohl Peter Madsen sich für unschuldig erklärte, legte er nur Berufung gegen das Urteil ein und nicht gegen die Schuldfrage. Im September 2018 bestätigte das Østre Landsret (Landgericht Ost) das Urteil.

Kim Walls Journalistenfreunde haben Aufnahmen von ihrer Freundin gesammelt, um ihre Geschichte zu erzählen. Foto: Screendump / Adam Perez / Kim Wall Memorial Fund

Es ist ein sogenannter „Ziegenzug“ (Triebwagenzug), wie er auf Schwedisch heißt und zu Ehren von Kim Wall benannt wurde. „Pågatåg“ (Gliedzug) ist der Name für die elektrischen Nahverkehrszüge in Schweden, die in weiten Teilen der Region Skåne unter der Bezeichnung „Skånetrafikken“ (Schonenverkehr) verkehren.

„Påg“ (Glied) ist ein skånsk (schonisches) Wort und bedeutet Glied oder auch Junge. Als die ersten „Pågatåge“1983 fuhren, wurden sie alle nach einem bekannten Aussehen des männlichen Geschlechts benannt – fiktiv oder real – das einen besonderen Eindruck hinterließ.

Einige der neuen Züge, die im Laufe der Jahre seit 1983 eingeführt wurden, erhielten jedoch Mädchennamen, wie auch jetzt der „Kim Wall Zug“. Es gibt insgesamt 99 Züge davon, und einige der anderen Züge sind auch nach Personen benannt, die den dänischen Nachbarn der Provinz Skåne vielleicht bekannt vorkommen.

Unter anderem Kurt Wallander – die fiktive Figur aus der gleichnamigen Fernsehserie nach Henning Manell, „Tycho Brahe“ – der in Skåne geborene dänische Astronom, Saga Norén – die fiktive Figur aus der Fernsehserie „Broen“ ( Die Brücke) und Harald Blåtand (Harald Blauzahn = Kong Harald I.) – der dänische König, der es geschafft hat, die nordischen Reiche in Dänemark zu vereinen.

Der Zug fährt ausschließlich in Skåne. Foto: Byrd / Khaleel Kassab

von

Günter Schwarz – 08.09.2019