In unseren Zeiten der „Fridays for future“ Bewegung geraten Schüler nicht selten in den Mittelpunkt politischer Kritik. Obwohl ein Interesse und Engagement für den Planeten keinesfalls „falsch“ ist, wird gern auf dem Verhalten der Schüler herumgestochert.

Jeder der Schüler habe ein Handy, oder ginge gern auf Flugreisen, hagelt es in der Kritik. Das ist grober Unfug. Als „bizarr“ könnte man lediglich die sog. „Elterntaxis“ bezeichnen, die allmorgendlich den Verkehr vor einer Schule lahmlegen. Warum müssen sich die Damen und Herren 4t.-Klässler im SUV zur Schule fahren lassen? Schulen selbst reden auch schon nicht mehr von „Unterrichtsbeginn“, sondern weisen „Bringzeiten“ in Elternbriefen aus. Ist da gesundheitlich noch alles in Ordnung in den Köpfen dieser „Bringzeiten“-Korrespondenten?! 

Unser Junge geht selbstständig zur Schule; bzw. radelt dorthin. Regelmäßig gelingt es ihm, etwas großzügig zu bummeln, doch kommt er an. Ihm wäre es ein Grusel, von Mama vor der Tür abgeladen zu werden. „Das‘ voll peinlich!“ wirft er ein, als meine Frau ihn an einem sehr knappen Morgen zur Schule fährt. Viele andere Eltern scheinen diesen Schulweg als Pflicht zu verstehen… eine sehr merkwürdige Auffassung in Zeiten von Klimademos und neu erwachendem Umweltbewußtsein. 

Warum sollten Kinder nicht mehr selbst zur Schule gehen können, wie Generationen von Schülern vor ihnen? Längere Wegstrecken und „Gefahrenzonen“ gab es schon immer. Zu meiner Zeit wurden Schüler aus den umliegenden Dörfern mit eigens dafür fahrenden Schulbussen gefahren und Gefahrenstellen im Umkreis der Schulen wurden von aus den höheren Klassen rekrutierten „Schülerlotsen“ reguliert. Gibt es das alles nicht mehr, bzw. ist das so fern von unserem relativen Verständnis? Es scheint fast so.

Dass ein Kind unter Umständen ein Maß an „Eigenverantwortung“ lernen könnte, indem es von Punkt B pünktlich an Punkt A erscheinen muss, sei ganz freigestellt und sicherlich vom Einzelfall abhängig. Es sind komische Zeiten, in denen wir leben. Das ist ganz unumstößlich eine Tatsache.