Björn Höcke bricht ZDF-Interview ab
(Erfurt) – Mittwochnachmittag in Erfurt – ZDF-Interview mit dem thüringischen AfD-Vorsitzenden Björn Höcke. Den Termin hat Höckes Büro vorgeschlagen. Es geht um Höckes bundespolitische Bedeutung in der AfD und um seine Sprache. Um Äußerungen wie diese: „Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutschen keine halben Sachen, dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt.“ Dieses Zitat von Björn Höcke hat „Berlin direkt“ AfD-Abgeordneten vorgelegt. Und sie gefragt: „Ist das aus ,Mein Kampf‘ oder von Herrn Höcke?“
„Wenn, eher aus ,Mein Kampf‘ würde ich sagen, aber nicht von Herrn Höcke,“ sagte der AfD-Abgeordnete Jens Maier. Und der stellvertretende AfD-Vorsitzende Kay Gottschalk will sich nicht festlegen, hält aber offenbar beides für möglich: „Ich weiß jetzt wirklich nicht, aus welchem Buch Sie es haben“, antwortete Gottschalk.
Dass auch AfD-Abgeordnete sprachlich nicht mehr zwischen Höcke und Hitler unterscheiden können, lässt Höcke nicht gelten – ebensowenig, wie ein gut zwei Jahre altes AfD-Gutachten. In diesem Gutachten hat der damalige Bundesvorstand, zu dem neben Frauke Petry auch die heutige AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel gehörte, Höcke eine „Wesensverwandtschaft mit den Reden im Nationalsozialismus“ attestiert.
Der thüringische AfD-Chef und thüringische Spitzenkandidat zur Landtagswahl Ende Oktober Björn Höcke hat das ZDF-Interview abgebrochen, in dem es um seine Sprache und NS-Begriffe ging. Im Anschluss drohte der AfD-Spitzenkandidat dem ZDF sogar mit „massiven Konsequenzen“.
Ein brisantes Interview des ZDF mit dem AfD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen, Björn Höcke, hat mit einem Eklat geendet. In dem Gespräch, das am Sonntagabend in der Sendung „Berlin direkt“ ausgestrahlt wurde, ging es zunächst um die Sprache des Politikers vom rechtsnationalen Flügel und um NS-Begriffe.
Nach laut ZDF etwa zehn Minuten intervenierte Höckes Pressesprecher und sagte: „Ich würde sagen, das sollten wir einfach wiederholen. Das geht so nicht. Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben. Diese Emotionen, glaube ich, sollte man so nicht im Fernsehen bringen.“ Daraufhin brach Björn Höcke das Interview mit dem ZDF ab.
Eine Wiederholung lehnte der ZDF-Redakteur ab. „Ich habe noch nie ein Interview fürs Fernsehen wiederholt, weil irgendwann es hieß, es läuft nicht entsprechend, wie wir uns das vorstellen“, sagt er. Wenig später antwortet Höcke: „Passen Sie auf, dann haben wir ein manifestes Problem. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat.“ Höcke war nach eigenen Aussagen davon ausgegangen, dass es in erster Linie um den Landtagswahlkampf gehen würde. Das ZDF betont, dass es laut Absprache nicht um Thüringen, sondern die bundespolitische Bedeutung Höckes gehen sollte.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Frank Überall, erklärte am Abend, es sei völlig richtig gewesen, dass sich der ZDF-Kollege nicht darauf eingelassen habe, das Interview in Höckes Sinne „weichzuspülen“. „Björn Höcke hat ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im besonderen aufgeschlagen“, kritisierte Überall.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey verteidigte das vorzeitig beendete Interview mit dem AfD-Politiker Björn Höcke. „Wir wollten keinen Eklat. Wir wollten einen Beitrag, der sich mit der Sprache der AfD und der Sprache von Björn Höcke auseinandersetzt“, sagte Frey am Montag im „ZDF-Mittagsmagazin“. „Wir wollten einen Beitrag zur Aufklärung leisten, keine Skandalisierung“, sagte er.
von
Günter Schwarz – 18.09.2019